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Sky Experte Didi Hamann spricht über die Auswirkungen des Coronavirus auf den Profi-Fußball

Hamann über Corona-Krise: ''Hoffe, dass alle Klubs am Leben bleiben''

Das Coronavirus ist derzeit das beherrschende Thema in der Gesellschaft und damit auch im Fußball. Wir haben mit Sky Experte Didi Hamann über die aktuelle Situation gesprochen.

Sky: Herr Hamann, wie geht es Ihnen?

Hamann: ''Mir und meiner Familie geht es gut und es sind alle wohlauf.''

Sky: Wie halten Sie es mit dem Einkaufen? Supermarkt oder online?

Hamann: "Ich gehe maximal ein- bis zweimal die Woche in den Supermarkt."

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Sky: Und wie viele Serien haben Sie in den letzten Wochen zu Ende geschaut?

Hamann: "Ich bin nicht so der Serien-Typ."

Sky: Also alte Fußball-Spiele?

Hamann: "Ja, ich habe gerade erst auf Sky das Europapokal-Finale 1983 zwischen dem HSV und Juventus genossen. 9. Minute. Felix Magath. Herrlich. Diesem Spiel habe ich mein HSV-Herz zu verdanken."

Sky: Wie blicken Sie momentan in die Zukunft? Sowohl persönlich als auch auf den Fußball bezogen?

Hamann: ''Persönlich versuche ich die Hoffnung nicht aufzugeben und weiter positiv zu denken. Das wird irgendwann zu Ende gehen und ein normales Leben wieder möglich sein. Sport treiben, den Geist beschäftigen, an das Gute glauben. Ganz wichtig wird es sein, weiterhin die Regeln zu befolgen, die jetzt lebensnotwendig für uns alle sind. Es ist ja momentan oft von kriegsähnlichen Zuständen die Rede. Natürlich ist das jetzt eine Situation, wie sie die meisten von uns noch nie erlebt haben. Unsere Vorfahren allerdings mussten in den Krieg. Wir müssen aktuell zu Hause bleiben. Das sollte uns doch allen für ein paar Wochen gelingen. Was den Fußball betrifft, hoffe ich, dass wir in ein paar Wochen wieder eine entspanntere Lage vorfinden und wenn auch ohne Zuschauer, trotzdem wieder den rollenden Ball sehen können."

Sky: Einige Klubs haben nun wieder mit dem Training begonnen. Ist das nachvollziehbar?

Hamann: ''Ich bin davon überzeugt, dass die Klubs, die aktuell wieder mit dem Training begonnen haben, sich ganz strikt an alle Regeln halten und kein Risiko eingehen. So wie ich das mitbekommen habe, trainieren die Vereine in ganz kleinen Gruppen, ohne Zweikämpfe und mit Einzelkabine für jeden Spieler. Das Problem dass man als Profisportler hat, ist die Ungewissheit des nächsten Einsatzes. Ein Fußballer weiß: Samstag um 15:30 Uhr muss ich da sein. In der Vorbereitung ist jedem klar: in drei Wochen geht's wieder los. All das ist momentan nicht gegeben und deshalb ist es schwer Trainingsinhalt und Intensität optimal zu planen. Ein Profi kann problemlos zwei, drei Wochen einen Fitnessplan von zu Hause aus durchführen. Schwierig wird es aber auch für Top-Fußballer, wenn es darum geht, das Ballgefühl nicht zu verlieren. Es sollte unbedingt vermieden werden, über einen längeren Zeitraum nichts mit dem Ball zu tun. Ich glaube es ist wichtig, dass die Profis zehn bis fünfzehn Minuten am Tag jonglieren, den Ball mit den Füßen berühren, ihn führen und streicheln. Sonst ist es nach einigen Wochen nicht mehr dasselbe Gefühl. Im Optimal-Fall, werden die Vereine eine Anlaufzeit von ein, zwei Wochen haben um so normal wie möglich trainieren zu können. Das sollte das kleinste Problem sein.''

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Sky: In Weißrussland wird die Meisterschaft noch ganz normal ausgespielt …

Hamann: ''Wahnsinn, was soll man dazu sagen? Es haben mittlerweile selbst die Engländer und Amerikaner eingesehen, dass sie etwas ändern müssen. Das muss natürlich jede Regierung für sich wissen oder eben auch nicht. Hoffentlich rächt sich das nicht.''

Sky: Es wird gerade viel über Solidarität im Profifußball gesprochen. Welchen Eindruck haben Sie im Hinblick auf dieses Thema?

Hamann: ''Ich bin begeistert von der Solidarität und dem Zusammenhalt, der vielerorts und in Vereinen gerade gezeigt wird. Borussia Mönchengladbach war einer der Vorreiter. Wie es aussieht verzichten viele Spieler und Gut-Verdiener auf Gehalt, um den Verein zu retten. Das sind bei allen Problemen momentan auch schöne Zeichen der Menschen. Es wird immer Menschen geben, die sagen, dass das immer noch zu wenig ist. Der oder der hat doch mehr als genug und muss noch mehr helfen. Aber vielleicht konzentrieren wir uns auch mal auf das Positive und sehen, dass Spieler wie Kimmich oder Goretzka wunderbare Aktion ins Leben rufen. Dass auch andere Spieler, Trainer, Verantwortliche und Klubs solidarisch sind und helfen.''

Sky: So wie die Top Vier der Bundesliga mit den 20 Millionen Euro.

Hamann: ''Genau. Die müssen das nicht machen und deshalb finde ich das unglaublich respektabel und toll. Ich hab aber auch Verständnis für diejenigen, die das aus ihrer subjektiven Sicht heraus nicht können oder möchten. Es ist die falsche Zeit für Vorwürfe, aber die Richtige für noch mehr Dankbarkeit untereinander.''

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Sky: Uli Hoeneß sieht eine neue Fußball-Welt auf uns zukommen und bezweifelt 100-Millionen-Transfers in nächster Zeit. Sehen Sie das ähnlich?

Hamann: ''Schwer zu sagen. Im Moment ist es so, dass einige Klubs ein paar Wochen auf die Spieltags-Einnahmen noch verzichten können. Ewig würde das so natürlich nicht gehen. Ich möchte aber optimistisch denken und bleiben und weiter hoffen, dass die Auswüchse auf den Fußball und die Gesellschaft in absehbarer Zeit ein Ende haben. Fakt ist aber natürlich auch, dass diese Krise nachdem wir sie überstanden haben, auch im Fußball zu etwas mehr Vernunft und Augenmaß führen sollte. Transfers für einen Spieler über 200 Million waren und sind einfach nicht in Ordnung. Freier Markt hin oder her. Das kann man keinem normalen Menschen erklären. Und es wäre gar nicht schlecht, wenn sich so etwas in Zukunft besser regulieren lässt. Sowohl für die Kleinen als auch für die Großen. Es bleibt aber zu befürchten, dass der Mensch naturgemäß Dinge vergisst und wieder zurück zur Normalität kehrt ohne etwas zu ändern. Ein System, das mehr und weniger darauf aufgebaut ist, dass die einen aus Geldquellen schöpfen und die Anderen niemals mit ordentlichen Mitteln erwirtschaften können, kann nicht unser Ziel sein. Nicht für die Fans, nicht für die Klubs und auch nicht damit der eine oder andere Eigner sich mit einem Champions-League-Pokal schmücken kann. Ich finde, wir machen das in Deutschland toll. Wir haben ein fantastisches Produkt mit unserer Bundesliga. Wir haben die beste Atmosphäre weltweit in den Stadien. Hier können Familien mit Kindern ins Stadion gehen und die Tickets sind auch noch einigermaßen bezahlbar. Das soll so bleiben.''

Sky: Befürchten Sie, dass wir eine Bundesliga erleben könnten, mit weniger als 18 Klubs in unserer höchsten Spielklasse?

Hamann: ''Ich hoffe es nicht. Auszuschließen ist nichts, aber ich hoffe, dass alle Klubs am Leben bleiben. Das hängt natürlich davon ab, wann und wie wieder gespielt werden kann.''

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Matze Knops Home Office - Folge 2

Sky: Wie beurteilen Sie die Arbeit der Menschen im Land, die uns gerade durch die Krise führen?

Hamann: ''Ich habe das Gefühl, dass wir in besten Händen sind. All die, denen wir gerade täglich lauschen und die uns durch diese schwere Phase führen, machen das fantastisch. Es braucht jetzt gute, klare und coole Köpfe und die haben wir in unserem Land.''

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Sky: Was macht Ihnen Hoffnung?

Hamann: ''Wenn ich mal durch die Straßen fahre, sehe ich fast niemanden mehr und das ist für mich ein sehr gutes Zeichen, weil ich den Eindruck habe, dass wir verstanden haben, worauf es ankommt. Es braucht jetzt unter den Menschen Nähe. Allerdings emotionale und die ist denke ich weit verbreitet. Zusammen schaffen wir das.''

Das Interview führte Mario Volpe.

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