Schumacher: "Bei Haas muss etwas passieren"
24.07.2023 | 14:34 Uhr
Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Formel-1-Themen. Nach dem Rennen in Budapest spricht der Sky Experte über die Kritik von Hülkenberg an seinem Team, das enttäuschende Rennen für Mercedes & den Aufschwung der McLaren sowie die Zukunft von Perez.
Schon wieder konnte Nico Hülkenberg im Haas trotz eines abermaligen starken Qualifyings keine Punkte einfahren. Nach dem Rennen kritisierte Hülkenberg sein Team und nahm die Mechaniker "in die Pflicht". Seine Kritik ist dabei absolut gerechtfertigt. Das gehört in dem Geschäft dazu und das Gesagte hat auch Maß und Ziel.
Es ist deutlich erkennbar, dass das Auto gut im Qualifying ist, aber aufgrund der Aerodynamik und des Reifenverschleißes nicht in den Rennen mithalten kann. Das ein Fahrer, der samstags in der Top Ten steht und dann nachher im Rennen hinten im Feld rumgurkt enttäuscht ist, ist nur logisch. Bei Haas muss jetzt dringend was passieren!
Im Hinblick auf seine Zukunft ist fraglich, wie viele andere F1-Möglichkeiten für Hülkenberg da sind. Wahrscheinlich wäre jede Option für ihn besser als Haas. Man hat den Eindruck von außen, dass in den anderen Teams mehr Potenzial steckt. Bei Williams wird beispielsweise viel Geld investiert und dort ist neuer Schwung reingekommen, aber auch bei Alpha Tauri. Bei Haas hat man dagegen den Eindruck, dass Stillstand herrscht.
Ein neues Cockpit zu finden für Nico ist aber nicht einfach. Er hat so ein bisschen das Image, dass er ein perfekter Qualifyer ist, aber im Rennen das Potenzial nicht so ganz ausschöpfen kann und deshalb möchte er unbedingt ein gutes Rennauto haben. Ich glaube, da hadert er jetzt grade so ein bisschen mit, dass er nicht die Möglichkeit hat, das zu beweisen. Ich finde trotzdem: Er macht einen super Job.
Neben Hülkenberg hat nach dem Ungarn-GP auch Toto Wolff ein ernüchterndes Fazit gezogen. Hamilton hatte zwar ein super Qualifying, liebt die Strecke, ist auf den Punkt gefahren und hat bewiesen, dass er - wie Hülkenberg - mehr Potenzial aus dem Auto rausholen kann für eine Runde. Im Rennen hat er allerdings dann den Start verpatzt und seine Podestchance früh verspielt. Gleich nach dem Fehler hat er sich aber dafür beim Team entschuldigt - das zeigt Größe!
Für mich ist aber klar, dass Russell das bessere Rennen am Sonntag gefahren ist, nachdem er sich im Qualifying selbst jeglicher Podestchancen beraubte. Es geht bei Mercedes sicherlich in die richtige Richtung, aber das Verhalten von Toto Wolff lässt eher darauf schließen, dass man zurzeit im Trüben fischt und das ist ja sehr ungewöhnlich und kennen wir nicht von Mercedes, die so viele Jahre dominiert haben.
Ich glaube, dass die Umstrukturierung in der Führungsetage Technik noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Man muss aber zur Ehrenrettung sagen, dass auch andere Teams wie Aston Martin zu kämpfen haben mit den stetigen Updates an den Autos - es ist eine verzwickte Lage in der Formel 1.
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Anders als die Mercedes und auch Hülkenberg erlebte McLaren in Ungarn schon wieder ein Fabel-Wochenende mit Platz zwei für Lando Norris und Rang fünf für Oscar Piastri. Man hört, dass man etwas am Auto gefunden hat, dass die Hinterachse beruhigt und man so in einem viel effizienteren Fenster fahren kann. Nach den schwachen Ergebnissen zu Saisonbeginn ist der McLaren auf der Überholspur und ich gehe davon aus, dass die starken Platzierungen der McLaren auch in den nächsten Rennen so weitergehen.
Das Team kann durchaus im Kampf um Rang zwei in der Formel 1 konkurrieren. Mit Norris und Rookie Piastri hat McLaren eine gute Fahrerpaarung. Gerade Piastri hat noch Potenzial, macht als Rookie aber einen unglaublichen Job und wird die nächsten Schritte gehen. Es herrscht Aufbruchsstimmung.
Zuletzt düster war die Stimmungslage dagegen bei Sergio Perez. Nach zahlreichen Patzern in den vergangenen Wochen ist nach dem Crash im ersten Freien Training in Ungarn wieder massiv Kritik eingeprasselt. Das Problem bei Perez ist die Konstanz. Er hat zu viele Schwankungen und ist vielleicht auch mental nicht stabil genug. Er ist einfach zu weit weg von Max und für mich sind seine Tage bei Red Bull gezählt.
Es ist unfair von uns, den Druck auf ihn zu erhöhen, aber gerade auch in der Zukunft, wenn andere Teams näher kommen, kann man es sich als Red Bull nicht leisten, dass ein Fahrer so deutlich langsamer ist als der andere. Das Team versucht logischerweise, Perez Glauben zu machen, dass sein Job nicht in Gefahr ist, aber ich glaube nicht, dass Perez im nächsten Jahr noch im Red Bull fährt.
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