Abwehrchef Rüdiger fehlt: Wer kann nun punkten?
06.09.2024 | 11:06 Uhr
Antonio Rüdiger hat Julian Nagelsmann für die September-Länderspiele eine Pause gegeben. Wer kann in Abwesenheit des Abwehrchefs punkten?
Die Abwehr ist der einzige Bereich im DFB-Team, der nach der Heim-EM keinen Rücktritt zu verzeichnen hatte. Bei der EURO bildeten Joshua Kimmich, Jonathan Tah, Rüdiger und Maximilian Mittelstädt die Stamm-Verteidigung, wobei Nagelsmann ab dem Achtelfinale auf Leipzigs David Raum auf der linken Seite setzte. Zwischen Mittelstädt und Raum wird auch künftig ein enger Konkurrenzkampf erwartet.
In den Nations-League-Spielen gegen Ungarn und die Niederlande hat sich der Bundestrainer bewusst dafür entschieden, Rüdiger nicht zu nominieren. Der Vielspieler von Real Madrid soll sich in Spanien schonen. Rüdiger wird im Oktober zurückerwartet und - sollte nichts Unerwartetes passieren - auch wieder in die Startformation rücken.
Am Samstag in Düsseldorf im Duell mit den Ungarn, gegen das sich die deutsche Mannschaft in der jüngeren Vergangenheit immer schwer tat, darf man davon ausgehen, dass Nico Schlotterbeck den linken Innenverteidiger geben wird und neben Tah startet.
Der 24-Jährige, der im Frühjahr 2022 sein Debüt bei der A-Nationalmannschaft feierte, hatte in seinen bisher 14 Länderspielen immer wieder gröbere Schnitzer in seinem Spiel. Er verursachte Strafstöße und Gegentore mit. Der Fehler im WM-Spiel gegen Japan, als er eine Situation unterschätzte und Takuma Asano nicht mehr stoppen konnte, verfolgt den Dortmunder in der Öffentlichkeit noch heute.
Schlotterbeck schwankte bei seinen Auftritten nicht selten zwischen Sicherheit und Risiko. Doch das soll nun endlich der Vergangenheit angehören. Der gebürtige Waiblinger und ehemalige Freiburger will permanent demonstrieren, was er drauf hat. Und das ist eine ganze Menge.
Bei der Spieleröffnung macht ihm keiner so schnell etwas vor. Sein linker Fuß zählt mit zu den besten in Europa. Das wurde auch im Training in Herzogenaurach wieder einmal deutlich. Auch im Tackling ist er eine Macht.
Im EM-Achtelfinale gegen Dänemark erhielt Schlotterbeck schon einmal eine Bewährungschance, da Tah gesperrt gefehlt hatte. Schlotterbeck spielte bis auf einen Wackler kurz vor der Pause stark, lieferte zudem ein geniales Zuspiel auf Jamal Musiala, der seinerzeit anschließend für den 2:0-Endstand gesorgt hatte.
Beim BVB machte Schlotterbeck in der vergangenen Saison einen großen Schritt nach vorne, gehörte zu den besten Verteidigern der Champions League. Dadurch verdiente er sich auch seine EM-Nominierung, die lange Zeit offen war. Als Stellvertreter von Kapitän Emre Can hat Schlotterbeck seit diesem Sommer noch einmal mehr Verantwortung beim BVB übertragen bekommen.
Kommt er nun auch in der Nationalmannschaft konstant an seine Top-Leistung heran, könnte er auch unter Nagelsmann einem Stammplatz auf dem Weg zur WM 2026 näher kommen.
Neben Schlotterbeck hat Nagelsmann mit Waldemar Anton und Robin Koch noch zwei weitere Innenverteidiger im Kader, die auch schon bei der EM dabei waren. Während Koch jedoch ohne EM-Einsatz blieb, kam Anton immerhin auf 32 Minuten.
Der ehemalige Stuttgarter Kapitän hat sich schnell in Dortmund eingefunden, bildet bei seinem neuen Klub gemeinsam mit Schlotterbeck und Niklas Süle die Dreierkette. Beim DFB hat Schlotterbeck die Nase vorne. Die Chancen auf einen Einsatz in den beiden anstehenden Länderspielen stehen für den 28-Jährigen aber dennoch nicht schlecht.
Anton hatte Nagelsmann bereits vor der EM einen "Tick" vor Koch gesehen. Der Frankfurter muss sich im Training weiter anbieten und Gas geben. Nagelsmann schätzt an Koch, dass er ohne Murren seine Rolle akzeptiert. Möglicherweise wird er dafür auch mit seinem zehnten Länderspiel belohnt.
Mehr zum Autor Fabian Schreiner
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