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SC Freiburg: Nils Petersen beendet seine Bundesliga-Karriere

Nils Petersen: Der edelste aller Edeljoker

Mit Nils Petersen verlässt eine Freiburger Vereinslegende den Profifußball.
Image: Mit Nils Petersen verlässt eine Freiburger Vereinslegende den Profifußball.  © Imago

"Niemand ist größer als der Verein - aber du warst nah dran.", würdigten die Freiburger Fans den Mann auf einem Transparent, den sie im Breisgau alle nur "Fußballgott" nennen: Nils Petersen.

Am Ende dieser Saison hängt mit Nils Petersen einer der stillen Großen seine Fußballschuhe an den Nagel. Ein Spieler, der die Tugenden seines Herzensvereins wie kein Zweiter gespiegelt hat: unaufdringlich, bescheiden, bodenständig. Es gibt fanlagerübergreifend vermutlich niemanden, der Petersen nicht sympathisch findet.

Selbstreflexion statt Selbstdarstellung

Konträr zum Typus des klischeehaften Profifußballers hob sich Petersen stets von dem klassischen Bundesligaspieler ab. "Die Fußballbranche ist oberflächlich und wir Fußballer sind nicht so belesen", erklärte er 2017 in einem Interview und fügte hinzu, was später ins Finale zum Fußball-Spruch des Jahres kam: "Salopp gesprochen, verblöde ich seit zehn Jahren, halte mich aber über Wasser, weil ich ganz gut kicken kann." Selbstreflexion statt Selbstdarstellung.

"Ich habe nichts gelernt, keine Ausbildung gemacht, die anderen Leute können wahrscheinlich viel mehr als ich. Manchmal schäme ich mich, weil ich so wenig Wissen von der Welt besitze", sagte er weiter. Die Zuschauer im Freiburger Europa-Park Stadion seien "insgesamt wohl intellektueller und schlauer als ich". Auch innerhalb des Vereins fand die besonnene Art von Petersen von Anfang an Zuspruch.

"Alle Spieler sollen sich ein Beispiel an Nils nehmen. Er ist ein Vorbild", adelte Freiburg-Trainer Christian Streich den scheidenden Stürmer nach dem 2:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg. "Es ist nicht immer nur der eine Weg, den es gibt. Das ist alles kein Zufall. Alle lieben den Nils. Er ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit."

Erstligadebüt bei Energie Cottbus

Der Weg begann für Petersen im beschaulichen Wernigerode im Harz. Bei Carl Zeiss Jena, sammelte er seine ersten Erfahrungen als Zweitligaprofi, 2009 wechselte Petersen zu Energie Cottbus, wo er in der Bundesliga debütierte. Nach steinigem Anfang erkämpfte sich der heute 34-Jährige allmählich seinen Stammplatz beim damals in die Zweite Liga abgestiegenen Cottbus. In der Saison 2010/ 2011 wurde Petersen schließlich mit 25 Toren Torschützenkönig in der zweithöchsten deutschen Spielklasse.

Die nimmermüde Einstellung zog sich durch seine gesamte Karriere. Zu Petersens Tor in seinem letzten Heimspiel sagte Freiburg-Kapitän Christian Günter am Freitagabend, er habe es "sowas von verdient", für "all die Jahre, wo er für uns die Knochen hingehalten hat, den Kopf hingehalten hat, uns immer wieder auch mitunter aus der Scheiße gezogen hat".

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Schwierige Zeit beim FC Bayern

2011 wechselte Petersen nach München zum deutschen Rekordmeister. Vermutlich ein Schritt zu früh, wie man im Nachhinein feststellen muss. Bei den Bayern vermochte sich Petersen nicht gegen Mario Gomez und schließlich auch Mario Mandzukic und Claudio Pizarro durchzusetzen.

Es folgte eine Leihe nach Bremen, wo er anschließend auch fest verpflichtet wurde. Bei Werder erzielte Petersen in der Saison 2012/13 in 35 Pflichtspielen beachtliche elf Tore. Unter Neu-Trainer Viktor Skripnik kam Petersen aber nur noch sporadisch zum Einsatz, zur Rückrunde 2014/ 15 wechselte Petersen dann zunächst auf Leihbasis und schließlich fest in die Stadt, in der er schließlich zum Fußballgott avancierte: nach Freiburg.

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Nils Petersen beendet nach Saisonende seine aktive Karriere. Der Stürmer des SC Freiburg äußert sich dazu im Interview und geht auf den Zeitpunkt und die Umstände des Endes seiner Laufbahn.

Vereinslegende in Freiburg

Bereits bei seinem Debüt erzielte er beim 4:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt einen lupenreinen Hattrick - nach Einwechslung. Es sollte zum Wesensmerkmal von Petersen werden. Heute hält der edelste aller Edeljoker mit weitem Abstand den Rekord für Tore nach Einwechslung. Beim gestrigen Sieg gegen den Wolfsburg schoss Petersen sein 34. Jokertor. Auf dem zweiten Platz ist Claudio Pizarro mit 21 Treffern.

In Freiburg wurde Petersen Stammspieler, Publikumsliebling, zweimaliger Nationalspieler und schließlich alleiniger Freiburger Bundesliga-Rekordtorschütze. Mit seinen Leistungen hätte sich Petersen auch anderen Vereinen anschließen können, bis zuletzt blieb er den Freiburgern aber treu, wie auch Günter nach Abpfiff betonte: "Die Anerkennung ist völlig zu Recht. Der Nils war über Jahre dem Verein treu, er hätte bestimmt mal ein anderes Angebot annehmen können."

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Ein märchenhafter Abschied

Kurz hatte Petersen am Freitagabend daran gedacht, seine Karriere doch noch fortzusetzen. "Nach dem zweiten Tor dachte ich, es kommt nochmal ein Vertragsangebot rein". Das Tor wurde schließlich vom VAR zurückgenommen, ohnehin befand er, man solle schließlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Und märchenhafter hätte der Abend wahrhaftig nicht verlaufen können. In seinem aller letzten Heimspiel schoss Nils Petersen - wie könnte es anders sein - nach Einwechslung sein erstes Saisontor in einer für ihn schwierigen Spielzeit und hält damit die Hoffnung auf die erste Qualifikation für die Champions League in der Vereinsgeschichte des SC am leben.

"Hätte ich ein Drehbuch schreiben müssen, wäre es genau so gewesen. Es sollte heute alles so sein. Ich bin unfassbar dankbar", sagte Petersen nach dem Abpfiff überglücklich. Das Leben mag ein schlechter Autor sein, aber der Fußball schreibt immer noch die besten Geschichten.

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