Frankfurts Transfer-Coup mit Fragezeichen
02.01.2024 | 14:22 Uhr
Es ist bislang DER Transfer-Coup der Winterpause. Mit Donny van de Beek kommt ein großer Name nach Frankfurt, auch wenn die Karriere des begnadeten Mittelfeldstrategen in den vergangenen Jahren nicht so verlief wie einst gedacht.
Ballsicher, trickreich und immer ein Auge für den Nebenmann. Zusammen mit Matthijs de Ligt und Frenkie de Jong war Donny van de Beek einst das Gesicht von Ajax Amsterdam - mischten sie doch gemeinsam Europa auf. Im Mittelfeld zog er die Fäden, war das ideale Verbindungsstück zwischen Abwehr und Angriff. Frech, selbstbewusst, hochgradig intelligent.
Mit einer entsprechend großen Portion Vorschusslorbeeren wechselte der Niederländer im Sommer 2020 zu Manchester United. Dort konnte er aber bis heute nicht im Ansatz an seine Topleistungen anknüpfen. Auch die viermonatige Leihe im Jahr 2022 beim FC Everton brachte nicht die erhoffte Wende.
Nun ist die Hoffnung groß, dass Eintracht Frankfurt wieder die Leichtigkeit aus van de Beek herauskitzeln kann, die er zu Ajax-Zeiten besonders in der Double-Saison 2018/19 mit Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Halbfinale verkörpert hatte. Für die Hessen ist es ein Transfer-Coup - aber einer mit Fragezeichen.
Denn der Rechtsfuß, der in seiner Karriere bislang 19 Mal für die niederländische Nationalmannschaft auflief, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einige Zeit brauchen, um auf Temperatur zu kommen. Bei den Red Devils stehen bei van de Beek in dreieinhalb Saisons gerade einmal 62 Pflichtspieleinsätze auf dem Konto - meistens von der Bank kommend.
Auch unter Erik ten Hag, der auch schon in Amsterdam sein Trainer war, kam er nicht zum Zug. In der aktuellen Spielzeit hat van de Beek gerade einmal zwei Einsätze - einmal Liga und einmal Ligapokal - und insgesamt nur 21 Minuten verbucht.
In seinen wenigen Einsätzen über die Jahre war eine gewisse Anpassungsschwierigkeit an das physisch harte und intensive Spiel in der englischen Premier League festzustellen. Dazu häuften sich in den vergangenen Saisons die Verletzungen. Zuletzt fiel der 26-Jährige wegen einer Seitenbandzerrung im Knie ein halbes Jahr lang aus.
Er selbst sprach in diesem Zusammenhang nach seiner Rückkehr auf den Platz von einer mental schwierigen Zeit für ihn und seine Familie. Seit Sommer ist van de Beek wieder fit, war trotzdem fast nur Zuschauer. Er strotzt momentan nicht gerade vor Selbstvertrauen. Zweifel machen sich breit.
In Frankfurt soll er nun aber das Mittelfeld des Bundesliga-Sechsten mit seinem Spielwitz bereichern. Über ein wenig mehr Kreativität im eigenen Spiel würde sich die Eintracht freuen.
Zumal mit Ellyes Skhiri (Tunesien) und Fares Chaibi (Algerien) gleich zwei zentrale Mittelfeldspieler in den ersten Wochen der Restsaison fehlen werden. Beide Akteure nehmen von Mitte Januar bis eventuell Mitte Februar mit ihren Nationalmannschaften am Afrika Cup teil.
Deshalb ist Frankfurt im Grunde genommen auf van de Beek angewiesen. Der Druck, sofort funktionieren zu müssen, ist da. Trainer Dino Toppmöller kann den Niederländer in der Zentrale auf die Sechs, Acht oder Zehn stellen. Eventuell findet er in Mario Götze sein passendes Gegenstück - wie Frenkie de Jong es damals in Amsterdam war.
Da Frankfurt für die halbjährige Leihe bis Sommer 2024 nach Sky Informationen weniger als zwei Millionen Euro zahlt, United übernimmt den Großteil des Gehaltes, könnte es ein Deal der Kategorie "Low Risk, High Reward" werden. Sollte van de Beek überzeugen, könnte anschließend noch die Kaufoption von rund zehn Millionen Euro gezogen werden. (Alle Details zum Vertrag)
Dafür muss das einstige Toptalent aber erst einmal wieder zu alter Stärke zurückfinden. Der Weg dorthin wird vermutlich kein leichter sein. Aber mit einer Prise hessischer Herzlichkeit und regelmäßigen Einsatzzeiten kann sich Donny van de Beek in Frankfurt vielleicht wiederentdecken - und so seiner Karriere neuen Schub verleihen.
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