Lewis Hamilton und Ferrari noch mit viel Arbeit - Erkenntnisse zur Melbourne-Quali
Beim Qualifying in Australien haben die Teams zum ersten Mal alle Karten auf den Tisch gelegt. Während McLaren wie erwartet einen Vorsprung auf die Konkurrenz besitzt, wartet auf Lewis Hamilton noch viel Arbeit.
15.03.2025 | 11:28 Uhr
Denn Ferrari war die größte Enttäuschung bei der Zeitenjagd am Samstag. Zwei Underdogs haben in einem engen Feld derweil für Furore gesorgt. Bei den Rookies gab es gemischte Gefühle. Fünf Erkenntnisse zum Qualifying.
1. McLaren-Zweikampf an der Spitze
Bei den Bahrain-Testfahrten und den drei Freien Trainingssessions in Australien hatte es sich schon angedeutet: McLaren hat zu Saisonbeginn das stärkste Paket. Lando Norris und Oscar Piastri drehten im dritten Qualifying-Abschnitt so richtig auf und waren am Ende über drei Zehntel schneller als der Rest. Zumindest am Samstag war also Papaya-Party angesagt.
"Es war eine saubere Runde, ich hatte keine Fehler und es hat gereicht. Das Auto ist unglaublich schnell. Eine perfekte Art, das Jahr zu eröffnen", freute sich Norris über die zehnte Pole seiner Karriere. Der Vizeweltmeister geht als Topfavorit in das neue F1-Jahr, erwartet aber bereits in Down Under einen engen Kampf mit seinem Teamkollegen. Piastri fehlten seinerseits nur 84 Tausendstel zu seiner ersten Karriere-Pole.
"Schade, es hat nicht ganz gereicht. Aber toll, das Team komplett in der ersten Reihe zu haben", meinte der australische Lokalmatador. Auch Zak Brown zeigte sich hochzufrieden mit der Leistung seiner Fahrer. "So weit, so gut. Wir haben alles aus dem Auto rausgeholt und dann perfekte Runden hingelegt bei beiden", erklärte der McLaren-CEO am Sky Mikrofon.
Für den Rennsonntag (der GP von Australien ab 3.30 Uhr im LIVESTREAM auf skysport.de und in der Sky Sport App) ist allerdings Regen angesagt. Dieser würde natürlich den McLaren-Verfolgern in die Karten spielen. "Wir alle wissen, wie schnell Max (Verstappen; Anm. d. Red.) und Red Bull im Regen sind", gab sich daher auch Norris betont zurückhaltend.
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2. Zwei Verfolger und zwei Sensationen
Zwar verpasste Verstappen zum ersten Mal seit 2019 die erste Startreihe im Albert Park, zeigte sich aber nach dem schwachen Freitag stark verbessert. "Auf Platz drei zu stehen - das nehme ich erstmal. Die Runde war aber schon hart für die Reifen", so der Weltmeister. In der Tat war der Niederländer die ersten zwei Sektoren nah an Norris dran, dann brachen allerdings die Reifen ein.
Red-Bull-Berater Helmut Marko gewann in einer internen Wette 500 Euro gegen Verstappens pessimistischen Vater Jos, weil er das P3-Ergebnis seines Schützlings richtig vorhersagte. Für Red Bull ist Startreihe zwei wie auch für George Russell eine starke Ausgangsposition, um im Regen am Sonntag anzugreifen. "Die McLaren sind vorne, dahinter ist es knapp zwischen Max und George. Uns fehlen anderthalb bis zwei Zehntel nach vorne", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei Sky.
Die beiden großen Überraschungen folgten direkt dahinter. Yuki Tsunoda stellte seinen Racing Bull auf P5. "Ich bin sehr überrascht, hatte eher gedacht, dass ich irgendwo um Platz zehn landen würde. Es ist eng in diesem Feld. Glückwunsch an das Team, unsere harte Arbeit in der Winterpause wird jetzt belohnt", betonte der Japaner am Sky Mikrofon. Es ist der beste Melbourne-Startplatz seit 2016 für die Racing Bulls (damals hieß das Team noch Toro Rosso).
Dasselbe gilt auch für Williams. Alexander Albon lieferte mit P6 eine starke Performance ab. Auch Neuzugang Carlos Sainz schaffte es bei seinem ersten Qualifying in Blau als Zehnter in Q3. Es ist das erste Mal in 20 Jahren, dass Williams in Australien beide Autos in den Top-Ten hat. Zudem erwähnenswert: Alpine-Pilot Pierre Gasly (P9) fehlten nur sieben Tausendstel auf Lewis Hamilton.
3. Hamilton und Ferrari haben Arbeit vor sich
Der Rekordweltmeister präsentierte sich bei seinem ersten Auftritt für Ferrari noch nicht in Bestform. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir so einen Rückstand haben würden. Aber da kommt noch einiges", kündigte Hamilton nach P8 bei Sky an. Auf seinen direkt vor ihm platzierten Teamkollegen Charles Leclerc fehlten dem 40-Jährigen, der sich gleich zwei Dreher leistete, am Ende etwas mehr als zwei Zehntel.
"Charles ist seit sieben Jahren in diesem Team, ich bin neu und muss erstmal alles kennenlernen. Ich nehme das Ergebnis so mit", bilanzierte Hamilton, der erst einmal in seiner Karriere von Startplatz acht aufs Podium fuhr. "Das war die schlechteste Performance des gesamten Wochenendes. Die Pace war am Freitag und in FP3 deutlich besser, wir hatten die gesamte Zeit schon Probleme im dritten Sektor", ärgerte sich Teamchef Fred Vasseur bei Sky über das Abschneiden der Scuderia. Über sechs Zehntel betrug der Rückstand auf die Spitze.
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4. Rookies: Dreimal hui, dreimal pfui
Gemischte Gefühle brachte der Samstag für die Neulinge. Hamiltons Mercedes-Nachfolger Kimi Antonelli (P16) schied bei seinem ersten F1-Qualifying früh aus. "Kimi ein bisschen unglücklich. Er ist über den Curb gefahren, nicht mehr als sonst und hat diesen so unglücklich getroffen. Der ganze Unterboden wurde vorne komplett zerstört", erklärte Teamchef Wolff.
Für Liam Lawson war das bisherige Auftaktwochenende in seinem neuen Red Bull eins zum Vergessen. P16 in FP1, P17 in FP2, wegen technischer Probleme FP3 verpasst und im Qualifying nach einem Fahrfehler im dritten Sektor nur auf P18 gelandet. Zudem war der Abstand in allen Sessions zu Teamkollege Verstappen gewaltig. "Kein guter Start", resümierte Berater Marko.
Noch schlimmer lief es bislang nur für Oliver Bearman. Der Haas-Neuling beschädigte sein Auto bei einem Crash im ersten Training so stark, dass er im zweiten gar nicht fahren konnte. In FP3 flog er dann erneut ab und konnte in der Quali mit Getriebeproblemen keine schnelle Runde hinlegen. "Ich kann mich beim Team nur entschuldigen", meinte der 19-Jährige kleinlaut. Bearman absolvierte bislang insgesamt nur 15 Runden und musste bereits den Motor und das Getriebe wechseln.
Ganz anders ist die Gefühlslage bei drei anderen Rookies. Isack Hadjar (Racing Bulls) verpasste als Elfter nur haarscharf die Top-Ten, war dabei schneller als Fernando Alonso im Aston Martin und bekam von Marko ein Extralob. Jack Doohan (Alpine) fuhr lange auf Augenhöhe mit Alpine-Teamkollege Gasly, musste sich letztendlich aber mit P14 begnügen. Und Gabriel Bortoleto brachte seinen unterlegenen Sauber direkt einmal in Q2 (P15).
5. Tiefschlag für Hülkenberg
Damit verpasste Bortoleto auch direkt einmal dem einzigen deutschen Piloten Nico Hülkenberg einen Tiefschlag. Der Emmericher ist eigentlich ein ausgezeichneter Qualifier und überraschte in den vergangenen beiden Jahren insbesondere im Haas immer wieder bei der Zeitenjagd. Doch nun zog Hülkenberg direkt den Kürzeren im internen Sauber-Duell und schied auf P17 in bereits Q1 aus.
"Mit dem Gefühl in den Kurven und auf der Bremse" habe es einfach nicht gepasst, resümierte der 37-Jährige etwas ernüchternd am Sky Mikrofon und fügte hinzu: "Ich fühle mich noch nicht ganz zu Hause in dem Auto. Das ist normal und logisch, wenn man das Team wechselt und ein neues Auto hat. Am Ende des Tages haben wir uns einfach ein bisschen schwergetan." Hülkenberg hofft, wie viele andere Konkurrenten, in einem engen Feld mit knappen Zeitabständen nun auf den nassen Rennsonntag.