Ohne Xavi und Openda: Leipzigs Kabine gewinnt 50/50-Spiele
Es schwebt ein neuer Geist durch die modernen Hallen am Cottaweg. Bei RB Leipzig haben sich nicht nur die Namen auf der Kaderliste und der Trainerbank verändert - vielmehr ist eine vollkommen veränderte Haltung spürbar.
07.11.2025 | 15:19 Uhr
22 Punkte nach neun Spieltagen, Rang zwei und ein Torverhältnis von 19:10 - so gut standen die Sachsen zu diesem Zeitpunkt einer Bundesliga-Saison noch nie da. Ole Werner stellte dank des 3:1-Heimsiegs gegen den VfB Stuttgart mit seinen Roten Bullen einen neuen Vereinsrekord auf.
Bei RB hätte sich vor Saisonbeginn niemand über diesen Top-Start beschwert. Damit gerechnet hätten die Verantwortlichen jedoch auch nicht zwingend. Ein neues Trainerteam und ein grundveränderter Kader nach einem überfälligen Umbruch - dass Leipzig mit frischem Facelift direkt einen Punkteschnitt von 2,44 verbucht, ist durchaus überraschend. Insbesondere nach dem erschreckend schwachen Auftakt in München (0:6) und der Pokal-Quälerei mit zweimaligem Rückstand in Sandhausen (4:2). RB wirkte weiterhin instabil, wacklig und keineswegs runderneuert.
Allerdings war zu diesem Zeitpunkt noch das Transferfenster geöffnet. Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer schmiss den Ofen auf der Zielgeraden nochmal gewaltig an, kochte bis zum Deadline Day einige schwere Gerichte und wurde schlussendlich für seinen Mut belohnt. RB trennte sich noch von Benjamin Sesko, Xavi Simons und Lois Openda. Mit anderen Worten: Leipzig gab 70 (!) Scorer der Vorsaison ab.
Auch große Egos verabschiedeten sich
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich insbesondere mit Xavi und Openda zwei Teamgeist-Bremsen verabschiedet haben und Sesko ohnehin unbedingt in die Premier League wollte. Neben 70 Torbeteiligungen sagten also auch große Egos mit eigens vorgezeichneten Karrierewegen "Goodbye' - monetär als auch inhaltlich sinnvoll. Weder der Niederländer noch der Belgier zerrissen sich für den sächsischen Bundesligisten.
Jene Transferbewegungen von Sesko (85-Mio-Paket), Xavi (60 Mio. €) und Openda (45-Mio-Paket) verbesserten nicht nur die Bilanzen, sondern veränderten auch die Kabine. Der nötige Umbruch hauchte dem Klub neuen Atem ein. Leipzigs Kader lebt wieder! Wurde der Patient in der vergangenen Spielzeit noch künstlich beatmet, ist er in dieser Saison nicht wiederzuerkennen und sprüht voller Tatendrang.
Teamgefüge als neue Stärke
Leipzig gewinnt 50/50-Spiele gegen Stuttgart oder den HSV, holt bei einem starken BVB einen verdienten Punkt und filetiert den FC Augsburg auf fremden Platz. Besonders auffällig: das Teamgefüge. Da steht wieder eine Mannschaft auf dem Platz, die nicht nur für ein dickes Gehalt und die nächste Station Fußball spielt. RB will GEMEINSAM Spiele gewinnen, Woche für Woche abliefern, sich taktisch weiterentwickeln und für den Nebenmann durchs Feuer gehen.
Während Werner-Vorgänger Marco Rose schlussendlich an Egos, Gleichgültigkeit oder Schludrigkeiten einiger Akteure scheiterte, zieht RB unter Werner jetzt auch Spiele, in denen man nicht die bessere Mannschaft ist. Das hat weniger mit Spielglück als vielmehr mit dem Innenleben einer gefestigten Kabine zu tun. Performen dann noch die Neuzugänge um Romulo, Johan Bakayoko und Yan Diomande auf X-Faktor-Niveau, ist der rollende Zug kaum zu bremsen. Ein gefestigtes Gefüge, taktische Anpassungsfähigkeit und hohe individuelle Qualität - das RB-Fundament steht wieder auf stabilem Zement, auch, wenn man nicht konstant über 90 Minuten überzeugt.
Gehaltskosten stark gesunken
Darüber hinaus veränderte Sport-Boss Schäfer erfolgreich das Gehaltsgefüge und senkte die Kosten erheblich dank neuer Strukturen innerhalb der RB-Verträge. So verdient kein Neuzugang über fünf Millionen Euro an Grundgehalt. Stattdessen sind steigende Summen mit leistungsbezogenen Boni möglich. Überspitzt formuliert könnte man also sagen: In Leipzig muss man wieder etwas tun für sein Geld. Die Zeiten der finanziellen Geschenke sind vorbei, was der RB-Kabine und der Gemeinschaft offenbar nicht schadet.
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