Wehmütiger Füllkrug spricht über Schmerz nach der EM
04.09.2024 | 15:41 Uhr
Niclas Füllkrug ist bei West Ham United noch nicht so richtig angekommen. In der Nationalmannschaft hingegen fühlt er sich weiter pudelwohl.
Niclas Füllkrug grübelte. "Oh! Aus Amerika nicht, glaube ich", sagte der deutsche Nationalstürmer von West Ham United im DFB-Quiztaxi schließlich auf die Frage, wo denn wohl die Beatles herkommen. Am Mittwoch, während einer launigen Pressekonferenz in Herzogenaurach, lachte er darüber: Er brauche "wohl noch einige Zeit, um in England wirklich anzukommen" - sportlich wie persönlich. Und musikalisch.
Der zweitbeste Torschütze (13 Treffer) im Nations-League-Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann hat sich im Sommer mit dem Sprung in die Premier League "einen weiteren Traum" erfüllt. Er hat aber auch schnell gemerkt, welch tiefgreifende Veränderungen das mit sich bringt. "So ein Auslandstransfer ist etwas anderes, als von Bremen nach Dortmund zu wechseln", berichtete er: "Das Training ist anders, die Plätze sind anders. Die Art und Weise, Fußball zu spielen, ist viel physischer und dynamischer."
Als Borussia Dortmund für seine Position Serhou Guirassy vom VfB Stuttgart verpflichtet hatte, da wusste der 31-Jährige: "Das ist für mich jetzt nicht der größte Vertrauensbeweis." Er wurde offener für einen Wechsel, "auf ein ganz anderes Pflaster" - die Premier League. West Ham ist für ihn eine "Riesenherausforderung", er spürt bei den Hammers "eine wahnsinnige Überzeugung, eine wahnsinnige Wertschätzung".
Für einen Startelf-Einsatz hat es allerdings in den ersten vier Saison-Pflichtspielen noch nicht gereicht, nach 137 Minuten auf dem Platz ist der 27-Millionen-Euro-Zugang ohne Torbeteiligung. Das gilt aber auch für seinen Konkurrenten Michail Antonio, der stets beginnen durfte. "Mir wurde ein klarer Plan aufgezeigt", sagte Füllkrug, und er fügte hinzu: "Ich lasse mich jetzt überzeugen, dass das alles auch so kommen wird."
Die Nationalmannschaft ist Füllkrugs Wohlfühloase. Er war bei der Heim-EM zwar auch im Deutschland-Trikot kein Stammspieler, er erzielte aber zwei Jokertore, präsentierte sich enorm wichtig für die Stimmung und ist längst einer der Sprecher des Teams. Nagelsmann berief ihn folgerichtig in den Mannschaftsrat.
Nach Herzogenaurach kam Füllkrug demütig und wehmütig zurück. "Mein Schmerz nach der EM war, dass diese Reise vorbei war", betonte er, "wir hatten während des Turniers ein Gemeinschaftsgefühl in Deutschland, alles hat sich im positiven Sinne um uns gedreht. Der Weg ist das Ziel, so sehe ich das."
Wenn sich nun in einer "krass veränderten Mannschaft" eine neue Hierarchie bildet, wird Füllkrug ein Baustein sein. Wo andere sich wegducken, stellt er sich: "Deshalb habe ich hier eine Wichtigkeit und eine gewisse Rolle. Ich decke Bereiche neben dem Platz ab, die nicht jeder Spieler abdecken möchte." Das weiß der ebenfalls kommunikativ sehr starke Bundestrainer zu schätzen.
Der Weg in die Startelf jedoch führt über den Verein. Deshalb will sich Füllkrug mit seiner Familie schnellstmöglich noch besser einleben, an den Linksverkehr hat er sich auch schon gewöhnt: "Damit habe ich keine Probleme. Ich spreche auch gut englisch." Ein Laden mit Platten der Beatles (aus Liverpool!) sollte sich ebenfalls finden lassen.
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