Niko Kovac neuer BVB-Trainer - Sky Reporter schätzen ein
Der Deal ist perfekt: Niko Kovac wird den BVB ab Sonntag als Cheftrainer übernehmen. Nun stellt sich die Frage: Kann Kovac Dortmund?
30.01.2025 | 23:25 Uhr
Drei Sky Reporter, die Kovac beruflich schon lange verfolgen, schätzen das Engagement des Kroaten in Dortmund ein.
Patrick Berger, BVB-Reporter & Frankfurt-Insider
"Das Engagement von Niko Kovac wird in Fankreisen sehr kritisch beäugt. Ich finde: Gebt ihm eine Chance! Niko Kovac hat sich mit seiner Station in Wolfsburg sicherlich mehr geschadet als es ihm geholfen hat. Ein VW-Klub wie Wolfsburg passt aber auch gar nicht zu Kovac, der mit Haut und Haaren einen Verein fühlen, spüren und leben muss. In Frankfurt hat man gesehen, dass er mit Disziplin, Fleiß und harter Hand eine Mannschaft zum Erfolg führen kann. Unvergessen aus Frankfurter-Sicht: Der überragende Underdog-Sieg im DFB-Pokal gegen die Bayern mit Stars wie Ante Rebic, Sebastien Haller, Luka Jovic oder Filip Kostic.
In München ist er immerhin Pokalsieger und Deutscher Meister geworden. Allerdings ist er beim FC Bayern unter anderem an der Person Thomas Müller gescheitert, wenngleich es Stimmen aus München geben soll, wonach es Kovac auch aufgezwungen wurde, Müller zu rasieren. Fakt ist, dass Kovac im Nachhinein den Umgang mit Müller als Fehler eingesehen hat. Er würde das so nicht mehr machen.
Was Kovac der Dortmunder Mannschaft geben kann, ist endlich Disziplin. Denn dieses Team ist auf der einen Seite zu brav, auf der anderen Seite fehlt ihr die absolute Gier. Hinter vorgehaltener Hand heißt es in Dortmund auch, dass nicht jeder Spieler an seine Professionalitätsgrenze geht. Das wird Kovac vorleben, piesacken und den Spielern Beine machen. Wie es Kovac fußballerisch angehen möchte, bleibt abzuwarten. Er lässt genau wie Nuri Sahin in einem 4-2-3-1-System spielen, verfolgt jedoch einen destruktiveren Ansatz. Ob sein Fußball in Dortmund perspektivisch etwas auslösen kann, ist offen."
Uli Köhler, Bayern-Reporter
"Ich finde es eine sehr schwierige Entscheidung, die schon zeigt, in welch komplizierten Zeiten sich die Entscheider beim BVB aktuell befinden. Niko Kovac gilt als harter Hund, aber nicht unbedingt als Diplomat. Beim FC Bayern hat er ein Zeichen setzen wollen und sich dabei mit Thomas Müller gleich den Stärksten ausgesucht. Stichwort: "Not-am-Mann"-Aussage.
Müller hat nach Kovacs Entlassung bei Hansi Flick anschließend seine erfolgreichste Saison gespielt. Irgendetwas muss Kovac also übersehen haben. Nichts gegen Disziplin, aber ich glaube, dass diese Zeiten vorbei sind, in denen man bei Konfrontation auf Besserung hofft.
Dortmunds zurückliegende Trainer sind oft daran gescheitert, dass den Bossen der Fußball nicht gefallen hat, der gespielt wurde. Das wird nun wohl nicht mehr passieren, denn bei Kovac weiß man, was man bekommt. Und schöner Fußball ist das nicht. Bis zum Saisonende wäre Kovac möglicherweise eine hilfreiche Lösung gewesen, aber über einen längeren Zeitraum über diese Saison hinaus sehe ich das sehr skeptisch."
Sven Töllner, Wolfsburg-Reporter
"Ich kenne Niko Kovac sogar schon als Spieler aus Hamburg. Sowohl als aktiver Fußball-Profi als auch als Trainer habe ich ihn als sehr respektvollen und anständigen Menschen kennengelernt. Das würden wohl auch die meisten Spieler von ihm behaupten - auch in Wolfsburg. Wobei natürlich klar ist, dass seine mannschaftsinterne Gangart auch mal Leute vor den Kopf stößt. Meiner Erfahrung nach geht es ihm dabei um die Sache, nicht um persönliche Animositäten.
Disziplin ist bei Kovac ein ganz wichtiges Element. Wer da ausschert, wird Probleme mit ihm bekommen. Kovac und Wolfsburg war keine Erfolgsgeschichte. Man hatte immer mal wieder Zweifel daran, dass er und sein Bruder Robert sich mit allen Gegebenheiten vollumfänglich wohlfühlen.
Kovac will zählbare Erfolge. Als immer klarer wurde, dass das mit Wolfsburg nicht möglich sein würde, wirkte die Verbindung aus Trainer und Verein zunehmend instabil. Die Ordnung, die Kovac einfordert und mit klarer Kante durchsetzt, wird dieser Dortmunder Mannschaft ganz sicher helfen. Führt dies aber nicht zum Erfolg, wird das ganz sicher für Frust bei Verein und Trainer sorgen."
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