Three Lions in der Krise, Southgate in der Kritik: Es brodelt in England
25.09.2022 | 20:52 Uhr
Keine Offensiv-Power, keine Spielidee und keinen Sieg aus den letzten fünf Spielen. Acht Wochen vor der WM in Katar steht Trainer Gareth Southgate stark in der Kritik - und England in der Krise.
Die Euphorie der letzten EM ist verflogen. Nach der 0:1 Niederlage in der Nations League gegen Italien brodelt es in England gewaltig. "Beschämend" nennt die BBC den bereits feststehenden Abstieg in der Nations League, England laufe "zum ungünstigsten Zeitpunkt gegen die Wand", meint The Guardian.
Southgate selbst sah nach der Niederlage gegen die Italiener "einen Schritt in die richtige Richtung" - beunruhigend, wenn man bedenkt, dass der letzte Sieg im März beim Freundschaftsspiel gegen die Elfenbeinküste war. Seitdem gab es drei Niederlagen und zwei Unentschieden in der Nations League - bereits einen Spieltag vor Schluss steht der Abstieg in Liga B fest. Die Bilanz beim genaueren Hinschauen: Erschreckend.
Zwei Mal verlor man gegen Ungarn, zuhause ließen sich die Three Lions gar mit 0:4 abfertigen. Nach der Niederlage gegen Italien steht Southgate nun mächtig unter Druck. Vor allem die Offensive ist eine große Problemstelle: England hat in den fünf Spielen in der Nations League noch kein Tor aus dem aktiven Spiel heraus erzielt - nur einer weiteren Mannschaft geht es genauso: San Marino.
Ein Elfmetertor gegen Deutschland von Harry Kane in fünf Spielen ist zu wenig, es fehlt an Ideen im Offensivspiel der Engländer. Gerade gegen defensiv gut organisierte Mannschaften wie Italien und Ungarn tut sich die Mannschaft von Southgate schwer, Lösungen zu finden.
Englands Kapitän Harry Kane betonte nach dem Italien-Spiel nicht in Panik zu verfallen. Raheem Sterling stärkte ebenfalls seinem Trainer den Rücken: "Er hat in den letzten Jahren gezeigt, was er diesem Team gibt." Und weiter: "Er ist jemand, dem alle Jungs vertrauen und dem wir alle in seine Richtung folgen wollen", so Sterling.
Diese Marschroute vorzugeben, das hohe Pressing und mutige Offensivspiel aus dem EM-Jahr wieder zu etablieren, ist nun die Herkulesaufgabe für Southgate. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Ein einziges Pflichtspiel gibt es noch vor der WM in Katar: am Montag gegen Deutschland.
Auch für die deutsche Nationalmannschaft läuft es momentan nicht, beide Mannschaften stehen vor ähnlichen Problemen: keine Ideen in der Offensive und schwächelnde Schlüsselspieler. Umso spannender also, wer die Generalprobe vor der WM für sich entscheiden kann. Southgate steht als Trainer jedoch deutlich mehr unter Druck. In den sozialen Medien forderten manche Fans sogar seinen Rauswurf - und Thomas Tuchel als Ersatz. Dazu wird es höchstwahrscheinlich nicht kommen, die Schwierigkeiten für Southgate bleiben aber.
Auch, weil England einmal mehr zeigt, wo das große Problem seit Jahren liegt: Genügend hochtalentierte Spieler gibt es, doch es fehlt das Kollektiv, welches hinten aufopferungsvoll verteidigt und vorne Chancen kreiert sowie Tore schießt.
Ein solches hatte Southgate bei der EM im vergangenen Jahr noch geformt, nun ist es seine Aufgabe, das für die WM wieder hinzubekommen. Viel Zeit hat er dafür nicht mehr...