BVB-Beben: Stallgeruch schadet nicht, aber Konstrukt birgt auch Gefahren
23.04.2024 | 13:53 Uhr
Lothar Matthäus schätzt in seiner Kolumne die Entscheidung von Borussia Dortmund ein, Lars Ricken zum Geschäftsführer Sport zu befördern. Der Sky Experte erklärt, worauf es in der Zusammenarbeit der sportlichen Führung ankommt.
Die Entscheidung für Lars Ricken kam einerseits etwas überraschend, denn viele hatten ihn für den Posten des Geschäftsführers Sport nicht auf dem Zettel.
Andererseits ist die Entscheidung keine Überraschung, denn Lars Ricken ist seit 30 Jahren im Verein, er ist ein Kind des BVB und hat alles mitgemacht.
Ricken genießt bei Borussia Dortmund große Popularität, er ist eine Persönlichkeit, ein Dortmunder Junge, und er hat BVB-Geschichte geschrieben. Man schenkt ihm Vertrauen und ich glaube, er hat sich durch seine Arbeit in den vergangenen Jahren diesen Posten verdient. Er hat als Koordinator zwischen dem Nachwuchsbereich und den Profis seriös gearbeitet, so kenne ich ihn, und ich gehe davon aus, dass auch Matthias Sammer eine hohe Meinung von Ricken hat.
Die Entscheidung für Ricken passt zu dem, was Borussia Dortmund bereits in der Vergangenheit gemacht hat: Michael Zorc hatte Stallgeruch, Sebastian Kehl war Kapitän, Edin Terzic stand als Fan auf der Südtribüne und mit Nuri Sahin und Sven Bender sind zuletzt zwei ehemalige BVB-Spieler dazugekommen.
Sie alle kennen den Verein, sie haben Geschichte geschrieben mit Siegen und großen Festen im Dortmunder Stadion. Deswegen geht Dortmund diesen Weg, und diesen Weg zeigen sie klarer denn je.
Sven Mislintat hat während seines ersten Engagements als "Diamantenauge" sehr gute Spieler nach Dortmund geholt. Er hat dazu beigetragen, sportlichen Erfolg zu haben und wirtschaftliche Gewinne zu erzielen.
In Dortmund ist viel BVB-Vergangenheit und viel Kompetenz versammelt. Stallgeruch schadet nicht, das Dortmunder Konstrukt birgt aber auch Gefahren.
Mislintat und Kehl sind starke Charaktere. Man muss nicht immer einer Meinung sein, aber man muss die Dinge gemeinsam anfassen und vernünftig miteinander umgehen. Wichtig ist, dass nicht jeder in seine eigene Richtung geht, sondern alle gemeinsamen denselben Weg einschlagen.
Umso größer ein Verein ist, desto mehr wichtige Leute gibt es, die gerne mitreden wollen. Das ist beim FC Bayern so und das wird auch in Zukunft in Dortmund so sein.
Das Modell von Bayer Leverkusen oder Union Berlin, bei dem nur drei Leute entscheiden, wird man in München und auch in Dortmund nicht mehr finden.
Aki Watzke wird künftig Uli Hoeneß spielen und im Hintergrund nach wie vor die Fäden ziehen. Sammer ist ein Watzke-Mann, Terzic auch, Kehl vielleicht weniger. Bei den großen Vereinen wird es diese Geschichten immer geben.
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