Schalke 04: Die Gründe für den historischen Fehlstart

Krisenstimmung auf Schalke

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Sky Reporter Dirk große Schlarmann spricht über die derzeitigen Probleme von Bundesliga-Absteiger Schalke 04. Die Königsblauen stecken nach drei Niederlagen aus vier Spielen in einer Form- und Ergebniskrise.

Vier Spiele, drei Pleiten, Platz 15. Während die Königsblauen mit der Niederlage gegen Holstein Kiel den schwächsten Saison-Start ihrer Zweitliga-Geschichte hingelegt haben, wird auch der Druck auf Trainer Thomas Reis immer größer. Die Fans pfeifen, die Stimmung droht zu kippen. Was wird aus der Mission "direkter Wiederaufstieg"?

"Es ist extrem bitter, das war brutal", haderte Kapitän Simon Terodde nach der 0:2-Heimniederlage gegen Holstein Kiel am Sky Mikro. Die Königsblauen mussten nach der Roten Karte für Ron Schallenberg nach einer Notbremse über 50 Minuten in Unterzahl spielen, konnten sich nach den Toren von Benedikt Pichler (15.) und Shuto Machino (59.) nicht mehr erholen. Im Gegenteil: "Wir sind mit dem 2:0 noch gut bedient", betonte der Angreifer.

Auch Reis musste nach dem Schlusspfiff feststellen: "Wir haben kein gutes Spiel gemacht, waren nicht griffig genug in der Rückwärtsbewegung, haben nach vorne zu viele Fehler gemacht." Nach dem historischen Fehlstart liegen die Knappen schon jetzt als 15. weit hinter den angestrebten Aufstiegsrängen zurück. "Da hilft es auch nicht zu sagen: Wir haben Qualität und müssen uns mal zusammenreißen. Da hängt es jetzt richtig schief", machte Sky Reporter und Schalke-Insider Dirk große Schlarmann bei Sky Sport News deutlich.

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Der Druck auf den Trainer wird immer größer, der zusammengebaute Kader von Sportdirektor Andre Hechelmann wird schon vor Ende des Transferfensters am kommenden Freitag hinterfragt.

Fehlplanung des Kaders

Schließlich wirkt das königsblaue Aufgebot alles andere als ausgeglichen: Während auf der Achterposition fast schon ein Überangebot herrscht, gibt es beispielsweise für Sechser Schallenberg, der nach seinem Platzverweis mindestens die kommende Partie gesperrt fehlen wird, keine adäquate Alternative.

Dazu ist und bleibt die Verteidigung eine große Baustelle: So stehen Reis mit Marcin Kaminski, Timo Baumgartl und Ibrahima Cisse lediglich drei fitte Innenverteidiger zur Verfügung, die allerdings nicht unbedingt mit Tempo glänzen können. "Die Defensive ist viel zu langsam und hat Defizite im Spielaufbau", kritisiert große Schlarmann.

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Auch auf den Außenverteidigerpositionen ist S04 mit Thomas Ouwejan, dem verletzten Cedric Brunner und dem technisch limitierten Allrounder Henning Matriciani zu dünn aufgestellt. Das ist beispielsweise beim zweiten Kiel-Treffer deutlich geworden, bei dem die Schalke-Defensive im Kollektiv gepatzt hat und drei Verteidiger an der Hereingabe von BVB-Leihgabe Tom Rothe vorbeigeflogen sind.

Verstärkungen sind zwingend notwendig - vor allem, nachdem Spieler wie Mehmet Can Aydin (Rechter Verteidiger, an Trabzonspor verliehen) und Kerim Calhanoglu (Linker Verteidiger, an Greuther Fürth verkauft) ohne Ersatzlösung abgegeben worden sind.

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Eine Fehlplanung der Verantwortlichen um Sportdirektor Hechelmann, der nun liefern muss. Bislang haben die Neuzugänge mit Ausnahme von Torhüter Marius Müller nur bedingt gezeigt, dass sie die notwendigen Verstärkungen sein können. Immerhin: Mit Derry John Murkin vom Eredivisie-Klub FC Volendam soll ein Spieler kommen, der zumindest die Lücke auf der Linksverteidigerposition nachhaltig schließen soll. Anlaufzeit kann ihm aufgrund der Verletzungssituation allerdings nicht gewährt werden.

Fehlende Flexibilität im System Reis

Auch das Reis'sche System muss langsam aber sicher hinterfragt werden. Der 49-jährige Trainer beharrt auf seinem 4-3-3. Ein System, das eigentlich pfeilschnelle Flügelflitzer voraussetzt. Für diese offensive Ausrichtung fehlen Reis allerdings die Mittel, Außenspieler stehen ihm nur bedingt zur Verfügung.

Kenan Karaman kann diese Rolle zwar ausfüllen, fehlt aktuell aber mindestens bis Mitte September verletzt. Generell kann er seine Stärken eher als hängende Spitze oder zweiter Stürmer ausspielen. Selbiges gilt für für Neuzugang Bryan Lasme (von Arminia Bielefeld gekommen). Bis auf die jungen Yusuf Kabadayi und Soichiro Kozuki gibt es auf den Außen keine weiteren Alternativen.

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In der Folge setzte Reis gegen Kiel Supertalent und Hoffnungsträger Assan Ouedraogo (gelernter Zehner) und Paul Seguin (zentraler Mittelfeldspieler) auf den Außen ein und auch Sturmtalent Keke Topp musste auf der ungewohnten Zehnerposition ran. Anstatt das System auf das zur Verfügung stehende Material zuzuschneiden - beispielsweise auf ein 4-4-2 - bleibt der Trainer seiner Linie treu.

Natürlich wird es von Schalke-Fans gern gesehen, dass Reis jungen Spielern die Chance gibt, sich auf der Zweitliga-Bühne zu beweisen. Am Ende wäre es aber sicher für alle Seiten von Vorteil, wenn sie auch auf ihren Parade-Positionen losgelassen werden.

Planlosigkeit im Spielaufbau

Wie in den Vorwochen wirkte die dezimierte Schalke-Elf auch gegen Kiel kopflos, planlos, ideenlos. "Diesen Eindruck hatte ich von ersten Minute", urteilt große Schlarmann. "Die Gegner machen das gut, indem sie Schalke hoch anpressen. Dann wissen sie gar nicht, wie sie hinten rauskommen." Das fängt mit dem defensiven Spielaufbau an und zieht sich bis zur Offensivaufteilung.

Nach der Heimpleite gegen Kiel herrscht Katerstimmung bei Königsblau: "Es stellt sich die Frage, wo man überhaupt anfangen soll", holt große Schlarmann aus: "Bei den Spielern, die scheinbar keine Einheit sind, bei Reis, weil trotz langer Vorbereitung noch keine Spielidee erkennbar ist oder bei Hechelmann, der eine sehr defensive Transferstrategie aufgrund der Finanzen angegangen ist."

Klar ist: Bei Schalke muss sich bis zum nächsten Spiel bei Aufsteiger Wehen Wiesbaden (Samstag, um 13 Uhr live auf Sky und im Liveticker auf skysport.de und in der Sky Sport App) vor allem leistungstechnisch einiges verändern -ansonsten droht die Stimmung komplett zu kippen und die Mission "direkter Wiederaufstieg" endgültig in Schieflage zu geraten.

Die Partie gegen Kiel sei schließlich kein Ausrutscher gewesen, machte große Schlarmann deutlich. "Es war einfach das, was in den ersten Spielen fortgeführt wurde. […] In der Form wird diese Mannschaft nicht funktionieren, auch nicht in den nächsten Wochen."

Mehr zum Autor Nico Ditter

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