Real Sociedad: David Silva verkündet Karriereende - Hommage an einen Zauberer
Bescheidener Zauberer: Adios, David Silva!
27.07.2023 | 22:08 Uhr
Nach fast zwanzig Jahren im Profi-Geschäft ist Schluss. David Silva beendet mit 37 Jahren seine Karriere. Es ist ein trauriger Tag, denn die Fußball-Welt verliert nicht nur einen ungemein erfolgreichen Spieler, sondern auch einen Zauberer, dem es gelang, den Sport in Kunst zu verwandeln.
Ob magische Steilpässe, wunderschöne Freistöße, blitzschnelle Drehungen oder technische Unmöglichkeiten: Über zwei Jahrzehnte hinweg war David Silva eine Ausnahmeerscheinung in der Fußball-Welt. Weil er überraschte, kreierte und faszinierte.
Damit ist nun Schluss. Nach einem Kreuzbandriss im linken Knie hat der Spanier seine Karriere beendet. "Heute ist ein trauriger Tag für mich. Heute verabschiede ich mich vom Fußball, dem ich mein Leben gewidmet habe", verkündete der 37-Jährige via Instagram am Donnerstag.
Und obwohl er mit Spanien Welt- und zweimal Europameister wurde, viermal mit Manchester City die Premier League und zweimal den FA Cup holte, sowie weitere unzählige persönliche Auszeichnungen erhielt, wurde Silva selten die Anerkennung zuteil, die er für seine Leistungen verdient gehabt hätte. Höchste Zeit also, sich zu verbeugen und ihn nach seiner spektakulären Karriere endlich gebührend zu würdigen.
Silva, Zauberer von Spanien
Emporgestiegen beim FC Valencia machte er bereits früh auf sich aufmerksam. Er galt als großes Talent in Spanien und zog die Blicke auf sich. In Valencia war er Stammspieler und zeigte starke Leistungen, ehe er sich 2010 im Alter von 24 Jahren der blauen Seite Manchesters anschloss. Gleich nach seiner Ankunft war er unter City-Trainer Roberto Mancini gesetzt - der Rest ist Geschichte. Bei den Skyblues avancierte er zur Legende. Zehn Jahre, 436 Pflichtspiele, 140 Assists und 77 Tore: Diese Zahlen sprechen Bände. Silva hat eine ganze Ära bei den Cityzens geprägt.
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Doch der Blick auf die offensichtlichen Dinge hat mit Bezug auf den Spanier noch nie ausgereicht. Der offensive Mittelfeldmann hat sein Werk in qualitativer Fülle und Gänze nicht selten im Stillen verrichtet. Er war kein Lautsprecher, kein Anführer und für nicht wenige seiner Gegner auf dem Rasen streckenweise gänzlich verschwunden. Nur, um währenddessen Raum zu finden, wo keiner ist und seinen nächsten Geniestreich zu verrichten.
Es war sein unnachahmlicher Spielstil, seine Art, sich zu bewegen, Mitspieler in Szene zu setzen und seine ganze Aura auf dem Platz, die ihn regelrecht zum Mythos hat werden lassen. Selten hat ein anmutigerer Fußballer in England sein Handwerk ausgeübt.
Nicht umsonst nannten sie ihn deshalb schon in Valencia "El Mago", den Zauberer. Der Name war Programm. Silva hatte mit seinen 1,70 Metern Körpergröße so gut wie alles drauf, war ein Edel-Techniker sondersgleichen und einer der besten Dribbler seiner Generation.
Guardiola: "Noch nie einen wie ihn gesehen"
"Er ist einer der unglaublichsten und intelligentesten Spieler auf engstem Raum. Ich habe noch nie einen wie ihn gesehen, einer der besten, den ich je kennengelernt habe", schwärmte sein ehemaliger Trainer Pep Guardiola in gemeinsamen City-Tagen.
Was ihm bei aller rein fußballerischen Virtuosität stets hoch angerechnet wurde: Silva blieb bescheiden. Dafür wurde er bewundert und geliebt - von allen und jedem. Auch von Spaniens ehemaligem Nationalcoach Luis Enrique: "Ich habe noch nie ein schlechtes Wort über ihn gehört. Er ist einzigartig und deshalb zurecht ein Aushängeschild der Nationalelf".
Für die Furia Roja lief Silva im Zeitraum von 2006 bis 2018 beachtliche 125-mal auf, die sechshöchste Anzahl in der Geschichte der spanischen Nationalmannschaft. 35 Tore (vierthöchste Anzahl) und 32 Assists (zweitbester Wert nach Cesc Fabregas) gelangen ihm währenddessen. Den großen Schatten von Andres Iniesta und Xavi wusste er immer wieder zu durchbrechen. So beispielsweise beim EM-Finale 2012 mit seinem Führungstreffer und einem durch und durch faszinierenden Auftritt. Zusammen bildeten sie ein einmaliges Mittelfeld-Triumvirat.
Überraschend bescheiden
Dass Silva trotz all dieser bemerkenswerten Zahlen, Erfolge und Lobeshymnen nie wirklich die großen Schlagzeilen bestimmt hat, ist schwer nachzuvollziehen. Es mag vielleicht daran liegen, dass er sich abseits des Rasens während seiner Karriere nahezu gänzlich zurückgezogen hat. Selbst als zwischenzeitlicher Kapitän von City gab er kaum Interviews, persönliche Einblicke in sein Leben und seine Gefühlswelt waren Mangelware. Für manche erschien er deshalb sogar unnahbar und kühl.
Sein ehemaliger Teamkollege bei City Micah Richards sagte einmal: "Er mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Ich glaube, er kann mit Komplimenten nicht gut umgehen. Wenn ein Mitspieler ihm sagte, dass er großartig gespielt hätte, zuckte er nur mit den Achseln, hob die Hände, senkte den Kopf, sagte 'Kein Problem' und ging dann weg."
Seine Bescheidenheit überraschte stets. So auch, als das Kapitel Manchester 2020 für ihn beendet war und er trotz lukrativer Angebote nicht in die Wüste oder nach China, sondern zurück nach Spanien zu Real Sociedad ging. Silva hievte das Team aus San Sebastian im Handumdrehen auf ein neues Niveau. Im Spiel der "Erreala" war er bis zuletzt Dreh- und Angelpunkt.
Fußball-Welt verneigt sich
Auch im gesetzten Fußball-Alter stellte er so noch Spiel für Spiel unter Beweis, was in ihm steckt: Ein vierfacher Weltklassefußballer. Silva war immer schon Spielmacher, der die Verbindung zwischen Abwehr und Angriff herstellte, Metronom, das die Spiel-Dynamik im Gleichgewicht hielt, Flügelspieler, der die Seite rauf und runter ackerte, und Mittelstürmer, der eiskalt vollstreckte, zugleich. Egal ob bei Valencia, City, in der spanischen Nationalmannschaft oder bei Real Sociedad.
Die Fußball-Welt verliert zweifelsohne einen begnadeten Ausnahme-Akteur. Ein Zauberer, der das schöne Spiel in eine Kunstform umwandelte. Sein Abschied schmerzt und ließ unzählige Weggefährten zur Reaktion hinreißen.
Raheem Sterling hat auf Social Media mit einem Trauer-Emoji reagiert, Leroy Sane hat völlig zurecht "Legende" kommentiert und Vincent Kompany, mittlerweile Coach des FC Burnley, gab Silva noch wertvolle Worte auf den Weg: "Das Leben ist gar nicht so schlecht nach dem Fußball, es kommen noch mehr gute Zeiten!"
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