HSV - Kein Pardon für Aufstiegshelden
Bernd Hoffmann ist ein versierter Strippenzieher. Vor seiner zweiten Amtszeit als HSV-Verantwortlicher nannte der ausgebuffte Fußball-Funktionär die Mission im Volkspark die "spannendste Management-Aufgabe im deutschen Sport".
09.07.2025 | 12:02 Uhr
Das war noch vor dem besiegelten Abstieg. Wie spannend, herausfordernd und nervenaufreibend sich der Weg zurück nach oben erweisen sollte, hat nicht nur Hoffmann an seine Grenze getrieben, sondern sieben bittere Jahre lang etliche Verantwortungsträger und deren Konzepte aus unterschiedlichen Gründen als nicht aufstiegstauglich entlarvt.
Nun sind sie zurück in der Schwergewichts-Klasse - als Herausforderer. Und es dürfte vollkommen klar sein: Die Comeback-Saison des HSV klug zu planen, gehört ebenfalls zu den spannendsten Management-Aufgaben im deutschen Sport.
Den Aufstieg-Geist als Triebfeder zu bewahren und gleichzeitig Entscheidungen zu treffen, die unromantisch, aber effektiv sind. Vor dieser Herausforderung steht jeder Aufsteiger. Beim HSV ist diese Linie nach den letzten Jahren vielleicht sogar noch ein bisschen feiner gezeichnet.
Denn die Spieler, die den Klub aus der Dunkelheit herausgeführt haben, haben ihren Helden-Status in der Vereins-Chronik sicher. Da vergangene Verdienste aber nun mal nachweislich kein Erfolgsgarant für die Zukunft sind, wird die Kaderplanung möglicherweise noch ein paar moralische Härtefälle heraufbeschwören.
Selke wird den HSV wohl verlassen
Die erste anspruchsvolle Güterabwägung hat sich über mehrere Monate hinweg zu einem Dauerbrenner entwickelt. Davie Selke (238 Bundesliga-Spiele/46 Tore) war Torschützenkönig und Anführer. Fan-Held und Aufstiegsgarant. Derzeit sieht es so aus, dass der 30-Jährige seine Fähigkeiten andernorts zur Verfügung stellen wird.
Als künftigen emotionalen Leader im Angriff planen Klub-Boss Stefan Kuntz und Sport-Direktor Claus Costa im Idealfall den 31-jährigen Noch-Leipziger Yussouf Poulsen (233 Bundesliga-Spiele/49 Tore) ein. Schwer zu prognostizieren, ob der Däne sich tatsächlich als Upgrade erweisen wird. Form, Momentum, Preis-Leistung und Status bei den eigenen Anhängern sprechen nüchtern betrachtet derzeit eher für Selke.
Weitere schwierige Fälle sind die jahrelang unumstrittenen Zweitliga-Leistungsträger Sebastian Schonlau, Jonas Meffert und Robert Glatzel. Alle drei könnten durch die Hamburger-Leitlinie der aktuellen Transferperiode in Bedrängnis geraten. Denn es geht ums Tempo. Sprints, intensive Läufe, abgerissene Kilometer - der HSV hätte in den "talentfreien" Bilanzen der abgelaufenen Bundesliga-Saison auf Rang 18 abgeschlossen.
Der neue Abwehr-Chef heißt Torunarigha
Während Kapitän Schonlau auch aufgrund von Verletzungen seinen Spielt-immer-Status während der vergangenen Saison eingebüßt hat, war Glatzel bis zu seiner schweren Verletzung gesetzt, Meffert bis zum Saisonende gar absolut unumstritten. Die Herausforderungen der höheren Spielklasse zwingen Aufstiegstrainer Merlin Polzin und sein Team allerdings zu Anpassungen in der Spielweise - möglicherweise zu Ungunsten des einstmals unanfechtbaren Trios.
Der Spielberichtsbogen zum ersten Testspiel-Auftritt des HSV beim Bezirksligisten Elstorf brachte jedenfalls einige sachdienliche Hinweise: Die Angriffsreihe mit Dompe, Königsdörffer und dem Braunschweiger Zugang Rayan Philippe kommt über Geschwindigkeit ins Umschaltspiel und dürfte in der Konstellation auch in der Bundesliga für Stressreaktionen einiger Abwehrspieler verantwortlich sein.
Der neue Abwehr-Chef heißt Jordan Torunarigha und dokumentiert nicht nur auf dem Platz, sondern auch am Sky Sport Mikro überdeutlich seinen Führungs-Anspruch im Defensiv-Verbund. Und mit dem Ex-Kieler Nicolai Remberg - genannt Rambo - und Daniel Elfadli wäre das Mittelfeld-Zentrum der Hamburger mutmaßlich bundesligareif besetzt. Könnte also eng werden für die verdienstvollen Aufstiegshelden.
Ein neuer Alleskönner wäre hilfreich
Wo muss der HSV noch nachbessern? Im aktuell eingeplanten HSV-Kader stecken etwas mehr als 200 Bundesliga-Spiele - das ist nicht viel. Ein paar Spieler, die sich nicht erst darauf einstellen müssen, was auf höchstem Niveau dauerhaft gefragt ist, könnten dem Gefüge ganz sicher nicht schaden. Konkreten Handlungsbedarf gibt es ganz sicher noch in der Innenverteidigung.
Nach dem schmerzhaften, aber wirtschaftlich vernünftigen Abgang von Ludovit Reis wäre ein neuer Alleskönner im Mittelfeld hilfreich. Auf den defensiven Außenbahnen gibt es mit Miro Muheim (links) zudem nur einen Spieler, der das notwendige Niveau garantiert.
Kuntz, Costa und Polzin befinden sich derzeit jedenfalls im Daueraustausch miteinander, planen die Gekommen-um-zu-bleiben-Mission des HSV. Sechs Schultern versuchen federführend, die womöglich spannendste Management-Aufgabe im deutschen Sport zu stemmen und mit allen zur Verfügung stehenden Kräften dafür zu sorgen, dass der HSV nicht nur als gern gesehener Gast für eine Saison auftritt, sondern wieder zum etablierten Bundesligisten wird.
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