Emre Can hat mit zwei starken Leistungen im DFB-Trikot gegen Peru und Belgien seine Topform unterstrichen. Der Aggressiv-Leader könnte in der Bundesliga für Borussia Dortmund im Topspiel beim FC Bayern (ab 17:30 Uhr LIVE & EXKLUSIV auf Sky) und im Titelrennen der X-Faktor werden.
Als Belgiens Timothy Castagne in der Nachspielzeit der ersten Hälfte auf das DFB-Tor stürmte, flog plötzlich Emre Can von der Seite an und eroberte mit einer perfekt getimten Grätsche im eigenen Sechzehner den Ball. Diese Szene war ein Sinnbild für den Einsatz und die Qualitäten des gebürtigen Frankfurters, der sich aktuell in absoluter Topform befindet.
Mit Can, der nach 32 Minuten von Bundestrainer Hansi Flick für Florian Wirtz eingewechselt wurde, änderte sich das gesamte Spiel. Denn vor der Can-Einwechslung drückte Belgien gegen eine völlig überfordert wirkende deutsche Mannschaft bereits auf das 3:0 - mit Can übernahm das DFB-Team auf Anhieb die Spielkontrolle. Der 29-Jährige strahlte große Präsenz aus und ging kompromisslos in die Zweikämpfe.
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"Can war der aggressive Leader, den wir gebraucht haben. Er hat viele Zweikämpfe gewonnen und die Mannschaft wachgerüttelt. Die Verantwortung für die Defensive war da", lobte Flick seinen Sechser auf der Pressekonferenz. Auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hatte Can mit seinem Auftritt "überzeugt", er habe anders als seine Teamkollegen in der ersten halben Stunde "keine Angst gezeigt". Am Ende unterlag Deutschland dennoch mit 2:3.
In seinen 60 Minuten auf dem Rasen hatte der 1,86-Meter große Mittelfeldspieler die drittmeisten Ballaktionen (70) aller DFB-Spieler. Cans Passquote lag bei starken 91,2 Prozent, die Passquote im Angriffsdrittel sogar bei 93,3. Insgesamt betritt der Dortmunder elf Zweikämpfe, sieben davon gewann er. Insgesamt eroberte er zudem siebenmal den Ball zurück. "Ich habe versucht, das zu tun, was ich am besten kann, in Zweikämpfen aktiv zu sein und präsent zu sein und der Mannschaft helfen", meinte Can selbst.
Can mit schwieriger Hinrunde beim BVB
Mit diesen Grundtugenden belebt der 38-malige Nationalspieler auch das Spiel von Borussia Dortmund. Dabei verlief die erste Hälfte der Saison für Can noch enttäuschend. Nur ein Spiel absolvierte der Sohn türkischer Eltern in der Hinrunde in der Liga über 90 Minuten. BVB-Coach Edin Terzic setzte im zentralen Mittelfeld auf Jude Bellingham und Salih Özcan, Can pendelte zwischen Joker-Einsätzen und Zuschauerrolle.
"Ich habe im letzten Jahr - auf gut Deutsch gesagt - nur auf die Fresse bekommen. Größtenteils war es berechtigt, aber eben nicht immer. Ich weiß auch, dass die Hinrunde nicht gut war", erklärte Can zu Rückrundenbeginn im exklusiven Sky Interview. Der 29-Jährige hat sich extrem viel vorgenommen für das Jahr 2023 - und der Mittelfeld-Leader liefert.
"Ich habe mir meine Gedanken gemacht in der Winterpause. Vor allem in der Hinrunde war ich von mir enttäuscht, ich habe mich runterziehen lassen. Ich habe über Dinge gemeckert, die ich nicht ändern kann. Ich habe auf andere gezeigt, gesagt, ich bin nicht schuld", so Can, der durch viele Gespräche mit Familie und Freunde wieder auf den richtigen Weg gekommen ist.
"Emre hatte keine einfache Zeit in der Hinrunde, war immer wieder raus mit kleineren Verletzungen. Er sich richtig gut durch die Vorbereitung gearbeitet. Er ist das perfekte Beispiel, dass man sich alles verdienen kann durch gute Leistungen im Training und in den Spielen. Emre hat die absolute Qualität, unsere Defensive zu stabilisieren", schwärmte auch Terzic nach dem Sieg gegen RB Leipzig (2:1) von seinem Spieler.
Can hat sich einen Stammplatz erkämpft
"Diese Leistungsexplosion war so nicht absehbar. Terzic hat es geschafft, dass Can seine Qualitäten wieder auf den Platz bringt, dass er sich zuerst wieder auf das Sportliche konzentriert und seine Emotionen besser kanalisiert und positiv einbringt", erklärte Sky Reporter Sven Westerschulze. Die Emotionen kamen bei Can dann im Revierderby beim FC Schalke (2:2) in der Nachspielzeit wieder hoch.
Denn dort holte er sich mit einer unnötigen Grätsche gegen Kenan Karaman die fünfte Gelbe Karte ab. Dadurch fehlte er zwar im Heimspiel gegen den 1. FC Köln (6:1) gelb-gesperrt, allerdings war somit gewährleistet, dass Can für den Liga-Gipfel beim FC Bayern einsatzbereit sein wird.
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Vor dem Köln-Spiel lief Can in allen sieben Rückrundenpartien über die vollen 90 Minuten auf. Der BVB holte dabei 19 Punkte und knabberte peu a peu den Rückstand gegenüber den Münchnern ab - und geht nun als Spitzenreiter in den Klassiker.
Beim FC Bayern hatte Can von 2009 bis 2013 selbst gespielt. Damals kam er als Jugendlicher von Eintracht Frankfurt in die FCB-Jugend, in der Triple-Saison debütiert er dann in der ersten Mannschaft unter Trainer Jupp Heynckes und kam insgesamt auf sieben Pflichtspieleinsätze. Über Stationen bei Bayer 04 Leverkusen, FC Liverpool und Juventus landete er schließlich 2020 in Dortmund.
Cans Chance auf den ganz großen Wurf
Mit dem BVB gewann Can vor zwei Jahren den DFB-Pokal - sein erster großer Titel auf Vereinsebene, bei dem er selbst einen großen Anteil am Triumph hatte. Schließlich war Can beim FC Bayern noch Nachwuchsspieler, verließ den FC Liverpool 2018 nach vier Jahren ohne einen einzigen Titel und hatte bei den zwei Scudetto-Erfolgen nur eine kleine Rolle inne. Jetzt hat der Confed-Cup-Sieger von 2017 die große Chance auf den ganz großen Wurf mit dem BVB.
"Can ist in absolut bestechender Form. Er sorgt für Balance und defensive Stabilität beim BVB, ist ein absoluter Schlüsselspieler auf dem Platz. Can ist der Taktgeber und reißt die Mannschaft mit", so Westerschulze. Mit einem Sieg beim FC Bayern würde der BVB nach 26 Spieltagen auf vier Punkte davonziehen.
"Es wird extrem schwer in München in der Allianz Arena. Trotzdem: Wir haben auch Qualitäten. Wir glauben an uns. Wir fahren dahin, um zu gewinnen. Es wird schwierig, aber versuchen werden wir es auf jeden Fall", schickte Can in der ARD eine kleine Kampfansage nach München.
Übrigens: Das einzige Spiel in der Hinrunde, dass Can über 90 Minuten betritt, war beim 2:2 gegen den FC Bayern. BVB-Trainer Terzic wird auch im Rückspiel in der Mittelfeldzentrale auf seinen Aggressiv-Leader, der sich immer wieder zwischen die beiden Innenverteidiger fallen lässt und so die Defensive noch kompakter macht, bauen.
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