Sky exklusiv || Brandt über Bellingham-Abgang und Sabitzer-Integration
07.08.2023 | 16:10 Uhr
Die DFB-Elf hat nur eins der vergangenen fünf Testspiele gewonnen. Mit Sky Reporter Marlon Irlbacher sprach Julian Brandt über die Krise der deutschen Nationalmannschaft - und über seine Ziele für die kommende Saison.
... die Pause nach der verpassten Meisterschaft: "Die ersten ein bis zwei Wochen waren heftig. Man verarbeitet alles nicht im ersten Augenblick, sondern braucht Zeit für sich. Ich bin fix aus dem Land raus und mit meinem Bruder an einen ruhigen Ort ans Meer gefahren, um einfach nicht von jedem darauf angesprochen zu werden. Dann ging es aber auch relativ schnell wieder nach vorne, weil du als Fußballer einfach gelernt hast, wie man mit Rückschlägen umgehen muss. Wir haben am Ende auch nicht die Zeit, um uns damit dauerhaft zu beschäftigen. Ich habe dann nach dem Urlaub mit vielen von den Jungs gesprochen und daraus ist auch eine riesige Motivation gewachsen. Wir hatten schnell wieder Bock darauf, dass die Saison losgeht und konnten uns körperlich gut erholen. Es war eine harte Nummer, aber wir haben als Mannschaft - so ist mein Gefühl - enorme Kraft gezogen."
... die Reaktion der Fans nach der verpassten Meisterschaft: "Das war unfassbar besonders und ich habe ja hier auch schon einiges erlebt in den vier Jahren beim BVB. Da fallen mir nicht viele andere Vereine ein, bei denen das auch so passieren würde. Das war unglaublich. Aus einer Enttäuschung heraus einer Mannschaft, die gerade kein gutes Spiel gemacht hat, Mut zuzusprechen - das ist etwas ganz Besonderes. Diese Werte lebt dieses Stadion und das macht die Fans des BVB so besonders."
... die Zielsetzung auf die kommende Saison: "Wenn wir den Schwung mitnehmen, den wir zur Rückrunde gehabt haben und aus gewissen Fehlern lernen, dann ist das Ziel definitiv oben wieder anzugreifen. Ich finde, wir sollten alle stolz auf unseren Verein sein. Demut ist weiterhin unser bester Freund. Ich bin ein Freund davon, gar nicht so viel zu erzählen, sondern da weiterzumachen, wo man aufgehört hat."
... den aktuellen Kader von Borussia Dortmund: "Wir bekommen in der Breite aktuell enorm viele Möglichkeiten, haben viele vielseitige Jungs. Als Erling Halland ging, hat sich auch jeder gefragt, wer die Tore schießen soll. Dann haben wir es auf mehrere Schultern verteilt und es hat super funktioniert. Nun geht Jude Bellingham zu Real Madrid. Auch ihn werden wir so gut es geht, versuchen zu ersetzen. Das Wichtigste ist, dass wir als Team funktionieren. Felix Nmecha und Ramy Bensebaini haben wir schnell integriert und ich bin guter Dinge, dass das auch mit Marcel Sabitzer funktionieren wird, zumal er deutschsprachig ist. Über die Teamchemie mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Jeder muss sein Ego hinten anstellen und fürs Team alles geben. Dann werden wir erfolgreich sein."
... seine persönlichen Ziele: "Mein persönliches Ziel habe ich in der letzten Saison knapp verfehlt und darüber bin ich auch noch enttäuscht. Ich möchte zweistellige Werte bei Toren und Assists haben. Das ist auch das, woran mich die Leute messen. Ich weiß, dass meine Positionen variieren und ich mal auf der 6 oder mal offensiver spiele, aber das ist der Maßstab, den ich mir selbst setze. Ich habe unter Edin Terzic nochmal an einigen Dingen geschraubt und mich verbessert, aber auch bei mir ist natürlich noch Luft nach oben. Ich bin noch nicht fertig und habe noch ein paar Themen, wo ich in dieser Saison noch einen Schritt machen und noch mehr in die Verantwortung gehen will."
... die Krise der deutschen Nationalmannschaft: "Grundsätzlich ist es im Fußball manchmal ganz einfach. Es geht gar nicht um die Details. Das Wichtigste ist erst einmal, dass du Spiele gewinnst. Es ist egal, ob du besser oder schlechter warst. Ich versuche das manchmal mit dem BVB zu vergleichen. Wir haben es geschafft, dass zum Ende der Saison alle gesagt haben, dass wir eine starke Runde gespielt haben, obwohl die Hinrunde nicht gut war. Das 4:3 gegen Augsburg oder der Last-Minute-Sieg in Mainz: Da hätten auch schlechte Ergebnisse bei rumkommen können. Wir haben die Spiele aber gewonnen. Das hat am Ende die Wende eingeleitet und das ist auch das Wichtigste beim DFB. Wir Spieler müssen verstehen, alle Egos hinten anzustellen und wieder in die Rolle zu schlüpfen, die der deutsche Fußball braucht. Argentinien hatte immer Messi, Portugal hatte immer Ronaldo, aber Deutschland kam immer übers Kollektiv und da müssen wir wieder hinkommen. Als Einzelspieler funktionieren wir alle, aber wir müssen beim DFB wieder als Team funktionieren."
Mehr zum Autor Marlon Irlbacher
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.