Deutschlands drei dramatische Niederlagen gegen Italien

​​​​​​​Vor dem Viertelfinale der Nations League gegen Italien berichten die Sky Reporter Uli Köhler, Sven Töllner und Patrick Berger auf die drei bittersten Pleiten der deutschen Nationalmannschaft gegen die Squadra Azzurra zurück.

WM 2006: Fabio Grosso bejubelt sein Tor zum 1:0 im Halbfinale gegen Deutschland.
Image: WM 2006: Fabio Grosso bejubelt sein Tor zum 1:0 im Halbfinale gegen Deutschland.  © DPA pa

1970, 1982 und 2006. Bei Weltmeisterschaften kassierte Deutschland gegen Italien bittere Niederlagen. Auch bei der EM 2018 ging es dramatisch zu, das DFB-Team hatte aber das bessere Ende für sich. Daran will die Nationalmannschaft am Donnerstag (ab 20:45 Uhr im Liveticker) anknüpfen. Sky blickt zurück auf historische Duelle.

WM-Halbfinale 1970: Deutschland - Italien 3:4 (n.V.)

Von Uli Köhler

Ich habe das Jahrhundertspiel gegen Italien in einem Münchener Krankenhaus gesehen. Ich lag mit einem Kreuzbandriss flach, also habe ich mir einen Fernseher organisiert. Ich weiß noch genau, dass ich mich wahnsinnig über den Schiedsrichter aufgeregt habe. Arturo Yamasaki, ein Peruaner mit mexikanischem Pass.

Schiedsrichter verweigert Deutschland zwei Elfmeter

WM 1970: Franz Beckenbauer liegt im Halbfinale gegen Italien verletzt am Boden. Die deutschen Spieler fordern Elfmeter, aber Schiedsrichter Yamasaki gibt nur Freistoß.
Image: WM 1970: Franz Beckenbauer liegt im Halbfinale gegen Italien verletzt am Boden. Die deutschen Spieler fordern Elfmeter, aber Schiedsrichter Yamasaki gibt nur Freistoß.  © DPA pa

Er hat zwei klare Elfmeter für Deutschland nicht gegeben. Franz Beckenbauer wurde schon in der ersten Halbzeit umgehauen. Jeder hat es gesehen, nur Yamasaki nicht. In der zweiten Halbzeit wurde Beckenbauer wieder im Strafraum gefoult, aber der Referee verlegte den Tatort nach außerhalb.

Deutschland war ab der 7. Minute dem 0:1 durch Boninsegna hinterhergelaufen. Jener Boninsegna, der ein Jahr später mit Inter Mailand beim berühmten Büchsenwurf in Mönchengladbach den sterbenden Schwan spielte.

"Ausgerechnet Schnellinger!"

Deutschland rannte verzweifelt an, die 90 Minuten waren fast vorbei, meine Zimmerkollegen und ich hatten schon beinahe aufgegeben. Doch dann die Erlösung!

Flanke auf Schnellinger, und der trifft mit einer eingesprungenen Grätsche! "Ausgerechnet Schnellinger!" Der Spruch von TV-Kommentator Ernst Huberty hat mein Reporterleben geprägt. Schnellinger, Italien-Legionär von der AC Mailand, erzielte den Ausgleich. Und jetzt ging das Drama erst richtig los!

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Beckenbauers Sensationsleistung

Beckenbauer hatte sich an der Schulter verletzt und trug den rechten Arm in einer Schlinge. Franz hielt trotzdem bis zum Schluss durch. Eine absolute Sensationsleitung!

Es waren die wilden Zeiten des Fußballs. Bei Italien spielten Raubeine wie Burgnich, aber die deutschen Abwehrspieler waren auch keine Kinder von Traurigkeit. Einen von ihnen habe ich später immer wieder mal in der Stadt getroffen: Bernd Patzke. Er lebt in München, wo er bei 1860 seine Karriere beendete. 1970 spielte er bei Hertha, für viele war so etwas wie der vergessene Verteidiger in diesem Spiel. Bernd schüttelt heute noch den Kopf darüber, wie es verloren gehen konnte.

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Zwei Müller-Tore reichen nicht

In Deutschland war es mitten in der Nacht, aber an Schlaf war nicht zu denken! Beide Mannschaften spielten nur noch nach vorne. Bei einem Unentschieden nach Verlängerung hätte ein Münzwurf entschieden, Elfmeterschießen wurden erst Jahre später eingeführt.

In der Verlängerung schoss Gerd Müller, der wunderbar mit Uwe Seeler harmonierte, zwei Tore. Deutschland hatte weitere Chancen, scheiterte aber am überragendem Torwart Albertosi. Nach Toren von Burgnich und Riva erzielte Rivera elf Minuten vor Schluss das 4:3. Danach ging nichts mehr bei den Deutschen, die schon eine Verlängerung beim 3:2 im Viertelfinale gegen England in den Knochen hatten.

Es war ein Jahrhundertspiel, aber ich bleibe dabei: Die Fouls an Beckenbauer waren Elfmeter.

WM-Finale 1982: Deutschland - Italien 1:3

Von Sven Töllner

WM 1982: Marco Tardelli (r.) bejubelt sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 für Italien zusammen mit Claudio Gentile.
Image: WM 1982: Marco Tardelli (r.) bejubelt sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 für Italien zusammen mit Claudio Gentile.  © Imago

Diese wedelnden Arme. Das entrückte Geschrei. Verschwitzte Achtziger-Jahre-Zotteln in unkontrolliert euphorischer Raserei. Augen, die funkeln wie bei Klaus Kinski, wenn ihm mal wieder jemand die falsche Frage gestellt hatte. Es war das 2:0 für Italien, das sich bis heute unverrückbar in meinem cerebralen Fußballspeicher eingebucht hat. Mit Marco Tardellis ekstatischem Jubellauf durchs Bernabeu in der 69. Minute war endgültig klar: WIR reißen hier heute nichts mehr.

1982 in Spanien - die erste WM, die ich in vollem Bewusstsein genossen habe. In übervollem Bewusstsein - das Panini-Album schon vor Turnierbeginn komplett. Jede Sekunde aufgesaugt. Walter Eschweilers Rolle rückwärts beim 1:1 der Italiener gegen Peru, Eders (nicht Norbert) Freistöße für die Selecao, Maradonas Frust-Rot gegen Brasilien, das 10:1 der Ungarn gegen El Salvador, mein Lieblingstorwart Julio Cesar Arzu im Tor von Honduras, die letzten WM-Auftritte der Legenden Teofilo Cubilas oder Mario Kempes, der Scheich aus Kuwait, der das Spiel seines Teams gegen Frankreich unterbrach.

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Ich war Breitner, Fischer, Littbarski oder Magath

Und apropos Frankreich: Natürlich das epische Halbfinal-Drama gegen Platini & Co in Sevilla. Schumacher, Battiston, Stielikes Fehlschuss, Hrubeschs Eiseskälte beim entscheidenden Elfmeter - bis heute das mit Abstand berührendste und faszinierendste Fußball-Fernseh-Erlebnis, das ich je genossen habe. Danach war es mir auch egal, wie schwerfällig Jupp Derwalls Truppe sich durch die Vorrunde geschleppt und in Gijon gegen Österreich in die zweite Finalrunde skandalisiert hatte. Danach wollte ich den Titel! Diese bärtigen Haudegen um Kaltz und Briegel hatten mich mit einem Spiel zurückgeholt und ich war auf dem Bolzplatz wieder Breitner, Fischer, Littbarski oder Magath - nicht mehr Zico, Rossi oder Platini.

Deutschland - Italien | Nations League

  • Wettbewerb: Nations League Viertelfinale
  • Hinspiel: <B>Donnerstag </B> , 20.03. um <B> 20:45 </B> im San Siro in Mailand | <B> Übertragung ARD </B>
  • Rückspiel: <B> Sonntag </B> , 23.03. um <B> 20:45 </B> im Signal-Iduna-Park in Dortmund | <B> Übertragung RTL </B>
  • Mögliche Halbfinalgegner: Dänemark oder Portugal

Tardelli hat alles zerstört

Nach dem provozierend pragmatischen Turnierstart der Squadra Azzurra (drei Remis gegen Polen, Peru und Kamerun) hatte sich in der Zwischenrunde mit den unerwarteten Siegen gegen Argentinien und Brasilien (drei Tore Rossi) ja bereits angedeutet, dass das Team des legendären Kettenrauchers Enzo Bearzot ins Rollen kommen würde. Aber Dino Zoff war schon 40, Gentile immer für eine Rote Karte gut und für Francesco Graziani hoffte man ja seinerzeit irgendwie schon, dass er wirklich mal so alt wird, wie er damals schon aussah. Es gab also Anlässe zur Hoffnung.

Tardelli hat alles zerstört. Zerjubelt! Zu Tränen geführt!! Ich habe mich berappelt - ungefähr Ende November. Aber es war schon wichtig für meinen langfristigen Seelenfrieden, dass Andy Brehme uns acht Jahre später endlich auf den Thron geschossen hat - in Italien!

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WM-Halbfinale 2006: Deutschland - Italien 0:2 (n.V.)

Von Patrick Berger

Grossos Treffer war wie ein Stich ins Herz

Es muss das letzte Mal gewesen sein, dass ich wegen einer Niederlage eines Fußball-Teams geweint habe. Erst setzte die Schockstarre ein, kurz darauf kullerten dann die Tränen an meiner schwarz-rot-gelb bemalten Wange herunter. Der Treffer durch Fabio Grosso in der 119. Minute war wie ein Stich ins Herz.

Fabio Grosso, Andrea Pirlo und Alessandro del Piero (v.l.) bejubeln den ersten der beiden Treffer im WM-Halbfinale 2006 gegen Deutschland.
Image: Fabio Grosso, Andrea Pirlo und Alessandro del Piero (v.l.) bejubeln den ersten der beiden Treffer im WM-Halbfinale 2006 gegen Deutschland.  © Imago

Wie mir erging es nahezu allen beim Public Viewing auf dem Sportplatz meiner Heimatstadt Büdingen. Hunderte von Fans aus meiner Kleinstadt kamen zum Rudelgucken an diesem heißen 4. Juni 2006 zusammen. Es war glühend heiß. Der damals heißeste in Deutschland gemessene Juli aller Zeiten. Ich, kurz vor meinem 14. Geburtstag, trug natürlich ein Trikot. Ob es das gefälschte Rote mit der Nr. 7 Schweinsteiger oder das weiße T Shirt mit der mit schwarzem Edding selbst gemalten Nr. 11 Klose war? Ich weiß es gar nicht mehr.

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Lahm, Poldi und Schweini verzauberten die Fans

Sommer. Freibad-Zeit. Das aufregende Teenager-Leben. Das erste Mal mit Mädels. Die ersten Radler, die ersten Biere. Und dazu auch noch ein Sommermärchen im eigenen Land.

Das Fußball-Fieber war ausgebrochen. Klinsis Jungs begeisterten uns alle. Es war gewiss keine Star-Truppe. Es war vielmehr ein Team. Die blutjungen Poldi und Schweini zauberten sich in die Herzen der Fans, auch in meines, Lahm war die Entdeckung des Turniers und der Star dieser Mannschaft war Ballack. Lehmann war der Garant, der zuvor noch im Elfmeterschießen die Argentinier besiegt hatte. Er spielte, weil Klinsmann kurz vor dem Turnier mein Idol Kahn überraschend aus dem Tor genommen hatte.

Diese Mannschaft, diese Einheit, schien unbesiegbar. WIR gegen alle anderen da draußen. Angstgegner Italien? Egal! Schlagen wir!

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Riccardo Montolivo weiß nicht, wem er den Einzug ins Final Four der Nations League mehr zutraut - Italien oder Deutschland. Was er aber weiß ist, dass es in Spielen zwischen der deutschen Elf und der Squadra Azzurra immer zur Sache geht.

Italien war einfach zu stark

Doch diese großartige Squadra Azzura war einfach zu stark. Del Piero. Pirlo. Cannavaro. Buffon. Totti. Gattuso. Materazzi. Zambrotta. Was für eine Star-Auswahl! Sie wurde später zurecht Weltmeister.

Die deutsche Mannschaft spielte allerdings gut, bot dem Favoriten Paroli, hatte sogar ordentliche Chancen durch Bernd Schneider und Lukas Podolski. In der Verlängerung drehte Italien dann aber auf. Klinsi hatte sich schon auf Elferschießen eingestellt und wechselte kurz vor Ende der Verlängerung den schussstarken Neuville für Klose ein.

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Doch dann kam Grosso. Ein unglaublicher No-Look-Pass von Pirlo raus auf die rechte Seite, Grosso nahm an, schlenzte mit dem linken Fuß ins lange Eck, vorbei an Ballack und Lahm. Nichts zu machen für Lehmann.

Ich vergesse bis heute nicht den jubelnden Grosso, der kopfschüttelnd und mit verzerrtem Gesicht herumrannte, als könne er es nicht glauben. Eine blaue Jubel-Traube untergrub den Torschützen, Buffon stürzte sich drauf. Es tat weh. Kurz darauf erzielte Del Piero noch das 0:2, was ich schon gar nicht mehr richtig mitbekam.

Unendlich traurig lief ich nach Hause. Durch die Altstadt. Vorbei an den Eisdielen und Pizzerien, in denen die italienischen Freunde feierten.

Die Chance auf die Krönung des Sommermärchens im eigenen Land war dahin.

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