Matthäus vor Duell mit Mbappe: "Müssen an unsere Stärken denken"
19.03.2024 | 20:26 Uhr
Lothar Matthäus schildert in seiner Kolumne, wie wichtig die Einstellung der Spieler für den Erfolg der Nationalmannschaft ist. Der Sky Experte fordert, nicht nur auf die Stärken der gegnerischen Stars zu schauen und erklärt, wie das DFB-Team Kylian Mbappe aus dem Spiel nehmen kann.
Im September hat Deutschland im ersten Spiel nach der Trennung von Hansi Flick mit Rudi Völler auf der Bank 2:1 gegen Frankreich gewonnen. Die Ergebnisse und die Leistungen seit damals waren nicht so, wie wir uns das alle vorgestellt hatten, auch nicht Julian Nagelsmann.
Wenn man gegen Frankreich gewinnt und zwei Monate später gegen die Türkei und Österreich verliert, hat es nichts mit fehlender Qualität zu tun. Man hat gegen Frankreich gezeigt, dass man gegen eine große Mannschaft gewinnen kann - wenn die Einstellung stimmt, wenn das System stimmt und das Vertrauen zwischen Trainer und Mannschaft intakt sind.
Ich glaube, dass Nagelsmanns Nominierung jetzt eine Aufbruchstimmung eingeleitet hat. Ein Trainer muss viele Kriterien einfließen lassen, das hat Franz Beckenbauer vor der WM 1990 auch so gemacht. Damals waren Spieler dabei, die vielleicht nicht die besten waren, die aber vom Charakter her am besten ins Team gepasst haben.
Wenn ich heute Spieler wie Führich, Undav, Anton und Mittelstädt sehe, haben diese Profis nicht nur in den vergangenen Monaten am besten gespielt, sondern passen auch charakterlich ins Team. Diese Spieler brennen und geben Gas, um ihre Einsatzminuten zu bekommen, und das vielleicht noch etwas mehr als Spieler, die zehn Jahre lang dabei waren. Ich glaube, dies ist ein wichtiges Kriterium, das Nagelsmann mit einbezogen hat.
Frankreich hat große Namen wie Mbappe, aber Deutschland auch. Wir haben Jahrhundert-Talente wie Musiala und Wirtz, aus der jüngeren Garde noch Havertz, dazu Spieler im besten Fußballeralter wie Sane, Kimmich, Tah und Rüdiger, und wir haben sehr erfahrene Leute wie Kroos, Gündogan, Müller und Neuer. Wenn man bedenkt, in welchen Vereinen sie spielen und welche Erfolge sie vorzuweisen haben - was will man da noch mehr?
Spieler wie Wirtz, Musiala, Havertz oder Kroos machen in ihren Vereinen Woche für Woche den Unterschied aus. Ich merke, dass etwas zusammenwächst. Nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich.
Im Tor hat ter Stegen mich in seinen letzten Spielen für die Nationalmannschaft überzeugt und auch nach seiner Verletzung wieder Top-Leistungen für den FC Barcelona gezeigt, aber wenn du einen Neuer in deinen Reihen hast, muss der auch spielen.
Am Samstag (ab 21 Uhr im Liveticker, alle Infos zur Übertragung) geht es wieder gegen Frankreich. Wir haben auch schon in der Vergangenheit gezeigt, dass man Mbappe aus dem Spiel nehmen kann. Vielleicht nicht eins gegen eins, aber mit gegenseitiger Unterstützung: Kimmich hat gegen Mbappe zwar Geschwindigkeitsdefizite, aber dann müssen Tah als rechter Innenverteidiger, der Sechser auf der rechten Seite und der rechte Offensivspieler ihn unterstützen.
Natürlich muss man aufpassen, dass man Mbappe mit seiner Geschwindigkeit nicht durch Ballverluste ins Spiel kommen lässt, aber das haben deutsche Vereine gegen Paris und die deutsche gegen Frankreich schon geschafft.
Wir dürfen - bei allem Respekt - nicht nur immer über die Stärken der anderen reden, sondern müssen an unsere Stärken denken. Die Franzosen sollten erst einmal schauen, dass sie Musiala und Wirtz oder die Pässe von Kroos und Gündogan in den Griff bekommen.
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