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BVB News: Watzke im exklusiven Interview vor dem Klassiker gegen den FC Bayern

Watzke EXKLUSIV vor Klassiker: ''Die sollen ruhig mal kommen''

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Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor dem Klassiker gegen den FC Bayern im exklusiven Interview über das Spitzenspiel, Trainer Marco Rose, Erling Haaland und Marco Reus. (Videolänge: 20:19 Minuten)

Vor dem Klassiker gegen den FC Bayern am Samstag (ab 17:30 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky) sprach Sky im exklusiven Interview mit Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über das Spitzenspiel, den Meisterschaftskampf, Erling Haaland, Marco Reus und Trainer Marco Rose.

Sky Sport: Herr Watzke, wir fangen mit Borussia Dortmund ganz allgemein an. Wo sehen Sie heute, Ende November, Anfang Dezember Ihren Klub? Wo steht er?

Hans-Joachim Watzke: An zweiter Stelle in der Bundesliga. Ansonsten ist da natürlich das Champions-League-Aus. Das tut weh, keine Frage. Wenn man es so lange macht wie ich, dann hast du alles schon mal erlebt. Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir 2011/12 in der Saison, in der wir anschließend das Double gewonnen haben auch im Herbst ausgeschieden sind. Wir sind sogar Vierter geworden. Wir haben in Piräus verloren, in Marseille verloren. Es ist immer so ein Prozess: Nationaler Wettbewerb, internationaler Wettbewerb. Jetzt kam noch dazu, dass wir die ganze Zeit auf Erling Haaland verzichten mussten, was uns wehgetan hat, und die skandalöse rote Karte für Mats Hummels (in Amsterdam, Anm. d. R,) hat uns auch nicht in die Karten gespielt. Insgesamt wäre es vermeidbar gewesen. Daraus müssen wir jetzt die Ableitungen treffen. Es passiert eben ab und zu mal auf zehn Jahre, auch in der Gruppenphase zu scheitern. Aber daraus müssen wir jetzt das Positive ziehen. Wenn wir nicht so ein massives Verletzungspech haben und ich habe jetzt Indikationen, dass es jetzt nicht mehr so sein wird . müssen wir jetzt versuchen, in der Europa League idealerweise bis ins Finale zu kommen. Das ist jetzt das Ziel.

Sky Sport: Wie schwer wiegt dieses Aus in der Champions League wirtschaftlich?

Watzke:.Es geht gar nicht ums Wirtschaftliche. Natürlich sind die zehn Millionen, die wir vielleicht verlieren im ersten Schritt durch das Ausscheiden in der Champions League verlieren, schon Geld. Auf der anderen Seite passieren solche Dinge eben. Schlimmer ist es für die Visitenkarte von Borussia Dortmund. Vom Anspruch her wollen wir schon in der Champions League vertreten sein. Und dass wir das jetzt in der Gruppenphase nicht geschafft haben, zehrt schon ein bisschen an uns. Aber das haben wir alles schon hinter uns.

Sky Sport: Die von Ihnen angesprochenen zehn Millionen Euro könnten Ihnen aber jetzt im Winter fehlen für eventuelle Verstärkungen.

Watzke: Geld haben wir schon noch ein bisschen. Wir sind nicht von zehn Millionen abhängig. Gleichwohl ärgert es einen, das ist ja klar. Aber Sie können jetzt noch fünfmal insistieren. Ich halte es da eher mit einem meiner Lieblingslieder von Oasis: ''Don't look back in anger''. Es ist passiert. Und daraus müssen wir jetzt das Beste machen. Das heißt versuchen, am Samstag Tabellenführer zu werden und versuchen, in der Europa League so viel wie möglich rauszuholen. Ganz einfach.

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Sky Sport: Wie haben Sie mit dem Trainer darüber gesprochen? Haben Sie schon mit ihm darüber gesprochen?

Watzke: Natürlich haben wir das schon besprochen. Aber ganz sachlich, ganz vernünftig. Und Marco war extrem enttäuscht, was ich nachvollziehen konnte. Ich war auch enttäuscht, aber ich habe sehr, sehr großes Vertrauen zu Marco Rose und demzufolge haben wir uns einfach nur, wie wir es immer machen, ausgetauscht und den Fokus nach vorn gerichtet.

Sky Sport: Wie erleben Sie ihn in seinen ersten Monaten? Kann man schon ein kleines Zwischenfazit ziehen?

Watzke: So lange ist es noch nicht, aber man kann schon sagen, dass er hervorragend zum Klub passt. Das merkt man einfach. Und ganz ehrlich gesagt, müssen wir uns jetzt auch nicht nur durch das blöde Champions-League-Aus den Gesamtblick verstellen lassen. Wir haben in der Bundesliga aus 13 Spielen 30 Punkte geholt. Das ist uns auch noch nicht so oft gelungen. Und wir haben jetzt übergreifend aus den letzten 20 Bundesligaspielen 17 Siege erzielt. Daraus kann man auch schon ein gewisses Selbstbewusstsein ziehen. Und Marco erlebe ich sehr fokussiert. Er muss sich ich noch ein bisschen an diese ganzen Dinge gewöhnen, die um Borussia Dortmund herum passieren, das ist immer noch ein bisschen mehr als woanders. Hier ist schon eine Wucht. Hier ist auch schon Druck, das ist völlig klar. Das hat er mittlerweile auch alles gut auf dem Schirm. Und ich bin sehr, sehr zufrieden mit ihm.

Sky Sport: Hatten Sie bei Rose einen Lernprozess erlebt?

Watzke: Du kannst ja in den Gesprächen vorher immer mal schildern, wie das ist. Aber dann kommst du hierhin und merkst auf einmal okay, sobald in der Bundesliga mal ein paar Punkte Abstand mehr zu Bayern München sind, schreien die Medien "Wieder kein Meisterschaftskampf!". Das wird aber immer auf Borussia Dortmund projiziert. Das wird niemand anderem zum Vorwurf gemacht. Immer Borussia Dortmund. Als Trainer musst du dich erst daran gewöhnen. Ich glaube nicht, dass ihm in Mönchengladbach irgendjemand einen Vorwurf gemacht hat von den Medien, warum er einen Meisterschaftskampf mit Bayern München nicht aufrechterhält, wo jeder weiß, wie schwer das ist und jeder weiß, über wie viel mehr finanzielle Ressourcen der FC Bayern verfügt. Dass speziell die Medienlandschaft so ist, wie sie ist, hat er jetzt mittlerweile komplett registriert und stellt sich darauf ein. Aber er macht das gut.

Sky Sport: Ist es vielleicht in diesem Jahr das beste Jahr, die Bayern zu packen?

Watzke: Nein, das beste ja, die Bayern zu packen war 2018/19. Aber da haben wir es nicht geschafft. Das war auch keine besonders gute Leistung von uns. Das muss man ehrlicherweise sagen. Wenn du einmal neun Punkte Vorsprung hast, wenn du in die Weihnachtsferien gehst mit sechs Punkten Vorsprung, dann solltest du es vielleicht auch schaffen. Das haben wir ganz knapp, zwar nur ganz knapp, verpasst. Aber dann zum Beispiel dieses Geheule seit Jahren: "Wir haben keinen echten Meisterschaftskampf mehr." Wir hatten 2019 bis zum letzten Spieltag Meisterschaftskampf. Am letzten Spieltag ist die Meisterschaft entschieden worden - hat wahrscheinlich schon wieder jeder vergessen. Ich nicht, weil es einfach so war. Aber nochmal: Wir müssen dafür herhalten, dass aktuell in Deutschland eben neun Jahre lang Bayern München Meister war. Was aber die völlige Normalität ist, weil wenn eine Mannschaft 120, 130, 140 Millionen mehr an Gehalt hat als der Rest der 17 Klubs.

Sky Sport: Aber der FC Bayern gibt sich ja gerade Mühe, sich selbst zu schwächen, wenn ich mir die Jahreshauptversammlung in München angucke. Bei Ihnen war der größte Skandal, dass es keine Erbsensuppe gab.

Watzke: Da hat sich noch nicht mal einer darüber beschwert. Wir haben ja die Erbsensuppe nicht aus finanziellen Gründen ausfallen lassen, sondern wegen der Corona-Infektionsgefahr. Und das können wir aushalten. Nein, ich äußere mich nicht zu Bayern München. Die haben ihre Jahreshauptversammlung, wir haben unsere, fertig, aus. Zu glauben, dass das einen Einfluss auf die Mannschaft hat und auf die Leistung der Mannschaft am nächsten Wochenende, da ist man sowieso völlig abgehoben. Es interessiert weder unsere Spieler, noch die von Bayern München. Man macht sich zwar vielleicht mal Gedanken, aber das bringt niemanden von der Fokussierung ab.

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Sky Sport: Aber der Ausfall von Joshua Kimmich, die Diskussionen um das Impf-Thema, das ist schon etwas, was auch die Mannschaft sportlich schwächt.

Watzke: Was war denn bei uns mit dem Ausfall von Erling Haaland sechs Wochen? Das hat uns auch sportlich geschwächt. Das hat uns aber niemand in den ganzen Wochen in irgendeiner Weise als Ausrede gelten lassen. Also von daher: Es ist normal, dass man nicht immer mit allen Leuten an Bord spielen kann.

Sky Sport: Werden Sie Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge vermissen? Sie haben ja nun wirklich einen sehr langen Weg zusammen bestritten in der Bundesliga.

Watzke: Ich habe mit Karl-Heinz Rummenigge noch ab und zu Kontakt, weil Kalle auch noch Mitglied des UEFA-Exkos ist. Da hast du schon den einen oder anderen Schnittpunkt. Und ich weiß ja gar nicht, vielleicht kommt Uli Hoeneß ja mit. Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wer von Bayern München mitkommt. Keine Ahnung.

Sky Sport: Sehen Sie denn die die neue Führung beim FC Bayern so schlagkräftig wie die alte?

Watzke: Das kann ich doch überhaupt nicht beurteilen. Das sollen die Bayern-Mitglieder beurteilen. Ich habe nur den Eindruck, dass die Ergebnisse, die sie die ganze Zeit abgeliefert haben, nicht dagegensprechen.

Sky Sport: Was erwarten Sie von Ihrer Mannschaft sportlich am Samstag?

Watzke: Dass wir couragiert auftreten, dass wir selbstbewusst auftreten. Ich habe gerade schon gesagt, wenn du die letzten 20 Bundesligaspiele 17 gewinnst, dann müsstest du genug Selbstvertrauen haben. Wir haben in Wolfsburg gezeigt, wozu wir imstande sind, wenn wir einigermaßen komplett sind. Das wird sich ja noch weiter fortsetzen. Ich denke, dass Raphael Guerreiro sicherlich auch wieder im Kader sein wird. Und ja, ich glaube, dass wir bereit sind.

Sky Sport: Marco Rose hat sich gerade nach dem Wolfsburg-Spiel, was er sportlich sehr, sehr hoch angesiedelt hat, auch mal kämpferisch gezeigt. Er hat gesagt: "Die sollen mal kommen."

Watzke: Marco erlebe ich jeden Tag kämpferisch. Und das ist ja auch so: Die sollen ruhig mal kommen.

Sky Sport: Erling Haaland hat viele überrascht am vergangenen Samstag. Er kam rein, machte sein Tor. Gibt es noch irgendetwas, was Sie über den Kerl wundert?

Watzke: Nein, aber wir haben das ja gut aufgebaut mit seiner Reha. Er hat sehr gut gearbeitet und es deutete sich schon an. Aber das ist eben auch die Stärke von Borussia Dortmund, wenn sich etwas andeutet, dann kann man es nicht sofort bei ihnen hören oder woanders lesen, sondern wir hatten schon eine Woche vorher das Gefühl, das könnte durchaus eine Option sein, für eine Zeit lang. Und da hat dann auch keiner damit gerechnet, dass ist klar, weil bei uns eben der Laden dicht ist. Es ist natürlich auch klar, dass es etwas auslöst, wenn man Erling im Kader hat. Mit seiner positiven Ausstrahlung und seiner positiven Verrücktheit löst das beim Gegner etwas aus und es löst bei der eigenen Mannschaft etwas aus. Nichtsdestotrotz ist diese totale Verkürzung auf Erling Haaland nicht richtig. Bei uns haben am Samstag in Wolfsburg richtig viele Spieler ein richtig gutes Spiel gemacht, und als Erling reinkam, haben wir auch schon 2:1 geführt. Aber wie er dann diese Präsenz hat, das ist schon außergewöhnlich.

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Sky Sport: Lachen Sie sich da manchmal Fäustchen, dass Sie Haaland bekommen haben?

Watzke: Wir haben schon eine Menge exzellenter Spieler bekommen. Das ist jetzt auch kein Unikat. Wir hatten vorher Robert Lewandowski, das war jetzt auch nicht das Schlechteste, dazwischen noch Aubameyang. Er war auch ein Top-Stürmer. Erling ist natürlich mit seiner ansteckenden Art auch in der Lage, ein ganzes Stadion zu elektrisieren. Und das ist schon ein cooler Move.

Sky Sport: In Wolfsburg ging eine Geräuschs-La-Ola durchs ganze Stadion, nur als Haaland sich der Trainerbank genähert hat.

Watzke: Das merkst du sofort, dass da wirklich auch eine Dynamik entsteht.

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Sky Sport: Was würden Sie alles investieren, um ihn zu halten? Über den Sommer hinaus.

Watzke: Das jetzt via Sky anzukündigen oder da ein Programm aufzulegen, glaube ich, dass ihnen das gefallen würde, bringt aber am Ende des Tages auch nichts. Wir werden die Gespräche führen, werden die unaufgeregt führen und würden uns wünschen, er bleibt länger bei uns. Wenn es aber am Ende des Tages nicht so sein sollte, werden wir es auch akzeptieren. Und wir werden auch dann wieder Lösungen finden. Das ist auch völlig klar. Das ist in der DNA des BVB. Aber schon für seine Entwicklung wäre es auch top, wenn er noch ein bisschen länger bei uns bleibt.

Sky Sport: Haben Sie das in der eigenen Hand?

Watzke: Was heißt in der eigenen Hand? Am Ende nützt es nichts, was du in der eigenen Hand hast. Am Ende musst du den Spieler überzeugen. Das ist immer das Beste, und das werden wir versuchen.

Sky Sport: Ausstiegsklausel hin oder her. Klar, wenn ein Spieler sagt: "Ich möchte gehen" …

Watzke: Es ist immer wichtig, dass alle Beteiligten ein gutes Gefühl haben.

Sky Sport: Das haben Sie bei ihm?

Watzke: Dass Erling sich hier komplett wohlfühlt, dieses Gefühl hat man. Aber ansonsten neige ich immer dazu, dass wir die Gespräche mit dem Spieler nicht über die Medien führen.

Sky Sport: Könnte sich das Paket Erling Haaland ein anderer Bundesligist leisten?

Watzke: Ich kenne die Finanzen der anderen Bundesligisten nicht. Es ist sicherlich schon ein ambitioniertes Paket, aber dafür ist Borussia Dortmund nun mal auch die zweite Kraft. Wir werden nichts machen, was wir uns nicht leisten können, das ist auch klar.

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Sky Sport: Braucht die Mannschaft im Winter noch mal eine Verstärkung auf der einen oder anderen Position?

Watzke: Das müssen wir in Ruhe besprechen. Ich werde mir ein Bild machen, was Michael Zorc, was Sebastian Kehl sagt, was der Trainer sagt. Aber grundsätzlich müssen wir auch abwägen: sportliche Dinge, finanzielle Dinge. Man weiß nicht, wie sich die Pandemie weiterentwickelt. Wir sind da schon wieder ein bisschen im Nebel. Wenn wir um Weihnachten herum kein großes Verletzungsszenario haben, und das scheint sich ja gerade aufzulösen, dann ist das (das Thema Verstärkungen, Anm. d. R.) nicht zwingend. Ansonsten, wenn man mir vernünftige Argumente liefert, können wir auch darüber sprechen. Es würde auch nicht an finanzieller Ausstattung scheitern, es muss nur Sinn machen. Und ob es Sinn macht, das werden wir in Ruhe besprechen.

Sky Sport: Sehen Sie denn eine Position, auf der es Sinn machen würde?

Watzke: Es ist nicht meine Aufgabe, da eine Positionen zu sehen. Selbst wenn ich was sehen würde, würde ich es Ihnen nicht sagen. Aber das werden wir bei uns, wie immer, unter acht oder zehn oder zwölf Augen besprechen.

Sky Sport: Wie elektrisiert Sie so ein Klassiker noch?

Watzke: Das Spiel ist der Klassiker, da müssen wir uns nichts vormachen. Wenn Sie sich die Tabellenplatzierungen der beiden Klubs der letzten zehn Jahre angucken, dann soll mir mal einer erzählen wollen, was sonst der Klassiker ist. Das elektrisiert immer. Ich hätte mich natürlich gefreut, das Spiel vor möglichst vielen Zuschauern zu haben, vor 67.000 oder was auch immer. Aber man muss auch fairerweise sagen, wir müssen jetzt auch einen Tribut zollen für die Pandemiesituation, die wir haben. Davon können wir uns auch nicht komplett abkoppeln. Ich würde mir nur wünschen, der Fußball würde weniger von Populisten attackiert, sondern einfach sachlich und vernünftig geredet wird. Es ist auch klar, dass die Bundesliga bisher überhaupt keine Pandemietreiber war. Es wird aber natürlich dazu kommen, dass wir mit deutlich weniger Zuschauern spielen. Das kann man, glaube ich, schon mal sagen. Und das nimmt so ein ganz klein bisschen dieses ganz besondere Feeling. Aber es ist richtig und es ist auch sachlich geboten, und von daher wird es eben so kommen.

Sky Sport: Was für ein Spiel erwarten Sie? Die Bayern offensiv, die Dortmunder offensiv?

Watzek: Ich glaube, dass das ein Spiel sein wird, wo beide Mannschaften versuchen, möglichst aktiv zu sein.

Sky Sport: Ein Spieler, der schon langen Weg auch mit ihm zusammen geht, ist Marco Reus. Ich habe ihn auch in Wolfsburg gesehen, habe gesehen, wie er am eigenen Sechzehner Bälle klärt, wie er Kapitän ist. Hat er noch mal eine Entwicklung genommen, seitdem er jetzt mal ein längeres Stück fit ist?

Watzke: Es ist bei Marco so, dass er lange Zeit jetzt auch einigermaßen verletzungsfrei war und es gab immer mal Kleinigkeiten. Das hat man in der Länderspielpause auch gesehen. Aber Marco ist vor allen Dingen dann elementar wichtig, weil er an sehr vielen Aktionen beteiligt ist, entweder direkt oder indirekt. Und das ist schon eine Qualität.

Sky Sport: Sie haben gerade gesagt, der FC Bayern für Sie nach wie vor das Nonplusultra ist, auch finanziell gesehen. Aber haben Sie so das Gefühl, dass es eventuell aktuell so ein bisschen bröckelt bei den Bayern, ganz oben?

Watzke: Weiß ich nicht, das kann ich nicht sagen. Es ist ja schon mal außergewöhnlich, dass sie jetzt über fast ein Jahrzehnt, seit 2013 quasi, so stabil sind - und immer wieder Höchstleistungen bringen. Das ist schon außergewöhnlich. Aber nichts ist für die Ewigkeit. Ich hätte auch vor zwei oder drei Jahren noch einen nennenswerten Betrag darauf gewettet, wenn ich wetten würde, was ich nicht tue, dass Paris die nächsten 15 Jahre französischer Meister wird. Aber dann wird Lille Meister. Oder Italien: Vor zwei, drei Jahren schien Juventus Turin noch komplett unschlagbar zu sein.

Sky Sport: Sie haben angemerkt, dass immer alle mit dem Finger auf Borussia Dortmund zeigen und sagen: So, Leute jetzt, ihr müsst die Bayern jagen und die anderen lehnen sich schön zurück. Erwarten Sie auch von anderen Klubs mehr Selbstvertrauen, eine etwas breitere Brust?

Watzke: Sagen wir mal so: Wenn ich für uns in Anspruch nehmen würde, dass wir diese Lücke zu Bayern München in absehbarer Zeit nicht mehr schließen können und dadurch Bayern München immer eine deutlich höhere Erfolgswahrscheinlichkeit hat, dann kann ich aber auch nicht anderen Klubs das Gleiche sagen, weil Borussia Dortmund die zweithöchsten Aufwendungen hat. Da ist zwar zum Dritten und vierten nicht so ein Riesenloch wie zwischen Platz zwei und eins, aber wir können uns nicht dahinter verstecken. Wollen wir auch gar nicht und sagen "Also ihr müsst auch mal'. Für diese Klubs hinter uns ist die Lücke noch viel größer, und die ist ehrlicherweise fast gar nicht mehr zu stopfen. An einem Spieltag kannst du das lösen, aber nicht auf 34.

Sky Sport: Auch nicht mit Champions-League-Einnahmen?

Watzke: Zehn Jahre, ja, vielleicht. Aber dann müsste Bayern auch mal anfangen, mal ein paar Fehler zu machen. Davon habe ich bis jetzt noch nichts gesehen.

Sky Sport.: Wenn wir bis Sonntag Zeit hätten, könnten wir über 50+1 sprechen...

Watzke: 50+1 ändert überhaupt nichts. 50+1 schützt den deutschen Fußball davor, dass hier die schlimmsten Auswüchse kommen und dass hier Leute den Klub übernehmen, die sich nicht um Menschenrechte stören, die sich an gar nicht stören. Und am Ende des Tages zahlt die Zeche nämlich der Fan, weil die Eintrittspreise dramatisch teurer werden. Und davor schützt 50+1. Und das ist für mich evident, dass es so ist.

Sky Sport: Marco Reus hat neulich gesagt, er würde gerne im Trikot von Borussia Dortmund Deutscher Meister werden. Trauen Sie der Mannschaft das dieses Jahr zu?

Watzke: Ich habe keine Lust, die Mannschaft mit irgendwelchen Erwartungshaltungen zu überfrachten. Aber mich hat auch 2010 keiner gefragt, ob wir uns das zutrauen. Das Beste ist im Fußball, wenn du einfach die Klappe hältst, wenn du dich aber komplett fokussierst und idealerweise möglichst viele Spiele gewinnst. Das hilft am allermeisten. Diese ganzen Geschichten sind doch alle von vorgestern. Die Spieler heute lesen das eh nicht. Und zweitens interessiert es sie nicht. Und drittens gewinnst du dadurch kein Spiel, sondern das Spiel gewinnst du immer nur "aufm Platz". Das hat Adi Preißler schon relativ frühzeitig erkannt und das hat auch nach wie vor Gültigkeit.

Sky Sport: Aber wenn man so ein bisschen breite Brust mitbringt?

Watzke: Ich habe es doch gerade gesagt: Wir sind bereit, wir haben jede Menge Selbstvertrauen. Sie sollen ruhig kommen. Alles andere ist nicht breite Brust, sondern arrogant.

Sky Sport: Dortmunds größter Rivale ist in der vergangenen Saison abgestiegen, in dieser Saison gibt es kein Derby gegen Schalke. Tut Ihnen das ein bisschen in der Seele weh?

Watzke: Was heißt in der Seele weh? Es ist nicht so, dass ich mir jeden Tag Gedanken über Schalke 04 mache. Aber es tut der Bundesliga nicht gut, dass Schalke nicht in der Bundesliga ist. Es tut der Bundesliga nicht gut, dass der HSV nicht in der Bundesliga ist. Aber nichtsdestotrotz gilt dabei immer die Integrität des Wettbewerbs. Und wenn Greuther Fürth es eben geschafft hat, dann gehören sie dazu. Und wenn Schalke abgestiegen ist, gehören sie dazu. Und da muss man sich einfach fragen: Wie kann es sein, dass solche Tanker wie Schalke und Hamburg in der 2. Liga spielen? Aber dieses Thema kannst du nicht aus der Ferne lösen. Natürlich wünsche ich mir, dass Schalke und der HSV wieder aufsteigen. Aber noch einmal: Wenn dann eben dafür St. Pauli, Regensburg und Darmstadt aufsteigen, haben sie es verdient, weil sie es dann in 34 Spielen hingekriegt haben.

Sky Sport: Sie sagen, Sie haben traditionell vor Spielen immer ein schlechtes Gefühl. Wann stellt sich das bei Ihnen ein? Am Spieltag oder schon am Tag vorher?

Watzke: Für den Fall, dass ich Sie jetzt schocke. Ich habe für Samstag kein schlechtes Gefühl. Es wird sich auch nicht mehr einstellen.

Sky Sport: Ist das ein gutes oder schlechtes Omen?

Watzke: Das werden wir sehen.

Das Interview führte Jesco von Eichmann

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