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Kühnen Kompakt - die Sky Tennis-Kolumne von Patrik Kühnen     

Patrik Kühnen: "Thiem & Medvedev haben das Zeug zur Nummer eins"

Patrik Kühnen analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Tennis-Welt.
Image: Patrik Kühnen analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Tennis-Welt.  © Sky

Sky Experte Patrik Kühnen beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen aus der Tennis-Welt. Der ehemalige Davis-Cup-Kapitän und Turnierdirektor der BMW Open in München hat gerade erst die ATP Finals kommentiert und ist vom gezeigten Niveau in der Londoner O2 Arena begeistert. Er ist sich sicher: "Die beiden Finalisten Dominic Thiem und Daniil Medvedev haben das Zeug 2021 die Nummer eins anzugreifen."

Novak Djokovic und Rafael Nadal wurden bei den ATP Finals besiegt, und das gleich zweimal. Von Dominic Thiem und Daniil Medvedev.

"Dominator" Thiem

Thiem bezwang Nadal in der Vorrunde in dem von uns gekürten „Match des Jahres" mit 7:6 und 7:6. Das Niveau dieser Partie war überragend. Im Halbfinale gegen Djokovic hatte Thiem bereits im Tiebreak des zweiten Satzes vier Matchbälle, verlor dann doch noch den zweiten Durchgang und erholte sich im Tiebreak des dritten Satzes von einem 0:4-Rückstand. Was Thiem mental und spielerisch gegen Nadal und Djokovic ablieferte, war absolute Weltklasse.

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Kurz cross Express zu Nadal gegen Thiem. (Videolänge: 12:18 Minuten)

Der Österreicher hat dieses Niveau schon lange unter Beweis gestellt. Er erzielte in seiner Karriere bislang fünf Siege gegen Federer, fünf Siege gegen Nadal und bereits sechs Siege gegen Djokovic. Viel spricht aus meiner Sicht dafür, dass der „Dominator" seinem Spitznamen alle Ehre machen wird, er hat das Zeug zur Nummer eins.

Thiem ist schon lange einer der fittesten Spieler auf der Tour, seine Technik taugt für jedes Tennis-Lehrbuch, die Wucht in seinen Schlägen kann sogar mit der von Nadal mithalten. Dazu hat sich Thiem in den letzten Monaten spielerisch und mental sukzessive weiterentwickelt. Vor allem in den Tiebreaks glänzt der 27-Jährige mit einer beeindruckenden Konstanz. Thiem hat dazu auch seine Rückhand verbessert, variiert geschickt zwischen Rückhand-Slice und durchgezogener Rückhand. Die Tempowechsel und die Sicherheit in seinem Spiel haben mich überzeugt: Dominic Thiem ist nach dem US-Open-Titel 2021 bereit für weitere Grand Slams und den Angriff nach ganz oben.

Medvedev überzeugt mit Spielintelligenz

Bei den ATP Finals ist Thiem am Ende aber an einem Gegner gescheitert: Daniil Medvedev.

Der Russe gewann in der Vorrunde gegen Novak Djokovic in zwei Sätzen. Im Halbfinale gegen Rafael Nadal war Medvedev dagegen bereits kurz vor dem Aus. Nadal servierte im zweiten Satz bei 5:4 bereits zum Matchgewinn, doch Medvedev schaffte das Break zu null und drehte die Partie. Der 24-Jährige überzeugte mich dabei vor allem mit seiner Spielintelligenz.

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Im Finale gegen Thiem änderte Medvedev nach verlorenem ersten Satz seine Taktik. Medvedev stürmte im zweiten Durchgang 20 Mal ans Netz und war damit in 15 Fällen auch erfolgreich. So konnte Medvedev auch dieses Match noch auf seine Seite ziehen.

Enormes Repertoire hebt Medvedev ab

Der Mann aus Moskau ist kreativ, hat spielerisch ein enormes Repertoire und trifft auf dem Platz viele richtige Entscheidungen. Alexander Zverev überraschte er in London in einer kritischen Situation mit einem Underarm-Serve (einem Aufschlag von unten).

Diese taktische Raffinesse hebt Medvedev von anderen Spielern in seiner Generation ab.

Live und exklusiv auf Sky: Die Nitto ATP Finals in London
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Sein Spiel sieht oft ein wenig eckig, unorthodox aus, seine Technik ist nicht so lehrbuchhaft wie bei Thiem. Doch die Präzision, die Power und die Konstanz in seinem Spiel sind auf allerhöchstem Niveau. Dazu kommt sein starker Aufschlag, seine sehr gute Beinarbeit und Widerstandsfähigkeit.

Zverev hat noch Potential

Alexander Zverev hat vergleichbare Fähigkeiten, Medvedev aktuell aber noch mehr Variationen im Angebot. Genau hier sehe ich bei Alexander Zverev noch viel Potential für die Zukunft. Gelingt es Zverev mit seinem Coach David Ferrer sein Offensivspiel weiter zu verbessern und seinen Aufschlag zu optimieren, dann sehe ich bei Zverev langfristig die gleichen Chancen wie bei Thiem und Medvedev.

Denn die Matches bei den ATP Finals haben uns wieder einmal gezeigt: Für die Spitze braucht es am Ende das komplette Paket.

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