Thomas Tuchel ist beim FC Chelsea furios gestartet. Nun steht er vor den entscheidenden Spielen der Saison und es könnte sich plötzlich alles ganz anders entwickeln.
Thomas Tuchel und der FC Chelsea haben eine beeindruckende Serie hingelegt. In den ersten 14 Pflichtspielen unter dem deutschen Trainer blieben die Blues ungeschlagen. Doch mittlerweile ist der Motor ins Stottern geraten. Auf der Zielgeraden der Saison scheint den Londonern das Benzin auszugehen. Eine Niederlage gegen Leicester City (heute LIVE & EXKLUSIV ab 20:45 Uhr auf Sky Sport 2) könnte dramatische Konsequenzen für die kommende Spielzeit haben.
Chelsea muss gewinnen
Chelsea ist gegen die Foxes zum Siegen verdammt. Das zeigt der Blick auf die Tabelle. Leicester ist Dritter (66 Punkte), Chelsea (aktuell 64 Zähler, Rang vier) könnte mit einem Sieg vorbeiziehen. Doch bei einem Remis oder einer Niederlage der Blues könnte Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool (Rang fünf, 63 Punkte) Tuchel überholen und dessen Champions-League-Teilnahme wäre in großer Gefahr.
Die Mannen um Kai Havertz und Timo Werner müssten dann in der Premier League auf Schützenhilfe hoffen, um noch unter die besten Vier zu kommen oder das Champions-League-Finale gegen Manchester City gewinnen, um auch als Fünfter an der Königsklasse teilnehmen zu können.
Tuchel mit Zweckoptimismus
"Ist die Herausforderung einfach? Nein! Doch sie macht Spaß und darum geht es. Da draußen sind viele Teams, die neidisch auf uns und unsere Situation sind", erklärte Tuchel zuletzt zweckoptimistisch.
Der Trend spricht gegen sein Team. In der letzten Woche setzte es zwei schmerzliche Niederlagen in Folge. Zunächst unterlagen die Blues im Derby gegen den FC Arsenal 0:1 und dann verspielte das Team durch ein 0:1 im FA-Cup-Finale auch noch die erste Titel-Chance der Saison: ausgerechnet gegen Leicester! Den kommenden Gegner.
Chelsea schießt zu wenig Tore
Auffällig: In beiden Spielen schoss Chelsea kein Tor. "Das verfolgt uns ein bisschen durch die Saison", sagte Tuchel nach der Niederlage gegen die Foxes und beklagte "einen Mangel an Gelassenheit und Präzision." Die Offensive ist nicht das Prunkstück unter der Ägide des ehemaligen Dortmunder-Trainers.
Zwar kassierte Chelsea in 27 Partien, in denen Tuchel an der Seitenlinie stand, nur 13 Gegentreffer, erzielte aber auch nur 34 Tore. Keine berauschende Bilanz für ein Spitzenteam. Woran liegt das?
Kritik an Havertz
Chancen genug haben die Londoner. Bestes Beispiel ist die 0:1-Pleite gegen Arsenal. Am Ende des Spiels standen 19:5 Torschüsse zugunsten von Chelsea zu Buche. Ein Treffer sprang dabei nicht heraus. Chelsea versemmelte zahlreiche gute Gelegenheiten und verlor die Partie nach einem Riesen-Bock von Jorginho.
Der Ärger bei Tuchel war groß: "Es ist zieht sich durch bei uns. Es ist natürlich müßig, dass dauernd zu erzählen und dauernd und dauernd zu erzählen und dauernd zu erzählen", betonte der 47-Jährige fast schon gebetsmühlenartig am Sky Mikro. Auch Kai Havertz, der eine Großchance gegen Arsenal vergab, bekam sein Fett weg. "Es gibt Schwankungen, heute auch wieder bei Kai. Jetzt ist die entscheidende Phase der Saison, wo wir das nicht haben wollen und er hoffentlich auch nicht. Da müssen wir uns dagegen auflehnen. Es hat mir dieses Auflehnen dagegen gefehlt und die Mentalität zu zeigen, dass man es wirklich hasst zu verlieren. Die habe ich heute nicht gespürt. Das ärgert mich einfach", erklärte der Coach am Sky Mikro.
Chelsea hätte Real auseinandernehmen können
Auch in der Champions League lässt Chelsea viele Chancen liegen. Zwar warfen die Engländer Real Madrid im Halbfinale raus, doch mit einer besseren Effizienz hätte die Tuchel-Elf die Spanier deutlicher schlagen können. Im Hinspiel zählte die Statistik 11:9 Torschüsse für Chelsea (Endergebnis 1:1), im Rückspiel war es noch deutlicher mit 15:7 (Endergebnis 2:0).
Havertz und Co. sollten ihr Visier schleunigst justieren, ansonsten droht der totale Schiffbruch an der Stamford Bridge. In den entscheidenden Wochen der Saison könnte Chelsea alles verspielen. Bislang ist es nur der FA Cup. Folgen auch noch die Champions-League-Qualifikation über die Liga und das Königsklassen-Finale?
Kann Tuchel Finale?
Am 29.05. trifft Chelsea auf Manchester City. Für Tuchel ist es das zweite Champions-League-Endspiel in Folge. Sein Erstes mit Paris Saint-Germain ging unglücklich mit 0:1 gegen den FC Bayern verloren. Sollte er auch im zweiten Anlauf den Henkelpott nicht mit nach Hause bringen, werden sich viele Fragen: Kann Tuchel Finale?
Die Titelsammlung des Krumbachers ist bereits beachtlich: Zweimal französischer Meister, einmal französischer Pokalsieger, einmal französischer Ligapokalsieger, zweimal französischer Superpokalsieger, zweimal deutscher A-Jugend-Meister und einmal DFB-Pokalsieger. Allerdings wurde wohl nur letzteres Finale um den DFB-Pokal 2017 hierzulande so richtig wahrgenommen.
Tuchel droht Klopp-Schicksal
Sollte er nach dem FA-Cup-Endspiel auch sein zweites Champions-League-Finale verlieren und zudem in der Liga nur Fünfter werden, wäre Klub-Besitzer Roman Abramovich wohl alles andere als begeistert und auch das Verdikt in der deutschen Öffentlichkeit über Tuchels erste Chelsea-Saison wäre wohl ein anderes als noch vor wenigen Wochen.
Ihm würde das Klopp-Schicksal drohen - und das im doppelten Sinne. Der Liverpool-Coach könnte seinen Landsmann mit den Reds im Kampf um die Champions League ausstechen und Tuchel könnte historisch gesehen in Klopps Fußstapfen treten.
Der heutige Liverpool-Trainer verlor nach dem DFB-Pokal-Triumph mit dem BVB 2012 sechs große Endspiele in Folge und wurde erst mit dem Champions-League-Sieg 2019 erlöst. Tuchel hat es nun selbst in der Hand, nicht eine solche Serie wie Klopp zu hinzulegen. Den Weg dafür könnte er mit einem Sieg gegen Leicester bereiten.