Die fünf Unruheherde beim BVB
Nur 59 Prozent der Ja-Stimmen für Aki Watzke bei der Präsidentenwahl, der Eklat um Karim Adeyemi, Last-Minute-Gegentore und Irritationen wegen einer Ansage von Trainer Niko Kovac - bei Borussia Dortmund gibt es momentan einige Dinge, die für Diskussionen sorgen.
25.11.2025 | 15:17 Uhr
Vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Villarreal (ab 21:00 Uhr im Liveticker) sprechen Patrick Berger und Jesco von Eichmann im Sky Sport Podcast "Auffe Süd" über die BVB-Unruheherde.
Erbsensuppe ist Tradition bei der Mitgliederversammlung von Borussia Dortmund. Die westfälische Spezialität dürfte Hans-Joachim Watzke auf jeden Fall besser geschmeckt haben als Ergebnis, mit dem er am Sonntag zum BVB -Präsidenten gewählt wurde.
Watzke bekam nur 59 Prozent der Ja-Stimmen. (Sein Vorgänger Reinhold Lunow bekam bei seiner Wahl 99,5 Prozent). "Das war ein echter Nackenschlag", sagt Jesco von Eichmann im Sky Sport Podcast "Auffe Süd".
Das Ergebnis ist einer der Unruheherde rund um den BVB, über die von Eichmann und sein Reporterkollege Patrick Berger diskutieren.
Unruheherd 1: Watzkes knappe Wahl
"Das Ergebnis zeigt, dass ein Großteil der Basis nicht mehr geschlossen hinter Watzke steht", glaubt Berger.
"Am Ende ist es tatsächlich diese schleichende Unzufriedenheit im Gesamtverein seit drei, vier Jahren", meint von Eichmann: "Und diese echte Liebe, da merken halt viele, das ist gefühlt nur noch ein Slogan und hat eigentlich mit Borussia Dortmund zurzeit nicht viel zu tun. Und das ist für mich ein Ausdruck in diesen 59 Prozent. Das ist eine Quittung auch für die Gesamtpolitik der letzten Jahre."
Er glaube, "dass die Basis und auch die organisierten Fans ganz genau auf das gucken, was Aki Watzke nicht nur repräsentativ macht. Wie mischt er sich in Geschichten ein?"
Watzke habe sich, seitdem er die sportliche Verantwortung an Lars Ricken übergeben hat, klar aus diesen Themen auch zurückgezogen, erklärt von Eichmann: "Da war nicht mehr viel, was du von ihm gehört hast und auch sein Flug zu Joe Bellingham hätte er lieber nicht in den Medien gelesen, sondern hätte er lieber heimlich gemacht, aber das hat nicht funktioniert."
In den vergangenen Wochen haben auch andere erfahren dürfen, dass am Ende alles rauskommt.
Unruheherd 2: Der Waffen-Eklat um Karim Adeyemi
Der Nationalspieler wurde wegen illegalen Waffenbesitzes zu einer hohen Geldstrafe verurteilt und muss Sozialstunden ableisten. "In dem Thema ist, glaube ich, mittlerweile alles gesagt und auch von jedem", sagt Berger.
Sportlich hat der Vorfall keine Konsequenzen, aber er hat für großen Wirbel gesorgt und die Konzentration auf das Wesentliche gestört.
Unruheherd 3: Kovac und sein Kommunikationsstil
Für Wirbel hatte auch die Reaktion von Niko Kovac nach einem Interview von Maximilian Beier gesorgt. Man sei "am Boden zerstört", hatte Beier die Stimmung nach dem 3:3 gegen Stuttgart beschrieben. Kovac fing die Aussage des Nationalspielers anschließend ein und erklärte am Montag, er habe dies "mit einem Lächeln" getan.
Kovac habe vermeiden wollen, dass diese Zeile ("Wir sind am Boden zerstört") medial so groß wird, dass der BVB sich vielleicht selbst hätte rechtfertigen müssen. Deshalb habe der Trainer den Witz gemacht", erklärt Berger. "Nur war diese Kommunikation ein wenig unglücklich. Ich glaube, das hat auch Kovac so eingesehen und dabei belasse ich es."
Trotzdem sollte aber auch Kovac "aufpassen, dass er nicht seine Spieler entmündigt", wirft von Eichmann ein, "sonst stehen die nach den Spielen bei uns und sagen nur noch das nächste Spiel ist das schwerste Spiel."
Unruheherd 4: Späte Gegentore
Gegen Stuttgart, in Hamburg beim 1:1 gegen den HSV, beim 3:3 beim FC St. Pauli und in der Champions League bei Juventus. In jedem dieser vier Spiele kassierten die Dortmunder späte Gegentore und verspielten den Sieg.
Ist es fehlende Reife, fehlende Cleverness oder nachlassende Konzentration? "Es ist vielleicht eine Mischung aus allem", meint Berger.
Von Eichmann beklagt den fehlenden Mut im System Kovac. Der Trainer habe zwar die Defensive stabilisiert, aber dabei der Offensive zu wenig Spielraum gegeben. Freigeister wie Julian Brandt, Carney Chukwuemeka und Adeyemi müssten "von der Leine gelassen werden", findet der Reporter.
"Auch gegen Stuttgart hast du gesehen. In dem Moment, wo sie auch mal mutiger Fußball gespielt haben, waren sie gleich zwei Klassen besser", erklärt von Eichmann: "Ich erinnere mich an die zweite Halbzeit gegen die Bayern, wo sie auch einfach mutiger geworden sind und plötzlich richtig gut Fußball gespielt haben."
Unruheherd 5: Kein Sieg gegen die großen Gegner
3:3 gegen Stuttgart, 1:1 gegen Leipzig, 1:2 in München, 4:4 in der Champions League in Turin, 1:4 in Manchester. Gegen Spitzenteams und in den Top-Duellen ist der BVB noch ohne Sieg. Im DFB-Pokal kamen die Dortmunder in Frankfurt im Elfmeterschießen weiter, nachdem es zuvor 1:1 gestanden hatte.
Ein Sieg gegen den FC Villarreal (ab 21:00 Uhr im Liveticker), immerhin aktuell Tabellendritter der spanischen Liga, würde den BVB dem Ziel, unter die ersten Acht zu kommen und sich somit direkt für das Achtelfinale zu qualifizieren, einen Schritt näherbringen.
Lässt Kovac seine Mannschaft von der Leine? Schafft es Watzke, den BVB wieder zu vereinen?
"Die Entwicklung der nächsten Wochen wird ganz entscheidend sein für den gesamten Verein", vermutet Berger.
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