Pauli-Profi Bouhaddouz als Unglücksrabe
16.06.2018 | 08:43 Uhr
Hoffnung in der Hammergruppe - mit dem zweiten Sieg seiner WM-Geschichte hat sich der Iran dank eines späten Eigentores in der extrem kniffligen Gruppe B die Chance auf das Achtelfinale erarbeitet. Bei seiner fünften Endrundenteilnahme bezwang das "Team Melli" im Duell der Außenseiter Marokko glücklich mit 1:0 (0:0). Allerdings warten noch Titelanwärter Spanien und Europameister Portugal.
Aziz Bouhaddouz war der einsamste Mann im riesigen Stadion von St. Petersburg. Der Stürmer des Zweitligisten FC St. Pauli, für den mit der WM-Nominierung ein Traum in Erfüllung gegangen war, sank nach seinem späten Eigentor bei Marokkos 0:1 (0:0) gegen den Iran zu Boden. Die Tränen schossen ihm in die Augen. In der fünften Minute der Nachspielzeit entschied Bouhaddouz eine Partie, die eigentlich keinen Sieger verdient hatte.
Während Bouhaddouz weinte, feierte der Iran. Bei seiner fünften Endrundenteilnahme schöpft das "Team Melli" Hoffnung auf das erste Achtelfinale seiner WM-Geschichte - auch wenn noch die großen Favoriten Spanien und Portugal warten. Der Sieg gegen Marokko war erst der zweite überhaupt für das fußballbegeisterte Land vom Persischen Golf nach dem 2:1 gegen die USA am 21. Juni 1998.
Marokko enttäuschte dagegen beim WM-Comeback nach 20 Jahren auf ganzer Linie. Die Nordafrikaner hatten in der Qualifikation kein einziges Gegentor kassiert und sich mit ihren in Europa ausgebildeten Jungstars und dem erfahrenen Kapitän Mehdi Benatia gute Chancen ausgerechnet. Nach einer ordentlichen Anfangsphase rückten der Sieg und damit die Aussicht auf das Achtelfinale jedoch von Minute zu Minute in weitere Ferne. Auch Amine Harit von Schalke 04 konnte vor den 62.548 Zuschauern kaum Akzente setzen.
Der Iran war über weite Strecken der Partie jedoch noch ungefährlicher. In der zweiten Halbzeit gaben sie nicht einen Schuss aufs Tor ab - und gewannen doch. Nervös und sichtlich beeindruckt von den lautstarken Fans der Marokkaner hatten sie anfangs fast jeden Ball beinahe freiwillig abgegeben. Marokkos Trainer Herve Renard freute sich am Feldrand über den Schwung seiner Elf, ärgerte sich aber über die schwachen Abschlüsse.
Die größte Chance der Marokkaner besaß der ehemalige Münchner Benatia (19.). Die Iraner atmeten durch, befreiten sich tatsächlich vom Dauerdruck ihrer Gegner und wurden sogar selbst gefährlich. Stürmer Sardar Azmoun hatte die Führung auf dem Fuß, scheiterte jedoch kurz vor der Pause (43.) ebenso am starken Torwart Monir El Kajoui wie Alireza Jahanbakhsh im Nachschuss. (sid)