Bayerns neuer Lahm
29.02.2024 | 13:53 Uhr
Raphael Guerreiro spielt in Augsburg rechts hinten - und damit zum dritten Mal binnen einer Woche auf einer anderen Position.
Ein größeres Lob hätte Manuel Neuer wohl kaum aussprechen können. "Er hat mich ein bisschen an Philipp Lahm erinnert, der auch auf vielen Positionen einsetzbar war. Rechts zu spielen als Linksfuß ist nicht so einfach", meinte der Torhüter nach dem 3:2 beim FC Augsburg in der Mixed Zone angesprochen auf die Leistung von Raphael Guerreiro.
Aufgrund der großen Verletzungsmisere in der Defensive der Münchner musste der Linksfuß auf der für ihn ungewohnten Rechtsverteidiger-Position ran. (Stimmen: Müller hadert mit Bayerns Situation - Goretzka schimpft)
Der portugiesische Nationalspieler erledigte seine Aufgabe defensiv über weite Strecken unaufgeregt. Bei den Treffern von Aleksandar Pavlovic und Alphonso Davies war Guerreiro beteiligt, schlug etwa die Ecke vor dem Führungstor.
"Es ist super schwer, hier zu gewinnen, man muss viele Zweikämpfe absolvieren und viel unsichtbare Drecksarbeit absolvieren. Das haben Rapha und die ganze Mannschaft gemacht. Die Viererkette hat so zusammen noch nie trainiert - deshalb war es von allen gut", lobte Thomas Tuchel bei Sky.
Binnen einer Woche setzte der Bayern-Coach Guerreiro auf drei verschiedenen Positionen ein. Sechser, Linksverteidiger und nun rechts hinten. Im Nachholspiel gegen Union Berlin entschied der 30-Jährige mit seinem Treffer gar die Partie - als linker Verteidiger. Auf der Position, "für die wir ihn grundsätzlich verpflichtet haben", wie Tuchel betonte. Nach schwierigen Monaten zu Beginn seiner Bayern-Zeit zeigt der Ex-BVB-Star nun seinen Wert.
Auf die Frage nach seiner bevorzugten Position zeigte sich der polyvalente Profi zurückhaltend: "Ich bin glücklich, wenn ich auf dem Feld stehe und das Team unterstützen kann. Ich gebe immer mein Maximum", erklärte er bei ESPN.
Schon zu Dortmunder Zeiten wurde der Europameister von 2016 häufig als Linksverteidiger und Mittelfeldspieler aufgestellt - für ihn spielt die Position offenbar keine Rolle. "Wenn ich Linksverteidiger oder im zentral-defensiven Mittelfeld spielen kann, macht es für mich keinen Unterschied. Ich gebe mein Bestes für meine Mannschaft", sagte Guerreiro, der in 171 Bundesliga-Einsätzen auf beachtliche 32 Treffer kommt.
Muskelbündelriss, Comeback, Muskelfaserriss: Monatelang kam Guerreiro verletzungsbedingt nicht auf die Beine. Seit Mitte November ist er wieder fit, seit Mitte Dezember gesetzt. Sechsmal stand er nun in Folge in der Startformationen.
Tuchel gilt seit den gemeinsamen Zeiten bei Borussia Dortmund (2015-17) ohnehin als dessen Förderer und Fan. Der 50-Jährige beschreibt Guerreiro als "schlau, spielfreudig, sicher am Ball. Er hat immer eine Idee und ist superpräzise in allem, was er macht". Wie lästige Essensreste nervt Guerreiro die Gegner "in den Zwischenräumen", so Tuchel. "Rafa will jeden Ball haben und vertraut seinen Fähigkeiten. Ein feiner Fußballer, sehr spielintelligent. Er denkt zwei Schritte voraus."
Guerrero und Tuchel - das passt einfach. "Er hat mir gezeigt, dass er mich unbedingt im Team haben will", berichtete Guerreiro im Sommer über das Telefonat mit seinem Förderer.
Als rechter Verteidiger wird Guerreiro in Zukunft aber wohl nicht mehr aushelfen müssen, denn mit Sacha Boey haben die Münchner am Sonntag einen neuen Rechtsverteidiger verpflichtet. (Eine Entscheidung offen: Das ist Bayerns neuer Rechtsverteidiger)
Guerreiros Zeit bei Bayern hat dennoch gerade erst begonnen.
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