Der, der die Familie zusammenhält - ein Kommentar zum Müller-Aus beim FC Bayern

Thomas Müller und die Bayern gehen nach der Saison getrennte Wege. Während Müller mit seinem Statement zu seinem Abschied Größe zeigt, hat sich der Verein rund um die Causa Müller in den letzten Wochen von einer sehr unglücklichen Seite präsentiert.

Kommentar
Image: Sky Reporter Kerry Hau kommentiert das Müller-Aus beim FC Bayern.  © Imago

Der Umgang der Verantwortlichen mit einer der größten Legenden und Persönlichkeiten der Vereinsgeschichte vor der am Samstag offiziell gemachten Entscheidung zeigt, was intern schief läuft. Ein Kommentar von Sky Reporter Kerry Hau.

Titelsammler, Torjäger, Torvorbereiter, Raumdeuter - vor allem aber Mensch!

Das Schöne an Thomas Müller ist ja, dass er sich trotz seiner Erfolge und seines Ruhmes nie zu wichtig genommen hat. Dass er im knallharten und oberflächlichen Zirkus Profifußball er selbst geblieben ist. Normal und irgendwie doch nicht normal. Authentisch, humorvoll, raffiniert. Einfach echt und einzigartig.

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Keiner verkörpert den FC Bayern so wie Müller

Nach 25 Jahren wird seine Zeit beim FC Bayern nun enden. Müller wird als eine der großen Legenden des Klubs gehen. Als jemand, der den FCB sportlich lange geprägt hat, aber auch stets ein Symbol war für die Bayern-Familie. Der wie kein Zweiter für das "Mia san mia" stand. Für die - Zitat Müller - "breite behaarte bajuwarische Brust, die am Ende schweißgebadet die Trophäe hochhält".

Sein Wert für den Verein und die Mannschaft lässt sich nicht an Statistiken bemessen. Der Fußballer Thomas Müller wird, wie jeder andere, ersetzt werden können. Der Mensch nicht.

Das zeigt auch sein Abschiedsstatement, in dem er zwar ehrlich zu verstehen gibt, dass er gerne noch ein Jahr weitergemacht hätte und ihm der ganze Trubel in der Öffentlichkeit um seine Person missfallen hat - er gleichzeitig aber auch Verständnis zeigt für die Entscheidung des Vereins, ihm keinen neuen Vertrag anzubieten. Mit dem Satz "Nach einem Fehlpass gilt es, den Ball mit mannschaftlicher Geschlossenheit zurückzuerobern" wählt er versöhnliche Worte nach unruhigen Wochen. Getreu dem Motto: Die Familie hält zusammen.

Das ist typisch Müller. Das hat Größe. Das ist smart. Anders als das, was die Bayern-Verantwortlichen in den vergangenen Wochen rund um die Causa Müller nach außen getragen haben. Die großen Verlierer: Max Eberl und Uli Hoeneß, die mit unterschiedlichen Aussagen für Irritationen gesorgt haben - in der Öffentlichkeit, aber auch beim Spieler selbst.

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Hoeneß läutete Müllers Ende ein

Im Januar erweckte Eberl noch den Eindruck, Müller dürfe im Grunde selbst über seine Zukunft entscheiden. Im Februar sagte Hoeneß dann ausgerechnet bei der Premiere der Müller-Doku von Prime Video, man sei in puncto Vertragsverlängerung "ja nicht auf dem Basar", und überhaupt: "Thomas Müller als Einwechselspieler, das kann auch nicht die Lösung sein."

Hoeneß läutete damit das Ende von Müller an der Säbener Straße ein. Folgerichtig wurde die Spielerseite im März vor vollendete Tatsachen gestellt: Es gibt keinen neuen Vertrag, im Sommer ist Schluss.

Eine aus sportlicher Sicht vollkommen vertretbare Entscheidung, weil sich Müller mit seinen 35 Jahren im Spätherbst seiner Karriere befindet und sein geschwundener sportlicher Einfluss kein Topverdiener-Gehalt mehr rechtfertigt. Doch Umgang und Kommunikation vonseiten des Vereins sind des FC Bayern unwürdig.

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Uneinigkeit auf Führungsebene - auch in der Causa Müller

Die Causa Müller deckt sehr gut auf, was intern schon länger schiefläuft. Es gibt (zu) viele unterschiedliche Meinungen in der Führungsriege, der Aufsichtsrat ist inzwischen mehr "Nörgelrat" - vor allem, weil Granden wie Ehrenpräsident Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge weiterhin einen enormen Einfluss haben und so die eigentliche sportliche Leitung mit Eberl an vorderster Front schwächen.

Diskussion und Reibung sind eben nur dann hilfreich, wenn er der Verein am Ende des Tages auch mit einer Sprache spricht. Und das war in der jüngeren Vergangenheit selten der Fall. Beispiel Julian Nagelsmann. Beispiel Thomas Tuchel. Und nun die Causa Müller. Ex-Bayern-Spieler Toni Kroos hätte es bei X kaum treffender formulieren können: "Zu viele Köche verderben den Brei."

Müller, das hat sein Statement noch einmal unterstrichen, kann sich nichts vorwerfen. Der Weltmeister von 2014 wird sich tadellos von seinem Herzensverein verabschieden und seine schillernde Karriere womöglich im Ausland ausklingen lassen.

Der FC Bayern wäre gut beraten, ihn in nicht allzu ferner Zukunft zurückzuholen und in einer hochrangigen Funktion einzusetzen. Er hat den Namen, die Vita, das Standing. Aber vor allem etwas Seltenes im Fußballgeschäft: Er nimmt sich selbst nicht zu wichtig.

Mehr zum Autor Kerry Hau

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