Dieser Berliner Weg führt in Liga 3! Ein Kommentar zur Situation von Hertha BSC
Bei Hertha BSC gerät alles außer Kontrolle. Nach der Blamage in Elversberg ist ein Abstieg nicht mehr unrealistisch.
03.03.2025 | 11:46 Uhr
Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt nur noch vier Punkte. Die Lage ist ernst, meint Sky Reporterin Lisa de Ruiter. Ein Kommentar.
Wenn die Fans von Hertha BSC ihren Support einstellen, dann weiß man: Jetzt wird es richtig ernst. Geschehen am Sonntag, nachdem die Alte Dame bereits in der Halbzeit mit 0:4 in Elversberg hinten lag und sich komplett blamiert hat. Die Anhänger des Hauptstadt-Klubs sind leidensfähig. Sehr leidensfähig. Jetzt haben sie endgültig genug: ZURECHT!
Das, was die Berliner seit Wochen, Monaten und teilweise Jahren auf den Platz bringen, ist beschämend. Der Aufstieg war zu Beginn der Saison das erklärte Ziel - jetzt laufen die Berliner Gefahr, sogar abzusteigen. Unrealistisch ist das nicht mehr, bei nur vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz. Ein Horror-Szenario, das die massiven Fehler der letzten Jahre noch einmal deutlicher macht.
Alle Trainer-Typen ausprobiert
Der vom verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein ausgerufene Berliner Weg kann jetzt direkt in die 3. Liga führen - weil er nicht umsetzbar ist. Oder eben nicht mit voller Konsequenz umgesetzt werden kann. Am Trainer, da lege ich mich fest, liegt es bei der Alten Dame schon lange nicht mehr. Gefühlt hatten sie in den letzten Jahren alle Trainer-Typen mal an der Seitenlinie stehen - schön oder wenigstens erfolgreich war das Hertha-Spiel nie. Die meisten Spieler auf dem Platz wirkten in Elversberg lustlos, schienen die Ernsthaftigkeit noch nicht erkannt zu haben. Dass man zu Beginn der zweiten Halbzeit nur noch auf Schadensbegrenzung ging, ist ein Offenbarungseid.
Immer wieder wurde mit Nachdruck kommuniziert, der Kader habe große individuelle Qualität, Ex-Trainer Cristian Fiel verneinte sogar vehement die Frage, ob Hertha absteigen könne, mit einem deutlichen "Nein, das können wir nicht." Doch, das könnt ihr. Und zu individueller Qualität gehört auch, zu erkennen, dass man sich mit Ballfummelei in der 2. Bundesliga in der Situation nichts kaufen kann. Es muss erkannt werden, dass jetzt ganz andere Tugenden gefordert sind. Leidenschaft, völliges Zerreißen, einfacher Fußball, der effektiver ist.
Kapitän Leistner knallhart
Der Berliner Weg sollte die jungen, talentierten Spieler fördern, um mit ihnen in die Zukunft gehen zu können. Trainer Stefan Leitl, der auf zwei von drei Mittelstürmern verletzungsbedingt verzichten musste, setzte lieber mit Smarsch einen dritten Torwart auf die Bank, statt einem Stürmer aus der Jugend die Chance zu geben. Ein Sinnbild für den bislang gescheiterten Berliner Weg. Aus der eigenen Jugend kommt kaum noch etwas nach. Und die Spieler, die eben aus dieser eigenen Jugend kommen, fallen aktuell nur durch individuelle Fehler und Bocklosigkeit auf dem Platz auf, wenn es nicht läuft. Dieser Berliner Weg führt geradewegs in die 3. Liga!
Kapitän Toni Leistner knallhart: "Wir reden immer vom Berliner Weg und jungen Spielern. Aber da muss auch jeder die Grundtugenden an den Tag legen. Nicht nur Schönspielerei. Und wir müssen dem einen oder anderen mal ein ernstes Wort sagen. Elversberg war zwei, drei Klassen besser. Es gibt nur noch ein Ziel, den Klassenerhalt."
Ob ein ernstes Wort da reicht? Die Transfer-Politik in den letzten Jahren ist gescheitert. Auch das gehört zur Wahrheit dazu. Die Kritik der Fans an Benjamin Weber und Zecke Neuendorf wird immer lauter. Auch das: ZURECHT! Ja, Hertha hat nicht die finanziellen Mittel, um groß auf Einkaufstour zu gehen. Aber viel Geld hat ja auch in den letzten Jahren nicht viel geholfen.
Es wurde ein Kader zusammengestellt, der ganz offensichtlich nicht homogen ist. Spieler mit falscher Selbsteinschätzung. Da helfen auch nicht die viel zitierten "super Trainingseinheiten". Wenn es danach geht, ist Hertha seit Jahren Trainingsweltmeister. Und bis heute wird immer wieder gesagt, wie toll die Mannschaft doch unter der Woche trainiert hat.
Haben die Spieler die Gefahr erkannt?
Die größte Gefahr ist, dass die Spieler auf dem Platz offenbar immer noch nicht erkannt haben, wie gefährlich die Situation ist. Bei einigen hat man das Gefühl, dass es ihnen egal ist. Sie wissen, dass sie im Sommer weg sind. In dieser Phase wäre das Risiko, punktuell junge, talentierte Spieler in den Kader zu werfen, eher gering.
Denn man kann davon ausgehen, dass da zumindest die Einstellung stimmt. Und schlimmer als ein 0:4 zur Halbzeit in Elversberg geht's kaum. Die Realität sieht anders aus. Es bleibt festzuhalten: Der Berliner Weg ist mit allen Facetten gescheitert - und führt, wenn es spielerisch so weitergeht - in die 3. Liga.
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