Löst Löw mit Kimmich eine Kettenreaktion in der Startelf aus?
18.06.2021 | 14:24 Uhr
Es wird heiß diskutiert, ob Joshua Kimmich weiterhin auf Rechts auflaufen oder wieder in der Zentrale der deutschen Nationalmannschaft agieren soll. Sollte der Bayern-Star seine gewohnte Position in der Mitte bekleiden, muss Bundestrainer Löw seine Mannschaft mächtig umbauen.
Vor dem ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei dieser Europameisterschaft war es die wohl größte Frage mit Blick auf die Start-Formation: Spielt Joshua Kimmich im zentralen Mittelfeld, wie er es beim FC Bayern gewohnt ist, oder weicht er auf die rechte Seite aus? Die Antwort: Im Spiel gegen Frankreich spielte der 26-Jährige auf der rechten Außenposition der Fünfer-Abwehrkette.
Ungewohnt für ihn, was vor allem in der ersten Halbzeit auch sehen konnte. Er fand aber schließlich ins Spiel und freundete sich mit der neuen Rolle an. Doch vor dem zweiten Gruppenspiel gegen den amtierenden Europameister Portugal könnte Bundestrainer Joachim Löw das Konzept schon wieder über den Haufen werfen.
Viele Fans und Experten fordern nämlich Kimmichs Rückkehr auf die Sechs - so auch unsere Sky Reporter Uli Köhler und Marc Behrenbeck sowie Ex-Nationalspieler Torsten Frings.
Aber: Sollte auch der Bundestrainer bei Kimmich umdenken, löst das eine Kettenreaktion aus, die fast alle Mannschaftsteile betrifft.
Im Gegensatz zu vielen anderen Positionen, haben die Deutschen im zentralen Mittelfeld ein Überangebot an Weltklasse-Spielern. Der angesprochene Kimmich, Real Madrids Toni Kroos und der englische Meister Ilkay Gündogan sind dort beheimatet. Zudem ist wohl auch Leon Goretzka nach auskurierter Verletzung wieder eine Option.
In Löws EURO-System ist aber nur Platz für zwei von ihnen. Unter anderem deshalb musste Kimmich nach außen ausweichen. Rückt er in die Mitte, muss wahrscheinlich entweder Kroos oder Gündogan auf die Bank. Eine schwierige Entscheidung. Auch bei einem Formations-Wechsel ist das nicht anders.
Denn sollte Kimmich nicht rechts spielen, hat Löw keinen fitten Spieler im Kader, der ihn auf der Außenbahn ersetzen kann. Sowohl Jonas Hofmann als auch Lukas Klostermann fallen verletzungsbedingt aus. Daher glauben Frings, Behrenbeck und Köhler allesamt an eine Rückkehr zur Viererkette in der Defensive des DFB-Teams.
Für das Überangebot im Mittelfeld ändert das zwar nichts, dafür aber für Matthias Ginter. Statt in der Innenverteidigung, müsste er als Rechtsverteidiger auflaufen. Das kann der Gladbacher, dennoch muss auch er sich umorientieren.
Für Robin Gosens würde die Umstellung wohl gar das Aus bedeuten. Nur Köhler glaubt daran, dass Löw ihn als Linksverteidiger in der Viererkette aufstellen wird. Behrenbeck und Frings würden den 26-Jährigen auf die Bank setzen. Der Profi von Atalanta Bergamo ist sehr offensiv veranlagt und hat viel Drang nach vorne. Gosens ist der perfekte Spieler für die Frankreich-Aufstellung gewesen, insgesamt war er bei der Niederlage gegen den Weltmeister der beste Mann der DFB-Elf (Sky Note 2).
Umso bitterer wäre es für ihn, dürfte er im zweiten Gruppenspiel nicht von Beginn an ran. Aber wer ersetzt Gosens? Als Optionen stehen Löw Emre Can, Marcel Halstenberg und Christian Günter zur Verfügung. Letzterer ist für keinen der Sky Experten ein möglicher Ersatz. Can und Halstenberg spielten allerdings in ihren Vereinen nur selten auf genau dieser Position.
Offensiv würde sich die Umstellung der Formation ebenfalls bemerkbar machen. Eine Position wird neu geschaffen. Frings, Behrenbeck und Köhler sind sich einig: Allesamt würden sie Champions League-Sieger Timo Werner in der Spitze aufstellen. Köhler setzt zudem auf Goretzka als zusätzlichen Überbrückungsspieler in der Zentrale der deutschen Mannschaft. Alle drei wollen ebenfalls Leroy Sane von Anfang an sehen. Er soll den im ersten Spiel enttäuschenden Kai Havertz ersetzen.