Norris nach Kanada-Crash mit Piastri unter Druck – McLaren-Teamchef Stella mit Ansage
Der Vizeweltmeister fährt in Montreal kurz vor Rennende seinem Teamkollegen ins Auto. Ein schwerer Rückschlag für Norris in der Fahrer-WM.
16.06.2025 | 15:17 Uhr
Wird der 25-Jährige nun bald per Stallorder degradiert? Die Aussagen nach dem Vorfall beim zehnten Saisonrennen sind deutlich.
Zak Brown hatte es vorausgesagt und nun ist es in Kanada tatsächlich passiert: Lando Norris und Oscar Piastri crashen ineinander!
Der McLaren-Boss hatte eben einen genau solchen Vorfall im Saisonverlauf erwartet. Denn seine beiden Schützlinge fighten auf der Strecke um jeden Punkt in der Fahrer-WM. Und McLaren lässt seine Piloten bekanntlich nach den Papaya-Rules hart und fair gegeneinander racen. Doch nun ging Norris einen Schritt zu weit.
"Es tut mir leid. Das ist alles meine Schuld. Unglücklich. Entschuldigung. Das war dumm von mir", funkte der Brite noch im Cockpit nach dem Unfall. Diese Einsicht wiederholte er dann später am Sky Sport Mikrofon: "Ich kann mir nur selbst die Schuld geben, entschuldige mich beim ganzen Team und auch bei Oscar. Ich habe etwas versucht, dass wahrscheinlich etwas zu dämlich war."
Norris fährt auf Piastri auf
Was genau war passiert? In der Endphase des Kanada-Rennens lagen Piastri und Norris auf den Plätzen vier und fünf. Norris hatte die etwas frischeren Reifen und machte Druck auf seinen Teamkollegen. Vier Runden vor Schluss hatte er dann auf Start und Ziel mit Windschatten und DRS-Hilfe viel Überschuss, versuchte es auf der Innenbahn und verschätzte sich.
"Das hätte er früher sehen müssen, denn Oscar geht nach links und macht damit klar, wo er hin will. Lando fährt ihm einfach stumpf hinten aufs Auto drauf. Für mich schwierig nachzuvollziehen, warum er das macht. Er hätte entweder zurückstecken müssen oder sich vorher klarer positionieren. Für ihn ist das in dieser Situation natürlich das Worst-Case-Szenario, was die WM angeht", analysierte Sky Sport F1-Experte Timo Glock die Situation.
Norris büßt viele WM-Punkte ein
Der Vorfall, der an die Situation der beiden damaligen McLaren-Piloten Jenson Button und Lewis Hamilton 2011 an selber Stelle in Montreal erinnerte, kostete Norris, der schon im Qualifying am Samstag folgenschwer patzte, wertvolle WM-Zähler. Mit 176 Punkten liegt er nun 22 Zähler hinter seinem führenden Teamkollegen und WM-Rivalen Piastri (198), der Vierter wurde. Auch Max Verstappen (155) und Kanada-Sieger George Russell (136) machten viel Boden gut.
"Norris ist sehr gebeutelt und weiß genau, was das jetzt heißt. Die Gefahr wird irgendwann kommen, denn Verstappen ist immer da, holt Punkte. Auch ein Russell punktet sehr konstant. Deswegen wird man bei McLaren aus dem Vorjahr gelernt haben. Irgendwann wird diese Stallorder kommen. Und wenn der Vorsprung von Piastri groß genug ist auf Norris, dann wird er in diese unangenehme Position kommen. Und dazu hat er heute selbst einen großen Schritt beigetragen", meinte Glock.
Stella mit mahnenden Worten
Deutliche Worte fand auch Andrea Stella zu dem Crash. "Wir wollen nie einen McLaren sehen, der an einem Unfall beteiligt ist. Und ganz klar wollen wir nicht beide McLaren sehen, die sich gegenseitig berühren. Lando hat die Entfernung zu Oscar vor ihm falsch eingeschätzt. Es war keine böse Absicht. Lando hat sofort die Verantwortung übernommen, seinen Fehler eingestanden. Aber trotzdem müssen wir das diskutieren. Unsere Prinzipien sind schon in Kraft, unsere Fahrer müssen jetzt einfach noch ein bisschen dazulernen", sagte der McLaren-Teamchef bei Sky Sport.
Auch wenn der Vorfall "dem Team viele Punkte gekostet hat" und einer war, "der so nicht hätte passieren dürfen", möchte Stella erstmal seine beiden Piloten weiter frei racen lassen. In der Konstrukteurs-WM führt McLaren (374) schließlich souverän mit 175 Punkten Vorsprung auf Mercedes (199) die Team-Rangliste an. Doch die klaren Stella-Worte dürften auch bei Norris angekommen sein.
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Piastri für Rosberg jetzt WM-Favorit
Und Piastri? Der Australier äußerte sich gewohnt nüchtern zum Crash. "Es ist natürlich nicht ideal, für niemanden. Ich weiß noch nicht, was da genau passiert ist. Aber wenn Lando die volle Verantwortung dafür übernimmt, dann ist das so", erklärte der 24-Jährige und fügte noch hinzu: "Wir kämpfen beide um die WM. Ich bin dem Team sehr dankbar, dass sie es uns beiden erlauben, gegeneinander um die WM zu fahren. Ich würde auch nicht denken, dass sich das jetzt ändert."
Für Sky Sport F1-Experte Nico Rosberg hat sich allerdings eine Sache nach dem Kanada-Wochenende geändert. "Es ist das erste Mal, dass ich jetzt sagen kann: Für mich ist Piastri ab heute der ganz klare WM-Favorit. Er macht das unglaublich solide, hält ein hohes Level. Und der Norris macht die ganze Zeit Fehler. Nach den vergangenen zwei Jahren ist es schon überraschend, aber Piastri ist jetzt der Favorit. In der neuen Situation, wo einfach so viel Druck da ist, ist er einfach stark."
Aktuell zeigen Momentum, Konstanz und die nackten Zahlen nach zehn von 24 Saisonrennen: Piastri ist bei McLaren die Nummer eins, Norris die Nummer zwei.
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