Götze exklusiv über DFB-Comeback: "Gehören immer mehrere dazu"
16.12.2021 | 15:02 Uhr
Mario Götze spielt seit Oktober 2020 für die PSV Eindhoven. Am Montag verlängerte der 29-Jährige seinen Vertrag bis 2024. Im exklusiven Sky Interview spricht der Weltmeister von 2014 über seine Verlängerung, Trainer Roger Schmidt, Hansi Flick und beantwortet die Frage nach einem Comeback im DFB-Team.
Sky Sport: Mario Götze, was sprach am Ende für Ihre Vertragsverlängerung in Eindhoven?
Mario Götze: Das Komplettpaket. Einfach die Situation, wie sie sich letztes Jahr für mich entwickelt hat, wie wir diese Saison gespielt haben, die Konstellation der Mannschaft mit dem Trainerteam, die Philosophie, die Infrastruktur hier, auch mit dem Wissen, dass die Corona-Situation ein bisschen besser geworden ist und wir wieder Fans im Stadion haben. Das alles hat den Ausschlag dafür gegeben, dass ich verlängert habe.
Sky Sport: Das waren jetzt alles sportlich Gründe. Fühlen Sie sich auch persönlich wohl?
Götze: Ja, das eine geht Hand in Hand mit dem anderen. Sportlich und privat ist es super, ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben. Die Mannschaft ist super, auch das Drumherum passt. Ich bin rundum happy. Das letzte Jahr war sehr speziell wegen Corona und der Maßnahmen, aber das ist ja jetzt besser geworden. Ich bin sehr, sehr glücklich über das letzte Jahr und wie es jetzt gelaufen ist.
Sky Sport: Wie viele niederländische Klischees können Sie schon bedienen? Fahren Sie häufiger Fahrrad als in Deutschland?
Götze: Das ist auch ein bisschen schwierig wegen der Corona-Maßnahmen, aber man sieht auf jeden Fall deutlich mehr Fahrradfahrer als in Deutschland. Es gibt hier eine andere Kultur und Struktur als in Deutschland, aber vieles ist grundsätzlich trotzdem sehr ähnlich.
Sky Sport: Wie wichtig war Roger Schmidt für Ihre Entscheidung?
Götze: Sehr wichtig. Für einen Spieler ist grundsätzlich der Trainer die wichtigste Personalie. Deswegen hat er eine sehr wichtige Rolle gespielt. Sowohl letztes als auch dieses Jahr.
Sky Sport: Was macht ihn so speziell?
Götze: Seine Art und Weise, wie er Fußball denkt und spielen lassen möchte. Es hat sich gut entwickelt in der Vorbereitung und den CL-Quali-Spielen. Die Art und Weise, sehr aktiv und offensiv Fußball zu spielen, hohes Tempo zu gehen und zu versuchen, dies alle drei Tage umzusetzen. Auch der Umgang mit den Spielern und wie er das Training angeht, das macht ihn besonders.
Sky Sport: Spezielle Beziehung zum Trainer, Wohlfühlen im Umfeld. War und ist das hier in Eindhoven eine Art Durchatmen für Sie?
Götze: Ja, also teilweise schon. Ich habe zehn Jahre Bundesliga gespielt. Dortmund, Bayern, Dortmund. Es hat mir jetzt definitiv gut getan und tut mir auch immer noch gut, auch immer mal was Neues zu erleben, eine neue Liga zu erleben, ein neues Land, neues Umfeld, alles mal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Das hat mir definitiv gut getan.
Sky Sport: Wie sehr beobachten Sie Borussia Dortmund? Ist der erste Instinkt zu gucken, wie der BVB gespielt hat?
Götze: Klar, das geht ja nicht an einem vorbei. Ich verfolge die Bundesliga grundsätzlich. Und dann natürlich Bayern und Dortmund. Leipzig mittlerweile auch ein bisschen. Aber dadurch, dass Verbindungen zu den Spielern bei Bayern und bei Dortmund habe, ist es zwangsläufig auch für mich so, dass ich sie natürlich auch immer weiter verfolge.
Sky Sport: Gibt es noch WhatsApp-Verkehr mit Marco Reus oder anderen ehemaligen Kollegen?
Götze: Mit ein paar Spielern, die noch da sind. Man schaut die Spiele und whatsappt natürlich immer weniger. Man verliert sich ja dann auch ein bisschen. Ich bin jetzt woanders. Wir haben unseren Spielplan, aber die offiziellen Spiele kriegt man ja trotzdem mit.
Sky Sport: Sie hätten sicher gerne mit PSV wie Dortmund und Bayern in der Champions League gespielt.
Götze: Das stimmt. Es war möglich. Wir hatten eine große Chance. Das war sehr enttäuschend.
Sky Sport: Woran hat es in den Playoff-Spielen gegen Benfica gemangelt?
Götze: Am Ende vielleicht ein bisschen an unserer Qualität, die Chancen vor dem Tor nochmal besser auszuspielen. Aber wenn man beide Spiele sieht, waren wir deutlich besser in beiden Partien. Im Endeffekt sind es Kleinigkeiten, die entscheiden, und das Glück war irgendwie nicht auf unserer Seite. Aber wir freuen uns jetzt trotzdem auf das, was kommt. Wir haben eine gute Gruppe in der Europa League, das ist auch gut und wichtig.
Sky Sport: Wie wichtig ist Ihnen perspektivisch die Champions League?
Götze: Ja, natürlich dadurch, dass ich von meinen bisher elf Saisons, glaub ich neunmal in der Champions League gespielt habe, ist die Champions League natürlich schon mein Favorit. Der Wettbewerb und auch die Mannschaften, die dort sind und auch generell der Modus und alles ist schon nochmal eine andere Dimension als die Europa League.
Sky Sport: Wie haben Sie die Nationalelf beobachtet in den vergangenen Tagen? Die Stimmung reichte ja von zu Tode betrübt bis himmelhochjauchzend.
Götze: Ich würde sagen, das ist typisch deutsch. Es ist ja auch immer so ein bisschen: Was ist die Erwartungshaltung? Was sollte passieren? Ich glaube, das ist ein gutes Beispiel dafür, dass einfach alles Zeit braucht. Und es ist ja umso besser, dass es jetzt einfach auch sportlich mit zwei Siegen gut gelaufen ist. Ich kenne Hansi (Flick) ja auch gut.
Sky Sport: Wie ist der Kontakt zu Flick gewesen in den letzten Tagen, Wochen?
Götze: Wir hatten ja schon immer Kontakt, seitdem ich ihn kenne. Er hatte ja auch unterschiedliche Positionen gehabt und jetzt ist er Bundestrainer. Er hatte mich auch angerufen, das hat er ja auch auf der PK erwähnt. Ich freue mich für ihn, für den Job, den er hat und er macht das bis dato sehr, sehr gut.
Sky Sport: Wie viel Lust haben Sie auf ein Comeback in der Nationalmannschaft?
Götze: Gut, da gehören ja im Endeffekt immer mehrere dazu. Für mich ist der Fokus hier und in Eindhoven, in der Liga und Europa League konstant Leistung zu bringen, Qualität zu zeigen, und alles andere kann ich dann auch im Endeffekt nicht beeinflussen. Klar, ich habe auch schon einiges erlebt und auch einiges gesehen und auch bei der Nationalmannschaft schon viel, viel mitgemacht. Ich weiß, dass es besonders ist, für die Nationalmannschaft zu spielen, für Deutschland zu spielen. Die Freude ist da, aber mein Fokus liegt ganz klar hier auf den Leistungen, die ich beeinflussen kann.
Sky Sport: Zum Abschluss: Wer wird Meister in den Niederlanden und in Deutschland?
Götze: Oha, da muss ich eine weite Prognose stellen. Ich hoffe natürlich, dass wir uns mit Ajax oben einen Kampf liefern werden. Wir haben das Ziel, die Spiele zu gewinnen und dann auch über zehn Monate zu performen. Das ist ganz klar unser Ziel und das möchten wir auch erreichen. Und in Deutschland? Ja gut. Ich gehe mal davon aus, dass Bayern Deutscher Meister wird (lacht).
Das Gespräch führte Jesco von Eichmann