Leipzig und Werner: Road to Mittelmaß oder Genie im Grauton?
RB Leipzigs Trainersuche befindet sich auf den letzten Metern. Eine Entscheidung steht unmittelbar vor dem Vollzug. Eine kommentierende Analyse zu Leipzigs Trainersuche.
10.06.2025 | 11:17 Uhr
Zehn Wochen nach Marco Roses Freistellung wollen die Sachsen jetzt Ole Werner an den Cottaweg holen - der Deal steht bevor!
37 Jahre jung, in Schleswig-Holstein geboren, vormals Cheftrainer von Holstein Kiel, zuletzt Coach von Werder Bremen. Wer im April oder Mai auf Werner als Rose-Nachfolger gewettet hätte, stünde jetzt kurz vor einem XL-Gewinn. Es ist wahrlich überraschend, dass RB Leipzig nun mit Werner den großen Umbruch bewältigen und in die kommende Saison gehen möchte.
Werner versprüht wohl keine Aufbruchstimmung
Der sachliche Norddeutsche versprüht beim ersten Hinsehen nicht das Flair, was Cesc Fabregas mit nach Leipzig gebracht hätte. In Werners Vita stehen weder die Erfolge von Oliver Glasner, noch durchlief er die RB-Schule wie Roger Schmidt, Danny Röhl oder Matthias Jaissle. Unter den Leipziger Fans versprüht Werner wohl auch nicht die Aufbruchstimmung, wie sie unter Jacob Neestrup antizipierbar gewesen wäre.
Das verrät zumindest ein Blick in sämtliche Social-Media-Foren. Und dennoch darf man dem noch jungen Coach aus Preetz die fachliche Expertise nicht abschreiben. Sowohl in Kiel als auch in Bremen kitzelte Werner aus jeweils bescheidenen Mitteln beeindruckende Leistungen aus seinen Teams heraus.
Werner stabilisiert Bremen deutlich
Pokal-Halbfinale und ein Beinahe-Aufstieg mit Kiel, Bundesliga-Rückkehr in der ersten Werder-Saison und zuletzt 51 Punkte nach 34 Spieltagen mit dem SVW - Werner beendete die Bremer Saison mit der gleichen Anzahl an Zählern wie Leipzig, verpasste Europa nur knapp und stabilisierte den Nordklub deutlich. Inhaltlich arbeitet der Coach auf hohem Niveau und kann sowohl das Kollektiv als auch Einzelspieler taktisch weiterentwickeln.
Offensichtlich: Werner fehlt es in erster Instanz an (internationaler) Strahlkraft, um bei einem Verein mit den Ambitionen von Red Bull für große Auf- und Umbruchstimmung zu sorgen. Und dennoch zählen im Fußball unterm Strich eher Ergebnis und Entwicklung als Ausstrahlung und Lebenslauf des Trainers.
ZUM ABSTIMMEN:
Findet RB mit Werner zurück zu alter Stärke?
Dass Werner nicht von Beginn die 1A- oder 1B-Lösung war, lässt sich nicht wegdiskutieren. Und trotzdem ist man in Leipzig und Fuschl überzeugt vom 37-Jährigen, der bei seinen bisherigen Stationen erheblich limitierter agieren konnte, als es jetzt in Leipzig der Fall sein würde.
Bei RB wären es völlig andere Mittel und Umstände. Werner könnte deutlich mehr Fleisch auf den Grill legen. Dabei würden parallel Druck, Erwartungshaltung und Anspruch wachsen.
Findet RB mit Werner zurück zu alter Stärke? Kann Werner um Titel mitspielen und Spieler mit CL-Anspruch führen? Wir werden es beobachten. Hätte RB mit dem Blick in die Glaskugel Rose entlassen? Müßig. Die Quintessenz sollte sein: Die Lösung Ole Werner wäre riskant, überraschend und mutig.
Werner hätte Chance verdient sich zu beweisen
Aber: Der 37-Jährige hätte definitiv eine Chance verdient und hat bewiesen, dass er inhaltlich auf einem sehr guten Niveau performen kann - unter anspruchsvollen Voraussetzungen mit zierlichen, kleineren Portemonnaies und anderem Spielermaterial. Werner hat sich diese Möglichkeit dank kontinuierlich guter Arbeit verdient.
Und dennoch müssen kritische Stimmen gestattet sein. Reibungslos lief die Trainersuche schließlich nicht. Wobei RB vor allem bei den abgebenden Vereinen als bei den Kandidaten auf verschlossene Türen stieß. Zehn Wochen nach der Rose-Entlassung stehen die Sachsen vor der finalen Lösung. Ob es die Road to Mittelmaß wird oder Werner zum Genie im Grauton aufsteigt, kann man erst mittelfristig bewerten.
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