Ein Kommentar zu den Ereignissen beim Ryder Cup
Der Ryder Cup ist ein Ritual der Rivalität - immer emotional, immer elektrisierend. Der große Kontinentalvergleich, das wuchtigste und für immer mehr Akteure sogar das wichtigste Golfevent im Kalender.
29.09.2025 | 14:45 Uhr
In New York verwandelte sich diese Energie in etwas Dunkleres. Schon im Vorfeld waren die Fans als "besonders" angekündigt worden, und sie hielten Wort: laut, leidenschaftlich - oft aber auch maßlos.
Von Noah Pudelko
Aus Anfeuerung wurde Anfeindung, aus Jubel blanke Häme. "Fuck you, Rory"-Rufe hallten über die Tribünen. Szenen, in denen europäische Spieler fast die Nerven verloren, weil der Funke der Leidenschaft zur Flamme der Feindseligkeit wurde.
Dass Europa dennoch standhielt, war kein Zufall. Luke Donald hatte sein Team über 15 Monate hinweg mit wöchentlichen, handschriftlichen Briefen vorbereitet - eine stille, fast intime Übung an Disziplin. Immer wieder mahnte er: Lasst euch nicht provozieren, gebt eure Antwort auf dem Platz.
Ryder Cup als Spiegel
Und so geschah es. Während draußen das Publikum tobte, behielt Europa Haltung. Wo der Hexenkessel brodelte, lieferten Donalds Jungs Birdies. Eine fast unmenschliche Leistung in dieser Kopf-Sportart Golf. Vor allem von Europas Leader Rory McIlroy, der sogar eine Bierbecherattacke auf ihn und seine Frau ertragen musste. Um danach den nächsten Sieg einzufahren. Die Amerikaner auf den Rängen vergaßen allzu oft, dass Support bedeutet, das eigene Team zu tragen - nicht das andere zu attackieren.
Am Ende war dieser Ryder Cup mehr als ein sportlicher Wettstreit. Er war ein Spiegel: für die überschäumende Stimmung in New York, für die enorme Disziplin und Geschlossenheit der Europäer - und für die Erkenntnis, dass innere Stärke am Ende lauter klingt als jedes "Fuck you" von den Tribünen.
In zwei Jahren wird das Duell wieder in Europa stattfinden. In Irland. Nahe des Ursprungs dieser Sportart. Und es wird anders sein - leidenschaftlich ja, aber getragen von Respekt. Mit Fans, die ihre Helden feiern, statt die Gegner zu verhöhnen. Ein Ryder Cup, der zeigen wird, dass Stimmung und Rivalität im Golf groß und geil sein kann, ohne übers Limit zu gehen.
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