Felix Magath im Interview über Karriere, Geburtstag, DFB-Team, Heim-EM & Frauen-WM

Sky exklusiv || Magath traut DFB-Frauen den Titel zu

Felix Magath feiert seinen 70. Geburtstag und hat nach seiner langen und erfolgreichen Karriere weiterhin Spaß am Fußballbusiness.
Image: Felix Magath feiert seinen 70. Geburtstag und hat nach seiner langen und erfolgreichen Karriere weiterhin Spaß am Fußballbusiness.  © Imago

Trainer-Ikone Felix Magath wird 70 Jahre alt und blickt im zweiten Teil des exklusiven Sky Interviews auf seine lange Tätigkeit im Fußballgeschäft zurück. Zudem traut er den DFB-Frauen den Titel zu und hofft, dass die Frauen den Ruf des deutschen Fußballs wieder verbessern können nach dem Aus der Männer in Katar. Zudem spricht er über den Status Quo des Flick-Teams und blickt auf die Heim-EM voraus.

Skysport.de: Herr Magath, haben Sie anlässlich Ihres besonderen Ehrentages, dem 70. Geburtstag, größere Feierlichkeiten geplant?

Felix Magath: Nein, von größeren Feiern anlässlich meines Geburtstages halte ich nicht so viel. Das habe ich auch die meiste Zeit in meinem Leben so gehandhabt.

Skysport.de: Sie waren mehr als 50 Jahre lang im Fußballbusiness aktiv, gibt es jemanden, dem Sie auf ihrem Karriereweg besonders dankbar sind und der Sie besonders beeinflusst hat?

Magath: Da gibt es viele Leute, denen ich unglaublich viel zu verdanken habe, wenn man so viele Jahre in den verschiedensten Funktionen und Stationen die Bundesliga mitgestaltet hat. Ich kann bei weitem nicht alle nennen, aber neben meinem Jugendtrainer, der mich gefördert und bei der Stange gehalten hat, denke ich da an zwei Trainer aus meiner HSV-Zeit, Branko Zebec und Ernst Happel. Da habe ich zwei der besten Trainer aller Zeiten gehabt, die mich maßgeblich beeinflusst haben. Ich habe zwar nie jemandem nachgeeifert, aber sicher von Happel und Zebec einiges übernommen, um dann selbst meine Trainer-Persönlichkeit zu entwickeln. Zebec hat mich so geprägt, weil er aus unserer Mannschaft, die zum Zeitpunkt seiner Übernahme nur Mittelmaß war, einen Deutschen Meister formte. Das hat mich sehr beeindruckt und weil ich da mittendrin war, habe ich sehr vieles mitgenommen. Mit Happel wurden wir später Europapokalsieger der Landesmeister und auch dieser Trainer war jemand, an dem man sich orientieren kann und den ich bewundere.

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Skysport.de: Wenn Sie in Ihrer Karriere einmal den Blick zurück wagen: Könnten Sie einen schönsten Moment aus Ihrem Fußball-Leben herausziehen, an den Sie am liebsten zurückdenken?

Magath: Es ist ein Traum, wenn man mit seinem Hobby Geld verdienen kann und ein Geschenk Gottes. Ich bin so unendlich dankbar für meinen Weg, den ich gegangen bin und der mich mein ganzes Leben lang im Fußball gehalten hat. Ich konnte mein Leben lang das machen, was mir Spaß gemacht hat. Insofern war das zwar zu der meisten Zeit natürlich Arbeit und ich wollte Erfolg haben und gewinnen, aber eben auch etwas schönes. Weder als Spieler noch als Trainer habe ich es jemals als Stress empfunden, um Titel zu spielen. Ich könnte als schönsten Moment meiner Karriere jetzt den Meistertitel mit dem HSV 1979, den EM-Titel 1980 oder den Europapokal-Sieg 1983 nennen, die ich jeweils natürlich sehr genossen habe, aber es gehören zum Leben eben auch andere Spiele dazu. Ich stand zweimal im WM-Finale und habe auch die Meisterschaft mehrmals knapp verpasst, aber trotzdem sind das alles Höhepunkte im Leben eines Fußballers, die prägen und auch ihre Besonderheiten haben. Im Nachhinein spielt das für mich keine Rolle, ob man die Finals verloren hat oder einen Titel verpasst hat. Das ganze Fußball-Leben ist ein Höhepunkt.

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Skysport.de: Könnten Sie sich vorstellen, noch einmal selbst aktiv zu werden oder sind sie wunschlos glücklich mit dem Erreichten?

Magath: Ich war noch nie in meinem Leben wunschlos glücklich. Ich wollte immer mehr und die Dinge, die ich getan habe, auch besser machen und das ist auch jetzt noch so. Ich habe immer gerne gearbeitet und wüsste auch nicht, warum ich jetzt nicht mehr arbeiten sollte. Ich habe Lust auf mehr und bin bereit, wieder und weiter zu arbeiten und auch überzeugt, dass ich jungen Spielern und Mannschaften etwas mitgeben kann aus meiner langjährigen Erfahrung.

Skysport.de: Sie haben in Ihrer langen Karriere als Spieler viele Trainer erlebt, selbst die Erfahrung als Coach bei zahlreichen Klubs gemacht und sind dabei durch einige Krisen gegangen. Vor der anstehenden Heim-EM im nächsten Sommer steckt nun das DFB-Team in der Krise und besonders an Hansi Flick wurde nach den schwachen Leistungen der Nationalmannschaft Kritik laut. Sehen Sie Flick weiterhin als geeigneten Bundestrainer?

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Bundestrainer Hansi Flick zum Leistungsprinzip bei der Nationalmannschaft.

Magath: Ich mache mir gewöhnlich um Entscheidungen, auf die ich keinen Einfluss nehmen kann, auch keine Gedanken. Natürlich hat die Deutsche Nationalmannschaft im letzten halben Jahr schwach gespielt, aber für mich haben die schlechten Ergebnisse des DFB-Teams mehr mit dem Zustand der Spieler zu tun gehabt als mit dem Trainer. Viele Bayern-Spieler haben letztes Jahr keine gute Saison gespielt und das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Nationalmannschaft. Nun gibt es aber eine neue Saison, eine neue Vorbereitung und neue Entwicklungen. Ich bin überzeugt davon, dass es ab September, wenn die neue Spielzeit in Gange ist, wieder besser wird.

Skysport.de: Was trauen Sie dem DFB-Team bei der Heim-EM zu?

Magath: Auch wenn es noch viele Ungewissheiten bis dahin gibt, sehe ich nicht so schwarz für die deutsche Nationalmannschaft wie viele andere. Ich denke beispielsweise, dass eine Rückkehr von Manuel Neuer sowohl für Bayern als auch für das DFB-Team wichtig wäre, auch wenn wir in der Nationalmannschaft noch andere sehr gute Torhüter haben. Es gibt viele offene Fragezeichen, aber ich glaube, dass wir der Mannschaft wieder einiges zutrauen können im kommenden Sommer. Ich gehe davon aus, dass Deutschland mindestens das Halbfinale erreichen wird.

Skysport.de: Derzeit ist die Frauen WM, in die Deutschland mit dem 6:0-Auftaktsieg über Marokko eindrucksvoll gestartet ist, bereits in vollem Gange. Wie weit kann die deutsche Nationalmannschaft Ihrer Meinung nach in Australien und Neuseeland kommen?

Magath: Die Frauen sagen ja zum Glück, dass sie nach Australien gefahren sind, um den Titel zu gewinnen und genau diesen traue ich dieser Mannschaft auch definitiv zu. Der Auftakt hat mir schon einmal sehr gut gefallen und ich habe die Hoffnung, dass die Frauen-Nationalmannschaft durch eine außergewöhnliche Leistung den Ruf des deutschen Fußballs wieder verbessern kann. Durch das frühe Ausscheiden der Männer-Nationalmannschaft bei der WM in Katar und auch von der U21 kürzlich bei der EM hat das Ansehen schon sehr gelitten.

Hier geht es zu Teil 1 des großen Magath-Interviews!

Das Interview führte Florian Hartmann

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