Für die Red Devils liefen die letzten Spiele mehr als enttäuschend. Vor allem der Trainer steht in der Kritik - und ausgerechnet sein Superstar ist offenbar ein großes Problem.
Die 2:4- Niederlage gegen Leicester hat hohe Wellen geschlagen. Große Probleme wurden in der Spielweise von United deutlich. Zwar besteht das Team aus vielen Weltklasse-Spielern, eine Weltklasse-Mannschaft bilden sie aber momentan (noch) nicht. Sie sind keine Einheit.
Heute Abend um 21 Uhr treffen die Red Devils in der Champions League im Old Trafford nun mit Atalanta Bergamo auf eine Mannschaft, die seit Jahren zeigt, wie man als Einheit erfolgreich ist.
Schwierige Aufstellungsentscheidungen
Ole Gunnar Solskjaer hat es sicherlich schwer. Wer einen so starken Kader hat, steht jedes Spiel vor der Qual der Wahl. Wen setze ich auf die Bank? Wer spielt in der Startelf?
Als der Trainer es wagte, gegen Everton zu Beginn auf Cristiano Ronaldo zu verzichten, war der Aufschrei groß. Das Spiel endete 1:1. Zu wenig für die hohen Ansprüche von ManUnited und den Ex-Juve-Profi. Es ist aber vor allem der Portugiese, der mit seiner Rückkehr ins Old Trafford einiges durcheinandergebracht hat.
Ronaldo braucht mehr Unterstützung im Spiel
Mit 36 Jahren ist CR7 nicht mehr der Jüngste. Auch wenn er topfit ist, für hohes Pressing ist er kaum noch gemacht. Das zeigen sogar Statistiken. Wie die englische Athletic berichtet, presst Ronaldo am allerwenigsten im Vergleich zu ähnlichen Spielern.
Das Problem: Wenn er die Gegner nicht anläuft, muss das Mittelfeld vorrücken und die Außenspieler mehr laufen. Bei Ronaldos letzten Stationen klappte das meist mit Erfolg.
In Manchester funktioniert das bisher noch nicht, was aber nicht heißt, dass alleine Ronaldo Schuld an der Misere ist. Ohne seine Tore in der Premier League und der Königsklasse wäre Uniteds Lage vermutlich noch verzwickter.
Greenwood, Pogba und Sancho mit ungünstigen Rollen
Eine weitere Folge von Ronaldos Rückkehr ist allerdings, dass einige Spieler nicht mehr auf ihren eigentlichen Positionen spielen können. Mason Greenwood begann die Saison im offensiven Mittelfeld stark. Jetzt wo Ronaldo im Sturm aufgestellt wird, rückt er wieder nach außen.
Das hat auch zur Folge, dass Paul Pogba wieder auf die Doppel-Sechs gezogen wird. Der Franzose ist mir Sicherheit einer der Top-Akteure im Team, im defensiven Mittelfeld kann er seine Stärken aber nicht entfalten und dadurch wird es in der Zentrale instabil.
Jadon Sancho wird sich sein Comeback in England sicherlich auch anders vorgestellt haben. Für 85 Millionen Euro kam Sancho im Sommer von Borussia Dortmund. Gelohnt hat sich der Transfer bisher für beide Seiten nicht. Zwar kam er in sieben Ligaspielen zum Einsatz, spielte aber nicht ein einziges Mal über die vollen 90 Minuten. Einen Scorer-Punkt oder ein Tor konnte er bisher auch nicht erzielen.
Durch Ronaldos fehlendes Pressing muss er vorne mehr laufen, gleichzeitig aber auch wegen mangelnder Verteidigungsarbeit im Mittelfeld aushelfen. Eine schwierige Situation für den eigentlichen Flügelflitzer.
Uniteds Spiel wirkt planlos
Einen wirklichen Plan oder eine bestimmte Spielphilosophie, um diese Probleme zu lösen, scheint es aktuell eher weniger zu geben. Für Sky UK Experte Gary Neville ist das aber mehr die Schuld der Mannschaft.
"Die Leistung war nicht in Ordnung in dieser Saison, nicht einmal annähernd gut für diese Spieler in der Mannschaft." Das Team habe keinen Stil oder Identität, aber brillante Spieler. Am Samstag seien die Red Devils aus der Reihe getanzt und hätten nicht auf ihren Trainer gehört.
Sein Kollege Jamie Carragher nimmt allerdings den Trainer in die Pflicht. Welchen Spielstil er predige, sei unklar. Warum Manchester United aktuell nicht erfolgreich ist, macht er an einem Punkt fest. "Er ist nicht auf einem Level wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel oder Pep Guardiola. Sie alle haben jahrelange Erfahrung und wichtige Titel gewonnen."
Mit Kämpfertypen zurück in die Spur?
Der Ex-Liverpool-Profi finde zwar, dass der Norweger einen guten Job beim Wiederaufbau der Mannschaft nach Mourinho gemacht habe, die Premier oder Champions League zu gewinnen, traue er ihm aber nicht zu.
Solskjaer bleibt nichts anderes übrig, als weiterzumachen und zu versuchen, das Beste rauszuholen. Um das "Ronaldo-Problem" zu lösen, gäbe es im großen Kader natürlich Optionen. Zum Beispiel Edinson Cavani, Fred und Scott McTominay. Sie sind vor allem als Kämpfer bekannt. Cavani kann auf den Außen eingesetzt, die Lücken im Pressing und der Defensivarbeit schließen. Das Sechser-Duo "McFred" gilt als robuster Aufräumer.
Härtetests stehen erst bevor
Ob sich Solskjaer überhaupt für einen der Spieler entscheiden wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall muss er die Red Devils wieder auf Kurs bringen - ansonsten wird er bald seinen Trainerposten räumen müssen. Ausreichend Qualität dafür wäre im Kader vorhanden, selbst bei dem Hammer-Programm, das ihnen bevorsteht.
Am Sonntag steigt nämlich um 17 Uhr live bei Sky das Topspiel gegen Liverpool. Eine Woche später warten dann die Tottenham Hotspur in London. Anfang November muss United dann nochmal im Champions-League-Rückspiel gegen Atalanta ran. Gekrönt werden diese Spiele zum Schluss vom Manchester-Derby gegen City am 06. November (live bei Sky).
Ob Solskjaer bis dahin noch im Amt ist und Ronaldo, Pogba und Co. diese Härteproben bestehen? Ende offen.