Markus Babbel über die Ausfälle von Dayot Upamecano und Alphonso Davies beim FC Bayern
Markus Babbel spricht exklusiv in der Sky-Taktiksendung ''Matchplan'' über die langen Ausfälle der Abwehrspieler Dayot Upamecano und Alphonso Davies beim FC Bayern.
27.03.2025 | 23:24 Uhr
Besonders einen der beiden, sieht er als wegfallenden Erfolgsgaranten. Große Sorgen macht er sich um den Rekordmeister aber trotzdem nicht.
Sky Sport: Wie kamen die Nachrichten - für Davies ist die Saison mit dem Kreuzbandriss definitiv beendet, auch Upamecano ist schwer verletzt - bei dir an? Was heißt das für die Mannschaft?
Babbel: Das ist natürlich höchst ärgerlich für alle Verantwortlichen, du willst möglichst alle Spieler an Bord haben. Das sind zwei Spieler, die bei Vincent Kompany sehr, sehr hoch im Kurs stehen, immer gesetzt sind und von daher ist das eine schlechte Nachricht.
Unterschiedsspieler Davies
Sky Sport: Können durch zwei solche Ausfälle in der Viererkette die Saisonziele gefährdet werden?
Babbel: Mir wird da im Moment ein bisschen zu viel negativ berichtet. Natürlich willst du alle am Start haben in möglichst guter Form. Mit Alphonso Davies - das zeigen auch die Daten - ist der FC Bayern einfach erfolgreicher, als wenn er nicht auf dem Platz steht, weil er diese unheimliche Schnelligkeit hat.
Auf der anderen Seite hast du trotzdem gute Alternativen mit Guerreiro, mit Ito, der auf dieser Position spielen kann. Und dann hast du Upamecano, wo sich die Geister scheiden: Es gibt die einen, die ihn sensationell gut finden. Und der anderen - ich gehör eher zur zweiten Fraktion - macht der einfach zu viele Fehler, zu viele leichte Fehler, die auf diesem Niveau nicht passieren dürfen. Deswegen weiß ich nicht, ob dieser Ausfall so schwerwiegend ist, weil du hast mit Eric Dier und Ito zwei hervorragende Innenverteidiger.
Muss Kompany seine Taktik ändern?
Sky Sport: Wenn Dier Upamecano ersetzen sollte, ist das natürlich von der Geschwindigkeit ein großer Unterschied. Mit Upamecano ist es ein sehr hohes Verteidigen. Wir kennen diese Laufduelle, häufig gewinnt er sie eben. Das kannst du mit Dier nicht so machen. Müsste Kompany dann auch seinen Spielstil umstellen?
Babbel: Das ist eine Möglichkeit. Auf der anderen Seite, wenn du das so drinnen hast, ist es wichtig, dass du als gesamte Mannschaft gut funktionierst. Dann wird's für die beiden Innenverteidiger auch nicht die große Problematik sein, dass sie hoch stehen oder hinter ihnen ein großes Feld ist. Wichtig ist, dass eben das Mittelfeld gut arbeitet mit den Angreifern zusammen. Vielmehr ist für mich die Schwierigkeit, Davies mit seiner Schnelligkeit zu kompensieren. Weil er ist schon immer derjenige gewesen, der dann für den einen oder anderen eingesprungen ist. Er [Vincent Kompany, Anm. d. Red.] muss es herausfinden, er muss seine neue Viererkette finden.
Ito oder Guerreiro?
Sky Sport: Wie würde deine Viererkette aussehen?
Babbel: Es kommt auf den Gegner an. Wenn ich weiß, ich spiel gegen einen sehr offensivstarken Gegner, dann würde ich Ito links hinten spielen lassen. Wenn ich selbst viel Ballbesitz habe, dann macht wahrscheinlich Guerreiro wieder mehr Sinn. Er ist technisch sehr gut und kann sich immer mit einschalten, er hat gute Ideen in der Offensive. Aber da sind die Spieler auch selbst clever genug, um zu sagen: Heute stehen wir ein bisschen höher oder heute fangen wir das Pressing etwas tiefer an, damit hinter uns nicht so viel Raum entsteht - weil wir es von der Schnelligkeit nicht zulaufen können.
Urbig ist ein "großartiges Talent"
Sky Sport: Jetzt hast du eine durchgemischte Viererkette. Normalerweise hast du Manuel Neuer dahinter, der noch einmal Sicherheit gibt, nur der fehlt jetzt auch. Jetzt hast du den jungen Jonas Urbig hinten drin, Sicherheit gibt das nicht, oder?
Babbel: Also erst einmal ist Urbig ein großartiges Talent mit unheimlich viel Potenzial. Und es ist nicht so, dass Neuer ewig ausfällt, der hat einen Muskelfaserriss. Der kommt in den nächsten zwei, drei Wochen zurück. Unglücklich, das passt alles ins Bild, aber so ist Fußball. Das geht nicht nur dem FC Bayern so, dafür hast du einen großen Kader. Und noch einmal: Wir reden von Topspielern, es sind nicht irgendwelche Jungs, die du reinschmeißen musst, wo du nicht weißt, was können die leisten. Deswegen mache ich mir da persönlich wenig Sorgen.
Bayern trifft auf St. Pauli
Sky Sport: Die Bayern haben erst kürzlich gegen Bochum (2:3) verloren. Nun treffen sie zu Hause auf St. Pauli (Samstag, 15:30 Uhr exklusiv bei Sky), einen ähnlichen Gegner in derselben Tabellenregion. Wie schätzt du das Spiel ein?
Babbel: Zum einen müssen sie jetzt schon auch aufpassen, dass sie da nicht zu viel verschenken, weil Leverkusen ist dran. Die sechs Punkte Vorsprung sollten nicht ein zu großes Wohlfühlgefühl geben. St. Pauli musst du defensiv erst mal knacken, so einfach wird das nicht. Nichtsdestotrotz: Bayern zu Hause. Da gehe ich mit den Erfahrungen gegen Union Berlin und Bochum schwer davon aus, dass sie nach der Länderspielpause wieder richtig Gas geben.
"Dann kann etwas Großartiges entstehen"
Sky Sport: Ist das eine klassische Journalisten-Überlegung, dass man sagt: Da fallen wichtige Spieler aus, dass man noch mal einen Tick enger zusammenrückt?
Babbel: Das ist sehr gut vorstellbar. Es kommt darauf an, wie gut sie sich verstehen. Den Eindruck machen sie auf mich, dass eine sehr gute Harmonie vorherrscht. Dass sie sich auch von Rückschlägen überhaupt nicht auseinanderdividieren lassen, auch von der medialen Kritik, die zwischendurch aufkam. Sie haben sehr fokussiert und konzentriert weitergearbeitet. Deswegen haben sie sich diesen Vorsprung erarbeiten können. Und das kann schon ein Punkt sein, dass sie sagen: Wir müssen noch geschlossener werden. Jeder muss seinen Job noch fokussierter und noch detaillierter abliefern. Dann kann auch etwas Großartiges entstehen.
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