Vor zehn Jahren gewann Shkodran Mustafi mit der deutschen Nationalmannschaft den WM-Titel in Brasilien. Nach seinem Karriereende 2023 schlug er einen Weg als Sky Experte und Trainer ein.
21.11.2024 | 10:28 Uhr
In der Sendung "HvK und Tusche - Dein Zweitligatalk" spricht er über seine neue Arbeit und die unverminderte Dankbarkeit über den Triumph in Rio. Außerdem erklärt er die anhaltenden Probleme seiner beiden Ex-Vereine Schalke 04 und Hamburger SV.
Von Hartmut von Kameke und Julius Ostendorf
Nach seinem Karriereende im vergangenen Jahr verstärkte der langjährige Arsenal-Spieler die Premier-League-Redaktion von Sky. Im Sommer trat Shkodran Mustafi zudem dem Trainerstab der deutschen U17-Nationalmannschaft bei. "Es macht natürlich Spaß, wieder ganz nah am Fußballfeld zu sein", sagte Mustafi im Gespräch mit Hartmut von Kameke und Torsten Mattuschka. "Ich habe selbst von U15 bis U21 alles gespielt und weiß genau, was in den Jungs vorgeht." Tatsächlich gewann der Verteidiger in eben jener U17, die er heute trainiert, im Jahr 2009 selbst die Europameisterschaft.
Im Trikot der deutschen Herren-Nationalmannschaft krönte sich Mustafi 2014 zudem zum Weltmeister in Brasilien. Eine Dekade danach habe ihn dieser Erfolg nach wie vor nicht losgelassen. "Jetzt merkt man nochmal, wie krass dieser Titel ist. Auch nach zehn Jahren läufst du durch egal welche Stadt in Deutschland und die Leute erkennen und feiern dich." Dabei erzählt Mustafi, dass er den WM-Sieg zu jener Zeit noch nicht einzuordnen wusste. "Damals war ich 22 und habe gar nicht verstanden, was da gerade los ist. Und jetzt merkst du, dass der Titel nach zehn Jahren immer noch präsent ist. Ich glaube, so wird es für die Ewigkeit sein."
Wie Mustafi schlug auch sein damaliger Mitspieler Miroslav Klose eine Karriere als Trainer ein. Der WM-Rekordtorschütze steht inzwischen beim 1. FC Nürnberg an der Seitenlinie. Nach durchwachsenem Saisonstart hat sich der Club rehabilitiert und ist seit fünf Spielen in der 2. Bundesliga ungeschlagen. Für Mustafi kein Zufall: "Ich finde, er hat sich richtigerweise dafür entscheiden, sich treu zu bleiben. Er hat gesehen, dass seine Arbeit Früchte trägt - zwar noch nicht im Ergebnis, trotzdem hat er gemerkt, dass die Mannschaft immer mehr von dem, was er ihr mitgibt, umsetzt. Jetzt hat er seine Belohnung dafür bekommen."
Umgekehrt ist die Situation beim Hamburger SV, bei dem Mustafi einst seine Jugendausbildung genoss. Auch in der siebten Zweitligasaison am Stück lässt der Aufstiegsaspirant die erhoffte Dominanz vermissen. "Man hat in den vorigen Saisons immer ein bisschen die Nerven verloren", erklärt er. "Daher finde ich es extrem wichtig, dass es mehr Konstanz gibt."
Als Positivbeispiel nennt Mustafi in diesem Zusammenhang den amtierenden Deutschen Meister Bayer 04 Leverkusen. "Man kann sich darüber unterhalten, ob sie letzte Saison immer Glück hatten, noch in der 96. Minute ein Tor zu schießen oder ob sie an ihre Sache geglaubt haben. Sie wussten, sie werden noch fünf Angriffe haben und dabei dreimal vorm Tor sein, weil sie Mechanismen haben, die greifen." Zwar habe die Mannschaft des HSV die nötige individuelle Klasse, doch fehle es ihr an dieser spielerischen Selbstverständlichkeit. "Wenn man es neben den Abläufen geschafft hätte, auch die individuelle Qualität einzupflanzen, dann wäre der HSV schon längst wieder in der ersten Liga."
Konstanz ist für Mustafi auch der Knackpunkt beim schwächelnden FC Schalke 04. "Die Erwartungen sind bei so einem riesigen Verein natürlich sehr hoch", sagt Mustafi, der 2021 selbst ein halbes Jahr für die Knappen gespielt hatte.
"Trotzdem muss man sich die Frage stellen, ob man dafür gut genug aufgestellt ist oder ob man die Erwartungen nicht doch runterschrauben muss, damit mal Ruhe einkehrt. Im Moment ist diese eben nicht gegeben, was es schwierig macht, in diesem Umfeld zu arbeiten. Die Spieler können sich gar nicht auf den Fußball konzentrieren, weil so viel drumherum passiert."
Als aktiver Spieler nimmt Mustafi die Entwicklung der absteigenden Traditionsvereine in Deutschland mit Sorge wahr. Neben dem HSV und Schalke 04 gehöre für ihn auch der 1. FC Köln in die Bundesliga. "Wir müssen mal darüber nachdenken, ob wir einfach 24 Teams in der ersten Liga haben wollen", schlägt er vor.
Die komplette Sendung von „HvK und Tusche - Dein Zweitligatalk" mit Shkodran Mustafi ist On Demand auf Sky Q und als Podcast auf allen gängigen Plattformen abrufbar.
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