Schottland - Ukraine. WM-Qualifikation Europa Playoffs.
Hampden ParkZuschauer49.772.
Durch den Sieg hat sich die Ukraine fürs Playoff-Finale um den letzten europäischen WM-Platz in Katar qualifiziert. Gegner am kommenden Sonntag (18 Uhr) ist Wales, gespielt wird in Cardiff.
Sie hatten Chancen für sechs Tore und nutzten die Hälfte: Die Ukraine war auswärts im ersten wie auch im zweiten Durchgang überlegen und siegte nach Treffern von Yarmolenko, Yaremchuk und Dovbyk hochverdient. Schottland muss sich vorwerfen lassen, zu spät aus seiner Lethargie erwacht zu sein.
TOOOOOOOOOOOOOOOR! Schottland - UKRAINE 1:3. Jetzt ist alles klar! Zinchenko schickt Dovbyk über die Mittellinie und diesmal - im dritten Versuch - bleibt der Stürmer eiskalt und versenkt nach 30 Meter langem Anlauf links unten zur Entscheidung.
Freistoß in der eigenen Hälfte, zu dieser Zeit eine Angelegenheit für den Keeper. Gordon mit langem Hafer, aber ohne Ernte: Kein Schotte kann den Flugball kontrollieren.
Shaparenko geht Christie hart an und tritt dann auch noch nach. Glück für ihn, dass Makkelie es bei Gelb belässt!
Auf der anderen Seite zaubert Mudryk einen Außenristpass aus dem Fuß und schickt Dovbyk auf die Reise. Der Stürmer hat alle Zeit der Welt - und nimmt sich die auch, was ihm zum Verhängnis wird. Torschütze McGregor spurtet spuckend hinterher und läuft dem Ukrainer das Leder noch ab!
TOOOOOOOR! SCHOTTLAND - Ukraine 1:2! Sie sind wieder da, die Schotten! Bushchan patzt übel, faustet einen hohen Ball unbeholfen weg, anstatt ihn aus der Luft zu pflücken. McGregor nutzt das zum Abstauber aus 16 Metern. Mehrfach abgefälscht schlägts ein im Netz der Ukrainer!
Die Schotten haben sich gefangen und wehren sich jetzt leidenschaftlich gegen den WM-K.o. - so wie Adams, der rechts in den Strafraum geht und nach einem gewonnenen Eins-gegen-eins aufs kurze Eck abzieht. Bushchan klärt mit der Faust, in den Nachschuss wirft sich Matvyenko und feiert seine Rettungstat wie ein Tor.
Clark hat sich lange Zeit gelassen mit einer personellen Reaktion aufs 0:2, jetzt aber folgt ein Doppelwechsel: Hendry kommt für Cooper ...
McGinn vergibt die Riesenchance zum Anschlusstreffer! Nach einem Christie-Dribbling flankt McTominay per Grätsche von der rechten Grundlinie nach innen. Bushchan faustet das Leder als Kerze nach oben, McGinn kommt herangestürmt und köpft das Leder aus vier Metern rechts am Tor vorbei!
1998 haben die Schotten letztmals an einer Weltmeisterschaft teilgenommen - und es sieht ganz danach aus, als müssten die Fans noch mindestens vier weitere Jahre warten.
Christie, der neue Mann, taucht erstmals auf dem Radar auf. Marsch durch die Mitte, Doppelpass am Sechzehner mit Adams und der flache Abschluss aufs kurze Eck. Aber dem Schuss fehlt die Wucht, Bushchan hat keine Probleme ...
Wieder rauscht ein Schotte übermotiviert heran, wieder ist Stepanenko der Leidtragende: McGinn bewirbt sich mit einer Grätsche in hohem Tempo um Dunkelgelb - Makkelie nimmt das Angebot an.
Auf der anderen Seite verpasst Karavaev mit einem Flachschuss von rechts nur um Zentimeter das dritte Tor für die Gäste.
Hui! Die Ukraine berauscht sich an der eigenen Überlegenheit und treibt das Passspiel am eigenen Strafraum auf die Spitze. Bis zum Knacks: Bushchan verliert das Rennen gegen die Zeit und bekommt den Ball nicht zeitig geklärt. McGregor streckt den Fuß in den Befreiungsschlag, der Ball rauscht nur knapp am rechten Winkel vorbei ins Toraus ...
Die Schotten geraten weiter in Bedrängnis! Yarmolenko zwingt Gordon mit einem Distanzschuss zur Hechtparade.
TOOOOOOOR! Schottland - Ukraine 0:2. Und diesmal nutzen sie gleich ihre erste gute Chance! Yarmolenko zieht zur Grundlinie, findet aber keinen Partner und legt daher ab auf Karavaev. Der Rechtsverteidiger flankt mit dem dritten Kontakt an den langen Pfosten, wo Yaremchuk am höchsten steigt und per Kopfballaufsetzer gegen die Laufrichtung von Gordon trifft! Danach gehts für die ganze Truppe in die gelbe Kurve ...
Die Schotten wechseln zur Pause: Der Gelb-verwarnte Dykes bleibt in der Kabine, Christie ist neu dabei.
Mit dem Ellenbogen voraus und Wut im Bauch springt Dykes in ein Kopfballduell mit Stepanenko. Dafür gibts Gelb von Makkelie.
McGinn holt sich den zweiten Ball und dringt rechts an der Grundlinie in die Box ein. Matvyenko aber fährt das ganz lange Bein aus und krallt sich die Kugel per Grätsche. Die Ukraine versprüht hier Dominanz.
Was ihnen dazu einfällt? Nicht viel. Robertson wird links oft allein gelassen, Dykes stolpert mehr über den Ball als denselben zu verführen und sonst tut sich noch kein Retter hervor - außer Gordon, aber der hat mit dem Bällehalten genug zu tun.
Die Ukraine hatte die Partie mit fortlaufender Dauer an sich gerissen - und stellt den Schotten mit diesem Führungstreffer eine ganz knifflige Aufgabe.
TOOOOOOOOOOOOOOOOOR! Schottland - UKRAINE 0:1. Und dann ist es passiert! Robertson hebt das Abseits auf, und so ist Yarmolenko nach hohem Zuspiel - anders ausgedrückt: einem hoch und weit nach vorn gebolzten Ball - von Malinovskyi auf und davon. Yarmolenko nimmt den Ball mit dem Spann runter und lupft ihn im nächsten Moment über den herausstürmenden Gordon, der diesmal keine Chance hat.
Jetzt mal die Schotten: CL-Finalist Robertson lässt auf links erst Karavaev und dann auch Yarmolenko stehen. Tsygankov blockt die Flanke zur Ecke, aus der dann nichts Gefährliches entsteht.
Adams lässt sich während einer Gilmour-Flanke im Gerangel fallen und fordert einen Strafstoß. Frei nach Christian Streich: Kontakt ja, Foul nein.
Die Schotten dürfen sich bei ihrem Keeper bedanken, dass es 0:0 steht. Vom variablen Angriffsspiel der Gäste sind die Bravehearts weit entfernt.
Zinchenko erobert den Ball nah der Mittellinie und schaltet schnell um auf Angriff. Querpass auf Tsygankov, der Yaremchuk mit einem krummen und vermutlich eher zufälligen Pass steil schickt. Gordon kommt mit bestem Timing aus dem Kasten und wehrt zur Ecke ab.
Glanzparade von Gordon! Wieder bricht die Ukraine am Flügel durch, diesmal auf dem linken. Eine schlechte Ballannahme von Yaremchuk wird zum Zuspiel in die Gasse auf Yarmolenko. Acht Meter vorm Tor und frei vorm Keeper muss der Ex-Dortmunder sich aber erst um die eigene Achse drehen, ehe ein Abschluss möglich ist. Das gibt Gordon die Zeit, aus der Box zu stürmen und mit dem rechten Oberarm abzuwehren. Im Nachfassen hat der Keeper den Ball.
Die erste Chance gehört den Gästen, und was für eine! Über rechts kommt die Ukraine nach vorn, Doppelpass an der Linie und das direkte halbhohe Zuspiel in die Box. Malinovskyi lässt den Ball durch die Beine, fälscht nur leicht ab. Hinten kommt Yarmolenko angelaufen und zieht technisch fein per Dropkick ab. Gordon lenkt den Ball mit einem Super-Reflex über die Latte!
Das geht aber zu weit! Yaremchuk kommt in der gegnerischen Hälfte mit beiden Beinen angesprungen, kürzt den Rasen um einige Zentimeter und rasiert dabei auch Gilmour. Makkelie zeigt Gelb, auch um die Emotionen etwas rauszunehmen.
Die Fans im Hampden Park, Heimat der Glasgow Rangers, sind bereit. Referee Danny Makkelie ist es auch. Gleich gehts los!
Aber auch die Schotten waren nicht schlecht drauf und sind seit September 2021 ungeschlagen; damals setzte es ein 0:2 gegen Dänemark, den späteren Gruppensieger der Quali-Gruppe F. Insofern: Wird spannend heute - auf mehreren Ebenen.
Mit Siegen im Benefiz-Kick gegen Borussia Mönchengladbach (2:1) und Serie-A-Team Empoli (3:1) und einem Remis gegen Rijeka haben sich die Ukrainer fußballerisches Selbstvertrauen erspielt. Auf Einladung von UEFA-Präsident Ceferin bereitete sich die Mannschaft in Slowenien auf das Playoff-Halbfinale vor.
Trainer Oleksandr Petrakov hatte für seine drei Vorbereitungsspiele im Mai (gegen Gladbach, Empoli und Rejka) noch nicht alle Mann zur Verfügung, die Saison lief ja noch, und so ändert sich auch hier einiges. Unter anderem startet Yarmolenko auf dem rechten Flügel anstelle von Mudryk (Bank), Bushchan hütet das Tor (Pjatov draußen) und Zinchenko nimmt auf der Sechs eine weitaus zentralere Position als im Verein (ManCity) ein.
So spielt die Ukraine: Bushchan - Karavaev, Zabarnyi, Matvyenko, Mykolenko - Yarmolenko, Malinovskiy, Zinchenko, Tsygankov - Yaremchuk.
Weil der letzte Auftritt der Bravehearts schon eine Weile her ist (Ende März 2:2 gegen Österreich), verwundert es kaum, dass Trainer Steve Clark im Vergleich dazu sechs personelle Veränderungen vornimmt. Unverändert in den ersten Elf finden sich Keeper Gordon sowie Hanley, Robertson, McGinn und Adams.
Schottland schickt diese Elf aufs Feld: Gordon - McTominay, Hanley, Cooper - Hickey, Gilmour, McGregor, Robertson - Adams, McGinn, Dykes.
Oleksandr Zinchenko weiß es. Der Man-City-Profi, eigentlich Linksverteidiger und heute auf der Sechs Zuhause, spricht von einem der "wichtigsten Spiele meines Lebens" und will den Landsleuten "vielleicht für ein paar Sekunden ein Lächeln schenken".
Beim "The National" schreiben sie, dass die Schotten im Falle eines Sieges "keine Scham fühlen" sollten. Dagegen drückt der ehemalige Kapitän der Bravehearts, Graeme Souness, eine wahre Legende, den Gästen die Daumen. Der englischen "Times" sagte er: "Ich will, dass die Ukraine sich für Katar qualifiziert und gewinnt. Ich möchte keiner der schottischen Spieler sein, die in dieser Nacht spielen müssen. Ich wüsste nicht, ob ich meine Emotionen im Griff hätte."
Angesichts des Krieges wirft das Duell allerlei neue philosophische Fragen im Fußballkosmos auf. Wollen Fußballer auf sportliche Weise überhaupt über Mitmenschen siegen, die in Gedanken womöglich nicht auf dem Rasen sind? In Schottland wird die Frage diskutiert.
Die Partie hätte schon im März stattfinden sollen, der russische Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar verhinderte das. Vor diesem Hintergrund schreibt niemand mehr von einem „Kampf“ ums WM-Ticket, Fußball ist weit in den Hintergrund gerückt.