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Weltfrauentag: Margot Dumont über Frauenfußball und PSG

Frankreich-Expertin über PSG und Frauen im Fußball: "Man hört uns zu"

Margot Dumont arbeitet seit 2012 für beIN SPORTS.
Image: Margot Dumont arbeitet seit 2012 für beIN SPORTS.  © Privat

Margot Dumont arbeitet seit 2012 für den französischen Sender beIN SPORTS. Die ehemalige Profispielerin, Tochter einer Deutschen und eines Franzosen, spricht bei Sky über den Frauenfußball in Frankreich, das Spiel Bayern vs. PSG und ihren Job in einer Männerdomäne.

Skysport.de: Welche Bedeutung hat der Weltfrauentag in Frankreich - auch im Vergleich zu Deutschland?

Margot Dumont: Da ich nie in Deutschland gewohnt habe, kenne ich die Unterschiede nicht genau. Aber ich habe das Gefühl, dass das Thema in Frankreich nicht so groß ist wie in Deutschland. Es wird schon darüber gesprochen, es gibt Veranstaltungen, aber bei französischen Sportsendern wird das Thema nicht so groß behandelt wie bei Sky.

SkySport.de: Olympique Lyon und Paris Saint-Germain SG sind wahrscheinlich die beiden französischen Frauen-Teams, die in Deutschland am meisten wahrgenommen werden. Welchen Stellenwert hat der Frauenfußball in Frankreich? Welche anderen Sportarten oder Sportlerinnen sind populär?

Dumont: Neben Frauenfußball noch Handball, außerdem wird in letzter Zeit auch immer mehr Frauen-Rugby gezeigt, und das sogar im Free-TV. Was den Frauenfußball betrifft muss man sagen, dass das Interesse in Frankreich nicht so groß ist wie in Deutschland, die Entwicklung ist dennoch sehr positiv.

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Skysport.de: Woran liegt es, dass der Frauenfußball in Frankreich trotz der großen Erfolge der Klubs noch nicht so eine große Rolle spielt wie in anderen Ländern?

Dumont: Ich glaube, es ist eine Frage der Mentalität. Die Leute bei uns sind vielleicht etwas altmodischer als in Deutschland. Dass Frauen Fußball spielen und darin ganz gut sind, muss man noch langsam sacken lassen (lacht). Die Zurückhaltung betrifft aber nicht nur den Frauenfußball, sondern auch die Männer. Es ist eine andere Fankultur. In Deutschland wissen die Leute, worum es geht, die Stadien sind immer voll, die Stimmung ist super. In Frankreich ist es das Gegenteil. Die Stadien sind fast nie voll, auch die TV-Quoten sind nicht vergleichbar mit Deutschland. Wir haben nicht die Sport- und Fußballmentalität wie in Deutschland, und die Jüngeren sind eher auf Social Media unterwegs als in den Stadien. Die Leute konsumieren Fußball eher als Event, sie schauen sich die Superstars wie Mbappe an, aber nicht die Spiele von - zum Beispiel - Rennes. Was dem französischen Frauenfußball auch noch fehlt, ist ein großer Titel der Nationalmannschaft.

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SkySport.de: In Frankreichs Nationalteam gab und gibt es große Diskussionen um Trainerin Corinne Diacre, Spielführerin Wendy Renard ist u.a. zurückgetreten. Wie ist die Situation, wie geht es weiter, was muss deiner Meinung nach passieren?

Dumont: Die Trainerin muss zurücktreten, das ist klar, denn sonst wollen die Mädels nicht weiter in der Nationalmannschaft spielen. Das große Problem ist, dass die Spielerinnen nicht mit der Trainerin kommunizieren können, auch wegen ihres teilweise militärischen Umgangstons. Ich habe persönlich mit Nationalspielerinnen gesprochen, sie haben keine Lust mehr und warten nur noch darauf, dass die Trainerin zurücktritt.

Skysport.de: In der Womens' Champions League trifft Wolfsburg am 22. März im Viertelfinale auf Paris Saint-Germain. Wie schätzt du die Chancen ein?

Dumont: PSG ist in der Liga Zweiter hinter Lyon und hat das Halbfinale der Coupe de France erreicht. In der Champions League sind sie in den vergangenen Jahren auch immer besser geworden. Ich denke, dass wir spannende Spiele sehen werden.

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Skysport.de: Im November 2021 gab es einen Skandal um zwei PSG-Spielerinnen. Die französische Nationalspielerin Kheira Hamraoui wurde aus dem Auto ihrer damaligen Teamkollegin Aminata Diallo gezerrt und mit einer Eisenstange geschlagen. Diallo soll den Angriff eingefädelt haben, gegen sie wurde ermittelt. Sie hat PSG danach verlassen. Welche Folgen hatte diese Geschichte?

Dumont: Die Geschichte hat bei PSG für viel Chaos gesorgt. Dass sie jetzt wieder so gut dastehen, ist fast schon ein Wunder. Ich glaube, dass die Mannschaft durch die Affäre zusammengeschweißt wurde.

Skysport.de: Am Mittwoch spielen die Männer von PSG im Achtelfinal-Rückspiel beim FC Bayern. Wie nimmst du die Stimmung bei PSG wahr und wie siehst du die Chancen von Mbappe und Co. nach dem 0:1 im Hinspiel?

Dumont: Die Stimmung ist sehr gut. Seitdem Kylian Mbappe zurück in der Startelf ist, gewinnt PSG wieder jedes Spiel. Das ist so ähnlich wir früher mit Cristiano Ronaldo und Real Madrid oder Messi bei Barca. Auch Mbappe kann Spiele ganz allein entscheiden. Mit ihm ist PSG eine völlig andere Mannschaft, und auch für den Gegner ändert sich die gesamte Statik. Seit dem 0:1 im Hinspiel hat sich die Dynamik von PSG komplett geändert, sie haben alle drei Spiele gewonnen und Mbappe hat fünf Tore erzielt.

Skysport.de: PSG muss ohne Neymar auskommen, bei Bayern ist Pavard gesperrt. Was wiegt schwerer?

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Dumont: Dass Neymar fehlt, ist kein sehr großes Problem. Er hat schon in anderen wichtigen Spielen gefehlt und PSG hat gezeigt, dass sie auch ohne ihn gewinnen können. Wenn Neymar nicht da ist, spielen Mbappe und Messi besser zusammen und sind beide viel torgefährlicher. Schlimmer wäre es für PSG, wenn Verratti fehlen würde. Dass Pavard fehlt, ist für Bayern eher ein Problem. Pavard ist schnell und spritzig, und gegen Mbappe braucht man so einen Verteidiger wie ihn. Das wird ein harter Job für die Bayern-Abwehr. Es wird sehr spannend, aber ich glaube, dass Paris der Favorit ist.

SkySport.de: Du arbeitest als Frau im immer noch von Männern dominierten Berufsfeld. Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Dumont: Da ich selbst als Profi gespielt habe (bei GPSO 92 Issy, Anm. d. R.) , werde ich in Frankreich von Spielern, Trainern und auch vom Publikum voll akzeptiert. Nachdem ich in Deutschland bei Sky in der Champions-League-Sendung war, wurde ich auf Social Media von Leuten kritisiert, die meinen Hintergrund nicht kannten, nach dem Motto: "Was macht die Frau überhaupt da?" Den Umgangston in den sozialen Medien habe ich in Deutschland als teilweise als respektlos wahrgenommen. Anders ist es im echten Leben und in meinem Job in Frankreich. Auch hier hat sich ein Wandel vollzogen. Du wirst nach rein fachlichen Kriterien bewertet und nicht nach Äußerlichkeiten. Das war früher anders.

Margot Dumont interviewt für beIN SPORTS Tom Lacoux (Girondins Bordeaux).
Image: Margot Dumont interviewt für beIN SPORTS Tom Lacoux (Girondins Bordeaux).  © Privat

Skysport.de: Hat dich jemals ein Spieler oder Trainer in irgendeiner Weise herablassend behandelt?

Dumont: Nein. Ich habe für Sky auch in Deutschland Interviews geführt, und niemand hat einen Unterschied gemacht.

Skysport.de: Gibt es Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland?

Dumont: In Frankreich muss man erst zeigen, was man kann und geleistet hat. Insgesamt merke ich aber, dass sich die Situation für uns Frauen in den vergangenen Jahren sehr stark verbessert hat. Dass man als Frau immer mehr wahrgenommen wird und dass man uns immer mehr zuhört, anstatt uns immer nur anzugucken. Das finde ich sehr gut so.

Das Interview führte Thorsten Mesch

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