Dortmund raus im DFB-Pokal - Terzic, Mannschaft, Watzke & Kehl unter Beobachtung
Wer hat Schuld an der BVB-Krise?
07.12.2023 | 15:09 Uhr
Das Pokal-Aus des BVB wirft Fragen auf - mal wieder. Eine Trainer-Diskussion um Edin Terzic könnte schon in Bälde auch intern auf den Klub zukommen.
"Borussia Dortmund hat sich selbst aus den Augen verloren", schrieb der kicker, die Ruhr Nachrichten titelten: "Der BVB blamiert sich in Stuttgart" und die BILD stellt schon die Frage: "Ist Terzic noch der Richtige?"
Raus im Meisterkampf. Raus im Pokal!
Die wohl größte Titelchance in dieser Spielzeit ist nach dem Offenbarungseid in Stuttgart bereits dahin, der Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen in der Bundesliga gewaltig. Wer hat nun Schuld an der BVB-Misere? (Kommentar: Terzic hat sich verzockt!)
TRAINER TERZIC
Borussia Dortmund spielt destruktiven, zaghaften und defensiven Fußball. Kaum ein Rädchen greift dabei in das andere. Maßgeblich dafür verantwortlich ist Trainer Edin Terzic, der in Stuttgart ausgerechnet seine vier Top-Torjäger Niclas Füllkrug, Julian Brandt, Marco Reus und Donyell Malen von Beginn an auf der Bank ließ und dabei mit einem 5-4-1-System und Yousouffa Moukoko als alleinige Spitze eine extrem defensive Spielweise wählte. (Pokal-K.o. beim VfB! Schwacher BVB wirft wohl größte Titelchance weg)
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Man habe "keinen passiven Ansatz gewählt", erklärte Terzic anschließend. Die vielen einfachen Ballverluste hätten zu einer Verunsicherung in der Mannschaft geführt, analysierten Terzic und Sebastian Kehl unisono. Diese hätten aber nichts mit der Taktik zu tun, so der Sportdirektor. "Wir haben uns nicht eingeigelt", sagte Kehl dünnhäutig, "das ist Blödsinn."
Die Idee des Trainers, das Spiel in dieser Saison komplett dem Erfolg unterzuordnen und etwas weniger euphorisch als pragmatisch aufzutreten, mag vom Grundsatz her richtig gewesen sein. Doch die Borussia, die jahrelang für einen attraktiven und mitreißenden Offensivstil stand, fremdelt mit ihrem neuen Gewand. Letztlich komme es auf die richtige Mischung aus Kampf und Spielwitz an, erklärte Gregor Kobel. Das Problem ist: Der BVB findet sie nicht.
Terzic hat die Mannschaft verunsichert. Der defensive Stil passt offenbar nicht zu ihr. Er steckt nicht in ihrer DNA. Die Schuld allein beim Coach zu suchen, wäre allerdings falsch.
SPIELER
Der durch die Kabinen der Stuttgarter MHPArena an Krücken humpelnde Julian Ryerson stand sinnbildlich für den BVB. Die Dortmunder taumeln aktuell durch den Herbst.
"Ehrlich, es muss sich sehr, sehr viel verbessern", sagte Kapitän Emre Can bei Sky, nahm Terzic aber von seiner kritischen Analyse aus. "Wir reden immer von Taktik oder der Formation, aber jeder Spieler sollte sich an die eigene Nase fassen, seine Leistung analysieren, ich als erstes. Es ist zu wenig, wir investieren zu wenig, pressen zu wenig, sind mit Ball nicht mutig genug."
Fußballerisch sei der Auftritt beim VfB "eine Katastrophe" gewesen, "es hat vorne und hinten gefehlt", monierte Can und stellte damit seiner Mannschaft ein verheerendes Zeugnis aus.
Eine Frage der Qualität sei der erneut schwache Auftritt des BVB in seinen Augen nicht gewesen. Man habe ja schon oft bewiesen, zu welch guten Leistungen man fähig ist. Erst eine Woche zuvor hatte die Borussia mit einem 3:1 bei der AC Mailand den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale der Champions League gesichert.
Gegen Paris Saint-Germain geht es kommenden Mittwoch um den Sieg in der vermeintlichen Todesgruppe F. Umso erstaunlicher ist es, dass sich der BVB vergangenen Sonntag in Leverkusen (1:1) und nun in Stuttgart derart mutlos präsentierte.
Cans eindringliches Flehen nach einer sofortigen Krisensitzung stieß bei Terzic auf taube Ohren. Klärende Gespräche? "Wenn es so einfach wäre", sagte der angefasste Coach, "wir reden jeden Tag" - aber offensichtlich hier und da aneinander vorbei.
Auch Kobel, der eine höhere Niederlage verhindert hatte, fand es "keine doofe Idee", über die Mängel zu sprechen. "Wir müssen als Dortmund dominanter auftreten, ganz klar", sagte er. Allein: "Es ist nicht so, dass wir das noch nie angesprochen haben." Tja.
BOSSE
Hans-Joachim Watzke und Sebastian Kehl müssen sich unangenehmen Fragen stellen. Wurden nach dem Titel-Drama im Mai wirklich die richtigen Schlüsse gezogen? Wurde der Kader im Sommer richtig zusammengestellt?
Das darf zumindest stark bezweifelt werden. Die Neuzugänge, die der Klub im Sommer geholt hat, befinden sich abgesehen von Nationalstürmer Niclas Füllkrug offenbar immer noch in der Eingewöhnungsphase. Auch Terzic hat seinen Anteil an der Kaderzusammenstellung - und sich hierbei auch teils gegen Kehl durchgesetzt.
Watzke bewies nach der Ära Jürgen Klopp bei der Trainerwahl nicht unbedingt immer ein goldenes Händchen. Jetzt steckt er in einem persönlichen Dilemma. Der 64-Jährige handelt eher emotional statt rational. Denn mit Terzic verbindet er eine starke Beziehung.
Dazu kommen die internen Ungereimtheiten, die am Dienstag dazu geführt hatten, dass man sich von Sport-Koordinator und Kehl-Vertrauter Slaven Stanic trennte. (Kehl-Vertrauter gefeuert! BVB-Machtkampf und die Folgen)
Die Streitigkeiten unter den Alphatieren haben nicht nur bei den Verantwortlichen Spuren hinterlassen. Auch die Spieler hatten vom Zoff Wind bekommen - ebenso die Berater.
Verliert der BVB nun auch am Samstag (ab 17.30 Uhr live und exklusiv bei Sky) gegen RB Leipzig, sind vorerst auch die Champions-League-Plätze außer Reichweite und die Stimmung droht komplett zu kippen.
Auch Watzke wird dann um eine Trainer-Diskussion kaum noch herumkommen. Noch hält der Geschäftsführer allerdings die schützende Hand vor Terzic.
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