Erstmals seit 40 Jahren gibt Real Madrid nicht einen einzigen Cent für neue Spieler aus. Der ungewohnte Sparkurs hat mehrere Gründe.
Die Saison in LaLiga hat längst begonnen, doch im Estadio Santiago Bernabeu ruht der Ball. Während Real Madrid ins viel kleinere Trainingsstadion "Alfredo di Stefano" umgezogen ist, um dort seine Heimspiele vor leeren Rängen auszutragen, laufen am altehrwürdigen Fußballtempel die Bagger und Kräne im Akkord.
Für die Verwandlung in eine "avantgardistische und universale Ikone", wie Präsident Santiago Perez den revolutionären Umbau beschrieb, haben die Königlichen satte 575 Millionen Euro in die Hand genommen. Die kostspielige Investition in die Renovierungsarbeiten ist auch ein Grund für den vorübergehenden Paradigmenwechsel auf dem Transfermarkt.
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Real setzt auf seinen Meister-Kader
Normalerweise gibt der amtierende spanische Meister jährlich schwindelerregende Millionen-Summen für neue Stars aus. Erst in der vergangenen Saison stellten sie mit 322,5 Millionen Euro für Transfers einen Rekord auf. Doch in diesem Sommer steht bei den "Blancos" die Null auf der Ausgabenseite. Auch damit haben sie ein Alleinstellungsmerkmal, denn sie sind der einzige Top-Klub in Europa, der nicht einen einzigen Cent für neue Spieler ausgegeben hat.
Das hängt auch mit den Folgen der Corona-Pandemie zusammen. Bereits Mitte Juli kündigte Perez die ungewohnte Zurückhaltung auf dem Transfermarkt an. "Die Lage ist sehr schlecht", betonte der Vereinsboss. Und weiter: "Es wäre schwierig, unsere Spieler um Gehaltseinsparungen zu bitten, um die Situation zu überstehen, und dann loszuziehen, um große Transfers zu tätigen."
Stattdessen setzen die Königlichen auf ihren Meister-Kader und vielversprechende Rückkehrer. Marco Asensio verpasste verletzungsbedingt den Großteil der vergangenen Saison und der einst als Jahrhunderttalent gefeierte Martin Ödegaard darf sich nach mehreren Ausleihen nun im Team von Trainer Zinedine Zidane beweisen.
Gelingt Hazard, Jovic & Co. der Durchbruch?
Dazu hoffen die Verantwortlichen auf den Durchbruch eines 225-Millionen-Euro-Trios. Eden Hazard, Eder Militao und Luka Jovic enttäuschten in ihrer Premierensaison aus verschiedensten Gründen und trugen kaum etwas zum Gewinn der Meisterschaft bei. Nun erhalten sie eine zweite Chance, die sie nutzen müssen, denn nochmal wird bei Real die Null nicht stehen. Im Gegenteil.
Die Madrilenen planen den Großangriff und traten in diesem Sommer als Verkäufer in Erscheinung. Durch die Verkleinerung des Kaders erzielten sie Einnahmen von knapp 100 Millionen Euro. Zudem stehen die Großverdiener James Rodriguez (ablösefrei zum FC Everton) und Gareth Bale (ausgeliehen an Tottenham) nicht mehr bzw. nur noch zum Teil auf der Gehaltsliste. Mit dem eingesparten Geld soll das Aufgebot passend zum Stadion auf Hochglanz gebracht werden.
Reals Plan: Große Stars für das neue Bernabeu
Läuft alles planmäßig, soll das neue Bernabeu im August 2022 fertiggestellt werden. Die hochmoderne Arena wartet mit einigen Highlights auf: eine komplette Ummantelung, ein verschließbares Dach sowie eine 360°-Anzeigetafel. Für die Glanzlichter auf dem Rasen sollen nach dem Selbstverständnis des ruhmreichen Vereins dann die größten Stars sorgen.
Transferziel Nummer eins ist daher Kylian Mbappe. Laut der Sunday Times hat der Franzose die PSG-Verantwortlichen bereits darüber informiert, den Klub am Saisonende trotz eines Vertrags bis 2022 verlassen zu wollen. Angeblich plane der Weltmeister von 2018 einen Wechsel nach Spanien oder England. Zidane schwärmte schon des Öfteren von seinem Landsmann.
Daneben könnten auch Paul Pogba, dessen Vertrag 2021 ausläuft, Frankreich Supertalent Eduardo Camavinga (Stade Rennes) sowie BVB-Torjäger Erling Haaland in den Fokus rücken. Klar ist: Von königlicher Zurückhaltung dürfte im kommenden Sommer nichts mehr zu spüren sein.