Wie Alexander Zverev inmitten der Ergebniskrise den Turnaround schaffen kann
Seit dem Australian-Open-Finale steckt Alexander Zverev in der Krise. Mit dem Masters in Monte Carlo steht nun das erste Sandplatzturnier der Saison ins Haus. Sportpsychologe Prof. Dr. Rene Paasch erklärt, was Zverev jetzt ändern muss, um wieder erfolgreich mitzuspielen.
28.03.2025 | 16:08 Uhr
Er hat stark angefangen - und genauso stark nachgelassen. Im Januar stand Alexander Zverev wieder im Finale eines Grand-Slam-Turniers. Das dritte Mal in seiner Karriere, und erneut endete es für den Hamburger wie die anderen beiden Male: nicht erfolgreich.
Von Amelie Buckreus
Fünfsatz-Niederlagen musste er 2020 gegen Dominic Thiem bei den US Open und im vergangenen Jahr bei den French Open gegen Carlos Alcaraz hinnehmen. In Melbourne scheiterte er an Jannik Sinner. Diesmal in drei Sätzen. Deutlicher, schneller als zuvor - und mit Nachwehen.
Zverevs Australien-Frust hat sich längst in eine chronische Ergebniskrise gekehrt. Viertelfinal-Aus in Buenos Aires und Rio, Achtelfinal-Exit in Acapulco und zuletzt ernüchternde Leistungen beim Sunshine-Double in Indian Wells und Miami. Und das nach Sinners Dopingsperre als Nummer eins der Setzliste.
Zverev in der Krise: "Irgendetwas ist in ihm"
Anfang April zieht der ATP-Trott weiter über den großen Teich - von Zverevs (Un)Happy Place Miami in seine Wahlheimat. In Monte Carlo fällt der Startschuss für die Sandplatzsaison. Neuer Monat, neuer Kontinent, neuer Untergrund - zumindest die äußerlichen Bedingungen stehen für Zverev auf Neuanfang.
Doch außer des frühlingshaft-frischen Anstrichs scheint Zverev selbst an einer Stellschraube drehen zu müssen. An der mentalen. "Irgendetwas ist in ihm, warum wir das, was wir von außen erkennen, gerade wahrnehmen", sagt Sportpsychologe Prof. Dr. Rene Paasch.
Es bedürfe bei Zverev anderer Impulse, sagt er. Besonders neue Gesichter in seinem engsten Kreis könnten in der aktuellen mentalen Situation für Besserung sorgen. "Manchmal ist es schön, neue Geister mit reinzunehmen. Das bringt frischen Wind und man hat eine andere Perspektive", sagt er.
Zverev und Becker: Vom unerfüllten Wunsch zur Erfolgskombi?
Ein solches neues, wenngleich altbekanntes Gesicht, könnte Boris Becker sein. Als Zusatzcoach hat er bereits unter anderem mit Novak Djokovic zusammengearbeitet. Die Zverev-Becker-Kombination - für Tennisfans in Deutschland ist sie schon lange ein unerfüllter Wunsch.
Aber kann das funktionieren? "Ich möchte es gerne unabhängig von Boris Becker erklären: Wir alle, die für Leistungssportler oder ein Team arbeiten, haben die Aufgabe, alles dafür zu tun, dass dieser Sportler zum richtigen Zeitpunkt funktioniert", sagt Paasch.
Funktionieren um jeden Preis: Vom Druck der Leistungsgesellschaft
Probleme mit dem "Funktionieren" sind jedoch keine exklusiven Zverev-Angelegenheiten. Vielmehr hätte sich in Deutschland eine Leistungsgesellschaft etabliert, in der Ergebnisse die zugrundeliegenden Prozesse in den Schatten stellen würden. "Ich finde es sehr einseitig, nur auf Leistung zu gucken. Wir sollten genauer hinschauen, denn es hängt viel mehr daran, um am Ende des Tages zu funktionieren", erklärt Paasch.
Egal ob neuer Untergrund, Wahlheimat oder mentale Kehrtwende. Als derzeitige Nummer eins werden die Erwartungen an den Hamburger beim Masters in Monte Carlo hoch sein. Nicht nur in Deutschland.
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