Frauen-Fußball: Inka Grings im Exklusiv-Interview u.a. über Bayern und Wolfsburg

Deutsches CL-Halbfinale? Grings: "Wäre ein riesiger Gewinn"

Seit dem 1. Januar 2023 ist Inka Grings Cheftrainerin des Schweizer Frauen-Nationalteams
Image: Seit Januar 2023 ist die 96-malige Ex-Nationalspielerin Inka Grings Cheftrainerin des Schweizer Frauen-Nationalteams.  © DPA pa

Im Interview mit skysport.de spricht Inka Grings exklusiv über die bevorstehenden Viertelfinal-Rückspiele der Women's Champions League, das Meisterrennen zwischen Bayern und Wolfsburg und den Abstiegskampf in der Bundesliga sowie über die Halbfinals im DFB-Pokal.

Sky Sport: Bayern gegen Wolfsburg, dieses Duell elektrisiert den Frauen-Fußball in ganz Deutschland, werden wir die Begegnung mit Blick auf die Champions League womöglich noch ein zusätzliches Mal in dieser Saison sehen?

Grings: Ich hoffe und wünsche es mir natürlich aus deutscher Sicht, glaube allerdings, dass alles offen ist. Es gab knappe Ergebnisse im Hinspiel und ich glaube, dass beide wissen, dass sie noch einmal viel mehr bringen und machen müssen. Es war eine extrem herausfordernde Woche mit den Champions League-Spielen und der Begegnung untereinander am Wochenende. Jetzt kommt wieder die englische Woche auf ganz hohem Niveau, da wird sich die Breite des Kaders zeigen. Ich hoffe natürlich, dass die deutschen Mannschaften dementsprechend trumpfen können.

Sky Sport: Auf wen kommt es bei Bayern und Wolfsburg besonders an? Welche Spielerinnen können den Unterschied machen?

Grings: Bayern hat unter anderen eine hervorragende Lea Schüller, aber ich glaube eher - gerade, weil ich Arsenal extrem gut kenne -, dass es die gesamte Kompaktheit bei Bayern München ist, die funktionieren muss. Defensiv muss man hellwach sein. Im Emirates bei Arsenal zu spielen ist nicht einfach, da sind sie sehr dominant mit der Kulisse und dem Publikum im Rücken. Nichtsdestotrotz: Wenn sie es schaffen, dem Druck, den Arsenal wie im Hinspiel ausüben wird, standzuhalten, ist alles möglich. Die Offensive um Schüller und Lina Magull ist immer gefährlich, am Ende ist es sicherlich auch ein Stück weit tagesformabhängig.

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Bei Wolfsburg ist es ähnlich, wobei sie in der offensiven Breite etwas stärker aufgestellt sind, vor allem auch mit mehr internationaler Erfahrung. Auch dort sind die ersten Minuten wichtig. Ich gehe davon aus, dass von PSG sehr viel Druck kommen wird. Je länger es 0:0 steht, umso mehr Sicherheit gibt es der eigenen Mannschaft. Ich freue mich riesig auf die beiden Spiele, das sind Top-Partien und das ist Fußball, den man sich wünscht.

Sky Sport: Sie selbst haben im Dezember als Trainerin des FC Zürich gegen Arsenal gespielt und mit 1:9 verloren. Was macht Arsenal so gefährlich und welche Rolle spielt die Kulisse im Emirates Stadium?

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Grings: Es ist eine tolle Kulisse, es macht wahnsinnig viel Spaß, dort zu spielen. Arsenal ist extrem stark, wenn man ihnen Raum nach vorne lässt. Da haben sie große individuelle Qualität, jede Einzelne kann den Unterschied machen. Wenn du es aber schaffst, sie von Anfang an unter Druck zu setzen, kompakt zu bleiben, ihnen wenig Raum zu geben, dann ist selbstverständlich auch gegen Arsenal alles möglich. Weil sie dann sehr anfällig sind und nicht die Souveränität haben, unter Druck im Defensivbereich ihr Spiel aufzuziehen. Dieses Beeindruckende in dem Stadion, diese Kulisse, sicherlich das knappe Ergebnis aus dem Hinspiel und alles Mentale drumherum wird entscheidend sein. Wenn Bayern es schafft, cool zu bleiben, nicht überhastet zu agieren und sich in das Spiel hineinpressen kann, ist alles drin. Ansonsten wird es schwierig.

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Sky Sport: Haben Sie einen Favoriten auf den Titel?

Grings: Nein. Alle Spielpaarungen sind so eng, da steckt eine ganz große Qualität in den einzelnen Mannschaften, das spricht glücklicherweise auch für das Niveau der Frauen in der Champions League. Deshalb bin ich sehr neutral und freue mich einfach auf tolle Spiele.

Sky Sport: Welche Strahlkraft hätte ein deutsches Halbfinale zwischen Wolfsburg und den Bayern in der Königsklasse für den Frauen-Fußball in Deutschland?

Grings: Das wäre großartig. In den letzten Jahren haben wir - sicherlich auch bedingt durch die EM, die Deutschland hervorragend gespielt hat - zwar Pluspunkte gesammelt, aber man spricht immer noch in erster Linie über England, weil dort das Geld sitzt. Auch Spanien hat diesen Faktor und die Attraktivität, da ging Deutschland etwas unter. Es wäre also umso wichtiger, dass man da ein Standing setzt und zeigt, dass wir Deutschen immer noch und immer wieder zu den Top-Nationen gehören. Natürlich hätte ein deutsches Halbfinale einen großen Mehrwert, es wäre ein riesiger Gewinn und auch die Bestätigung der sehr intensiven und langen Arbeit. In dem Falle von Bayern München und VfL Wolfsburg, die natürlich Zugpferde des deutschen Fußballs sind. Es wäre herausragend, wenn beide im Halbfinale stünden.

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Sky Sport: Auch in der Bundesliga steht die heiße Schlussphase der Saison an. Der Zweikampf zwischen Bayern und Wolfsburg ist in vollem Gange. Haben die Münchnerinnen nach dem jüngsten 1:0-Erfolg im direkten Duell den psychologischen Vorteil im Meisterrennen?

Grings: Grundsätzlich auf jeden Fall, weil Wolfsburg zuvor ja schon ein paar Punkte enteilt war. Das zeigt die Kontinuität und Geduld, die Bayern letztendlich mitbringt. Das war ein Zeichen an die Liga. Das gibt Bayern mit Sicherheit einen Riesen-Aufschwung für die kommenden Wochen. Letztendlich muss der Kader bei so vielen Spielen und Wettbewerben breit genug aufgestellt sein, um nicht irgendwann an Power zu verlieren. Ich glaube aber nicht, dass sie sich das jetzt noch aus der Hand nehmen lassen. Trotzdem denke ich auch, dass die Champions League für Bayern sehr viel wichtiger ist.

Sky Sport: Nur noch sechs Spieltage stehen bevor und jede Partie zählt. Wer sonst in der Liga könnte womöglich noch zum Stolperstein für Bayern (u.a. noch gegen Hoffenheim) und Wolfsburg (u.a. gegen Frankfurt) werden?

Grings: Genau das ist das, was wir wollen. Es ist spannend bis zum Ende, das schafft Attraktivität und spricht für den Frauen-Fußball, für die Qualität und die Arbeit. Das stellt die hervorragende aktuelle Entwicklung in Deutschland einmal mehr unter Beweis. Aber auch im Abstiegskampf ist es eng, vier Mannschaften sind da mindestens noch drin. Du hast Teams wie Köln, Meppen, Duisburg und Essen dabei, auch Potsdam, die zum ersten Mal gewinnen konnten. Die können für jede Mannschaft zum Stolperstein werden, weil sie nichts zu verlieren haben und frei aufspielen können.

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Sky Sport: Sie sprechen es an: Wer hat in Ihren Augen denn das Zeug, die Klasse zu halten und wer muss den schweren Gang in die zweite Liga antreten?

Grings: Das wird super eng und super schwierig. Der Effzeh hat mit der Trainer-Entlassung vielleicht zum richtigen Zeitpunkt die nötige Veränderung vorgenommen. Aber die Spielpaarungen könnten nicht enger sein. Fast alle, die unten drinstehen, spielen noch gegeneinander. Spannender geht es nicht.

Sky Sport: Schon in weniger als zwei Wochen wird es dann ohnehin zum Kracher-Duell zwischen Wolfsburg und Bayern im DFB-Pokal-Halbfinale kommen. Welche Brisanz steckt in dieser Partie?

Grings: Es ist eine riesige Herausforderung. Ich kenne es aus dem System hier in der Schweiz. Du musst gefühlt fünf Mal gegen die gleiche Mannschaft spielen, das macht es auch für die Trainerinnen schwierig, weil du dir immer wieder was einfallen lassen musst, um die kleine Nuance an Überraschung reinzubringen, die dann vielleicht die Entscheidung ausmacht. Trotzdem sind es großartige Partien, mehr Werbung und mehr Qualität kannst du nicht bieten, deshalb kann man sich darauf einfach nur freuen.

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Sky Sport: Wer holt sich den Pokal am Ende?

Grings: Das meine ich nicht despektierlich oder respektlos gegenüber der anderen Halbfinal-Begegnung mit Freiburg und Leipzig, aber ich glaube, dass sich die Mannschaft, die das Duell zwischen Bayern und Wolfsburg entscheidet, den Pokal am Ende auch nicht mehr nehmen lässt.

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