Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens hofft auf eine schnelle Wende zum Positiven bei den Knappen.
07.11.2024 | 17:46 Uhr
Kaum einer kennt den FC Schalke 04 so gut wie Huub Stevens. Im exklusiven Interview mit Sky Sport spricht der Jahrhunderttrainer der Knappen über Interims-Sportdirektor Youri Mulder, den umstrittenen Trainer Kees van Wonderen, die Mannschaft und die Außendarstellung von S04.
…über die Entscheidung, dass Youri Mulder neuer Sportdirektor ist:
"Du musst schon immer fragen, was ich damals zu ihm gesagt habe. Und das ist einige Jahre her, da habe ich gesagt: 'Du musst das machen'. Youri ist ein Typ, und du brauchst einen Typen an dieser Stelle. Wir sind immer noch auf der Suche nach einem zweiten Assi (Rudi Assauer, Anm. d. Red.), aber den zweiten Assi gibt es nicht mehr. So einfach ist es. Und wir sind auch in einer anderen Zeit. Auch Assi könnte beispielsweise im Moment keinen Verein führen, was Youri auch nicht alleine kann. Dafür musst du ein Team sein. Und das möchte ich nochmal deutlich machen. Assi war auch ein Teamspieler in den Jahren, in denen wir erfolgreich waren. Du brauchst nicht nur ein Team auf dem Platz, sondern auch im Vorstand und im Aufsichtsrat. Und das vermisse ich im Moment."
… darüber, ob es richtig ist, Mulder die Zeit als Interimssportdirektor zu geben:
"Ich finde es gut, dass sie sich die Zeit nehmen. Aber ich kann nur sagen, dass Youri für mich zu Schalke und dieser Position passt und ich hoffe, dass es ihm auch gelingt. Denn es ist nicht so, dass nur einer kommen muss, sondern eine Mannschaft muss kommen. Ich sage es nochmal, eine Mannschaft wird nicht nur auf dem Platz gebraucht, sondern auch über den Verein hinaus. Die Fans sind gefragt und es ist wirklich unglaublich, dass sie immer noch zu uns kommen, trotz dem wo wir gelandet sind. Da müssen wir ganz schnell weg, da unten in der 2. Liga. Wir müssen dafür sorgen, dass wir erstmal ins Mittelfeld und anschließend auch wieder nach oben kommen."
…über die Außendarstellung des Vereins:
"Ich finde es ist Zeit, dass auf eine bestimmte Art und Weise gearbeitet wird. Ich habe es immer wieder gesagt, du kannst es nicht allein. Ich konnte es auch nicht allein. Ich habe auch einen Assistenten gebraucht und auch ein Team um mich herum. Und so braucht Youri auch wieder ein Team um sich herum, so braucht Kees van Wonderen auch Leute um sich herum die zu Schalke passen. Lass uns das Hoffen. Der Start von Kees ist nicht so super, lass uns da deutlich sein, aber mit dieser Mannschaft ist es auch nicht einfach, erfolgreich zu sein."
…über den Eindruck von Kees van Wonderen und ob dieser mit der Wucht von Schalke überfordert ist:
"Lass mich das so sagen, ich kenne ihn nicht als Trainer. Natürlich kenne ich ihn als Trainer, wo er gearbeitet hat, aber ich kenne ihn mehr als Spieler. Er war Mittelfeldspieler mit strategischen Qualitäten und auf Schalke musst du ab und zu auch mal einfach Fußball spielen. Für einen niederländischen Trainer ist das nicht einfach. Niederländische Trainer möchten immer strategisch sein, taktisch gut dastehen und Druck auf den Gegner ausüben. Das sind Dinge, die ein niederländischer Trainer hat, aber du brauchst auch eine gewisse Mentalität. Auf Schalke gehört einfach eine gewisse Mentalität und das darf man nicht vergessen, wenn man dort arbeitet."
… darüber, was er Kees van Wonderen raten würde:
"Eigentlich nur, was ich schon gesagt habe. Halte es einfach und versuche das hinzukriegen. Ich werde nie mehr das erste Spiel auf Schalke, was ich gemacht habe, vergessen. Das war in Bremen. Da wollte ich auch unheimlich viel in einigen Tagen mit den Jungs hinkriegen. Und das hat auch nicht gepasst. In Bremen, da haben wir glaube ich 2:1 verloren. Ich wollte für die Mannschaft auch alles reinwerfen und alles gut machen, aber du brauchst Zeit. Kees braucht auch die Zeit und er darf sich nicht durch den Druck verrückt machen lassen. Er muss ruhig bleiben und muss versuchen die Mannschaft mit seiner Art und Weise anzuführen und sich das Vertrauen holen. Und das ist unheimlich wichtig. Vertrauen bekommst du natürlich wenn du Ergebnisse bringst. Das hat er zwar noch nicht, aber hoffentlich am Wochenende. So einfach ist es."
…darüber, dass Tim Hoogland ins Trainerteam geht.
"Er weiß, was auf Schalke los ist und kennt den Verein und deshalb denke ich, dass es gut ist. Du brauchst Leute, die den Verein kennen. Der Verein ist speziell. Wenn du bei anderen Vereinen bist, triffst du nicht darauf, wie es auf Schalke ist. Wenn da jedes Spiel 60.000 Leute zuschauen, dann ist das unglaublich. Das kann Druck machen. Bestimmte Spieler, nicht alle Spieler, haben ein Problem damit - ich sage nicht welche Spieler, aber dann gehörst du eigentlich nicht auf Schalke. Deswegen sage ich, dass es nicht schwierig ist. Es ist eigentlich ganz einfach, sei einfach, auch als Coach gegenüber deinen Spielern. Gib ihnen etwas mit, wovon sie was haben und das auch im Spiel. Die Spieler sollen das Gefühl haben, dass sie die Infos auch gebrauchen können, aber nicht zu viel, weil dann zu viel auf ihren Schultern lastet. Da geh ich von aus, dass Kees das weiß. Ich denke nicht, dass Kees ein verrückter Mensch ist, der ist klar im Kopf und ist ehrlich. Darum glaube ich, dass er es hinkriegt."
…darüber, dass Spieler sich nicht zu ihren Fans trauen:
"Da sage ich, du gehst da hin, egal ob du gewinnst oder verlierst. Die Fans sind für dich da und um dich zu unterstützen. Und wenn du keine Leistung gebracht hast, dann brauchst du dich nicht dafür schämen, aber du musst Dankeschön sagen. Ich habe sie immer hingeschickt, egal ob in München oder zuhause. Die Spieler haben das von sich aus gemacht, da musste ich oft nichts sagen."
…darüber, ob die Mannschaft noch mehr Hilfestellung benötigt, um da unten rauszukommen:
"Ich glaube, dass sie noch mehr Hilfe braucht, weil die Typen noch nicht wirklich vorhanden sind. Sie müssen es zusammen tun und das ist doch schön so etwas hinzukriegen. Wenn du dann nach dieser Saison sagen kannst, hey wir haben es geschafft, ist das doch super. Aus so einer schwierigen Situation rauszukommen, ist eine Herausforderung, die man doch angehen muss. Ich brenne noch immer, ja. Aber ich verstehe es nicht wie bestimmte Leute nicht damit umgehen können, wenn da 60.000 Menschen zuschauen und da Druck ist. Natürlich ist Schalke ein großer Verein, aber die Vergangenheit muss man vergessen. Das jetzt, das Heute ist wichtig."
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