Neuer Spin in der T-Frage
06.12.2023 | 14:14 Uhr
Es ist die personell wohl größte Frage vor der EURO 2024 in Deutschland: Wer hütet kommenden Sommer das Tor als Nummer eins der deutschen Nationalmannschaft? Manuel Neuer oder Marc-Andre ter Stegen? Am Dienstag hat die Saga einen neuen Spin bekommen.
Lange war die Antwort auf die Frage, wer im deutschen Tor beim nächsten großen Turnier steht, nicht mehr so offen, wie sie es vor der EURO 2024 in Deutschland aktuell ist. Am Dienstag hat die Saga rund um das Duell Neuer/ter Stegen einen neuen Spin bekommen. Das Momentum liegt nun wieder vollends auf Neuers Seite.
Wer hätte das noch vor ein paar Monaten gedacht? Fast genau ein Jahr ist es her, dass sich Neuer bei einem Skiunfall das Schien- und Wadenbein gebrochen hatte. In der Öffentlichkeit wurde bereits über ein mögliches Karriereende des mehrmaligen Welttorhüters debattiert. Immer wieder warfen ihn auch kleinere Blessuren während seiner Reha zurück. Immer wieder versicherten der FC Bayern und auch Neuer selbst, dass er zu alter Stärke zurückkehren werde. Ter Stegen lieferte dagegen in der Zwischenzeit in bei Barca Glanzleistungen ab, in der Nationalmannschaft zeigte er gute Spiele, ging aber im Negativstrudel des DFB mit unter.
Trotzdem standen bis Anfang Oktober die Chancen des La-Liga-MVP, als Nummer eins ins Turnier zu starten, so gut wie nie zuvor. Das hat sich nun geändert.
Aufgrund anhaltender Rückenbeschwerden muss ter Stegen sich einer Operation unterziehen. Das gab der FC Barcelona am Dienstag bekannt. "Die Pause ärgert mich natürlich. Es ist die richtige und sichere Entscheidung, um unter den besten Bedingungen für meinen Klub und die Nationalmannschaft zurückzukommen", schrieb ter Stegen bei Instagram.
Unabhängig von der genauen Ausfallzeit wird der 31-Jährige das eine oder andere Spiel verpassen, in dem er sich auszeichnen kann. Ter Stegen wird nun zuschauen müssen, wie sich sein 38-jähriger Kontrahent ins Rampenlicht spielt. Neuer wirkt seit seinem Comeback Mitte Oktober schon fast wie der Alte.
Somit verschiebt sich das Momentum, das ter Stegen bei der Amtsübernahme von Julian Nagelsmann als Bundestrainer noch auf seiner Seite wusste, im Rekordtempo immer mehr zu Gunsten Neuers. Dessen DFB-Kredit aufgrund seiner Qualität und seiner Verdienste seinem Konkurrenten einfach unerschöpflich erscheinen müssen.
Sieben Pflichtspiele absolvierte der Weltmeister von 2014 in dieser Saison bereits und zeigte ein ums andere Mal, wieso er auch nach elf Monaten im Krankenstand, wenn andere schon längst abgeschrieben worden wären, immer die Chance hatte, ins DFB-Tor zurückzukehren. Wenngleich die größten Prüfungen erst im Frühjahr kommen werden.
Schon bei der Vorstellung des offiziellen EM-Balls ließ Neuer keinen Zweifel daran, dass er im hinter sich liegenden Berliner Olympiastadion das Finale mit der deutschen Nationalmannschaft und damit auch als Nummer eins die EM bestreiten will. Im März will er gegen Frankreich oder die Niederlande sein DFB-Comeback geben. "Es ist natürlich mein Ziel, bei den März-Länderspielen wieder dabei zu sein. Da will ich ehrgeizig angreifen", sagte Neuer Mitte November.
Aktuell ist offen, wie Nagelsmann die letzten Bewährungsproben vor der EM angehen will und wann er seine Entscheidung verkündet, wen er spielen lässt. Momentan sieht es danach aus, als wäre ter Stegen schon jetzt auf dem Weg zur deutschen Nummer eins aufgrund bitterer Umstände von Neuer überholt worden. Die Frage ist, ob er noch einmal aufholen kann.
Mehr zum Autor Max Georg Brand
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.