Matthias Sammer über Neuer, Nagelsmann, den BVB, Bayern und den deutschen Fußball
"Sammer & Basile – der Hagedorn-Talk" wurde erstmals am Dienstagabend auf Sky Sport News ausgestrahlt.
07.10.2025 | 21:59 Uhr
Im neuen Sky Sport Format spricht Matthias Sammer unter anderem über Manuel Neuer, Bundestrainer Julian Nagelsmann und die Fehler im deutschen Fußball. Zudem findet der Europameister von 1996 lobende Worte für Niko Kovac und Vincent Kompany.
Matthias Sammer …
... über BVB-Trainer Niko Kovac und die Entwicklung von Borussia Dortmund unter ihm:
"Er hat es wunderbar geschafft, dass die Mannschaft wieder marschiert. Das ist mit allen Daten nachweisbar und nachlesbar. Er hat nicht nur gesagt, sie sollen mehr laufen, sondern dass sie dafür auch etwas tun müssen. Er hat an der Intensität und der Dauer geschraubt, das Grundlagentraining wieder implementiert und den Spielern Vertrauen gegeben. Das ist die positive Entwicklung, die es in Dortmund gegeben hat. Niko ist ruhig, hat die Erfahrung und ist gelassen. Er weiß, dass er die Unterstützung des Vereins hat."
... über Vincent Kompany und den FC Bayern:
"Er tritt auf wie ein 55-, 60-Jähriger - in Ruhe, in Souveränität, in Klarheit. So vermittelt er seiner Mannschaft Stabilität auf und neben dem Feld. Sie sind durch ihre Spielidee und individuelle Qualität nicht zu greifen, sind topfit, haben Geschwindigkeit, Kreativität und Technik. Sie sind nochmal besser geworden, auch gegen den Ball. Jetzt müssen sie das über die nächsten Monate kompensieren. Irgendwann kommt der Punkt, wo das vielleicht nicht so gut funktioniert. Dann kommt es darauf an, an einem schlechten Tag mit Persönlichkeit und Aura ein Spiel zu gewinnen. Die Symbiose aus Trainer und Mannschaft ist für mich im Moment die Nummer eins in Europa."
… darüber, ob Manuel Neuer mit zur WM 2026 fahren sollte:
"Wenn wir es uns leisten können, auf die Besten zu verzichten, dann sollten wir nicht den WM-Titel ausgeben."
... über die Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft:
"Wir sind nicht mehr fitter und läuferisch besser als die anderen Nationen. Das war immer eine große Stärke. Wir haben uns zwar fußballerisch verbessert, Spielideen entwickelt und das Positionsspiel gestärkt, aber man muss auch verteidigen können. Und wenn ich Länderspiele gesehen habe, war jeder Konter oder jede Situation, in der der Gegner den Ball hat, eine Gefahr. Es braucht die drei Punkte Körperlichkeit, als Mannschaft verteidigen zu können und zu wollen und wie man einen Teamgeist entwickelt. Julian Nagelsmann sucht Stabilität und das geht über Kontinuität und Vertrauen. Wir haben immer noch genug Qualität. Ich weiß nicht, ob wir um den Titel mitspielen können, aber in der Slowakei zu verlieren, macht keinen Sinn."
… darüber, was im deutschen Fußball falsch läuft:
"Wir müssen Mittelwege finden für die Kreativität und die Individualität unserer Spieler und daraus eine Mannschaft formen. Wir stellen die Idee über die Qualität des einzelnen Spielers. Das macht keinen Sinn. Die schlauen und guten Trainer haben immer darauf geachtet, was sie zur Verfügung haben und versucht, aus diesen Situationen heraus das Beste zu kreieren. Im Abwehrbereich sind wir gut, wir verteidigen nur nicht mehr gut. Wir müssen auch die Zweikämpfe wieder verbessern. Vielleicht sind wir uns mittlerweile zu schade für die Drecksarbeit. Ausdauertraining ist auch Drecksarbeit. Vielleicht sind wir zu bequem geworden. Weil Leute im deutschen Fußball in Positionen sind, die schön darüber reden können, aber davon keine Ahnung haben. Das sind teilweise die Leiter der Nachwuchsleistungszentren, die mehr Organisatoren als Fußballer waren. Wir müssen über die Trainerausbildung reden. Wir müssen über die Sportdirektoren reden. Sportdirektoren müssen doch mindestens mal Trainer gewesen sein. Die Sportdirektoren bewerten einen Trainer. Aber was wollen sie denn bewerten? Sieg oder Niederlage?"
... über die mögliche Präsidentschaft von Hans-Joachim Watzke beim BVB:
"Mir imponiert an ihm immer wieder die Verlässlichkeit seiner Aussagen. Wenn er etwas sagt, kann man sich blind darauf verlassen. Das ist selten geworden. Er hat meinen größten Respekt und meine Unterstützung dafür, wie er den Verein führt."
... über DFB-Abwehrchef Antonio Rüdiger:
"Er ist ein super Spieler, der die Champions League als Stammspieler bei Real Madrid gewonnen hat - worüber reden wir?"
... über Florian Wirtz und seine ersten Spiele für Liverpool:
"Definitiv bekommt er noch die Kurve. Wir können ihm verzeihen, dass er nicht komplett durchgestartet ist. Er wird sich an die neuen Umstände, andere Liga, Trainingsumstellung etc., gewöhnen und dementsprechend ist es nur eine Frage der Zeit, bis er seine Klasse in der Premier League zeigt."
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