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Premier League News: Aufsteiger FC Brentford mit starkem Start

Der etwas andere Aufsteiger: Die Bienen & das Moneyball-Prinzip

Der FC Brentford überzeugt zu Saisonbeginn als Aufsteiger in der Premier League.
Image: Der FC Brentford überzeugt zu Saisonbeginn als Aufsteiger in der Premier League.  © Imago

Nach sieben Spieltagen steht der FC Brentford auf Rang sieben der Premier League. Satte zwölf Punkte hat der Aufsteiger in der Saison bereits eingefahren, dabei Derbysiege gegen den FC Arsenal und bei West Ham United gefeiert. In Brentford machen die Verantwortlichen vieles richtig. Und anders.

Der Erfolg der Bienen geht auf Klubeigentümer Matthew Benham zurück, der den Verein 2012 in der dritten Liga übernahm. Benham verdient mit Sportwetten seinen Lebensunterhalt, seine Wettfirma setzt dabei systematisch auf Fußballspiele und hat ihn zum Multimillionär gemacht.

"Ich habe nie aus Spaß gewettet oder um mir die Zeit zu vertreiben. Bei uns geht es um Wahrscheinlichkeitsberechnungen mithilfe mathematischer Modelle", erklärte Benham in einem 11-Freunde-Interview seien Erfolg. So schaffte es der studierte Oxford-Physiker mit einer großen Menge an Sportdaten die große Mehrheit seiner Wetten zu gewinnen.

In Brentford hat er das sogenannte Moneyball-Prinzip implementiert. Dieses System geht zurück auf Billy Beane, den ehemaligen Geschäftsführer und heutigen Vize-Präsidenten des MLB-Teams Oakland Athletics. Mit dem Moneyball-Prinzip hatte Beane Anfang der 2000er-Jahre seine Mannschaft anhand von Daten zusammengestellt und mehrfach in die Play-offs geführt. Dabei waren im Team überwiegend anderswo aussortierte Spieler und Talente.

Klubbesitzer Matthew Benham hat den FC Brentford 2012 gekauft.
Image: Klubbesitzer Matthew Benham hat den FC Brentford 2012 gekauft.  © DPA pa

Brentford trifft die richten Entscheidungen

Mit Phil Giles, Co-Direktor des Londoner Klubs, sowie Rasmus Ankersen, Sportdirektor und Scouting-Chef, hat Benham seinen Herzensverein 2021 zum ersten Mal in die Premier League geführt.

Der ehemalige Statistikstudent und Giles hat zu Beginn der Coronakrise schnell gehandelt und Gehaltsverzichte mit den Spielern ausgehandelt. "Indem wir das frühzeitig taten, waren wir in der Lage, die Krise zu überstehen, ohne später Notmaßnahmen ergreifen zu müssen", erklärte Giles in der Daily Mail.

Ankersen ist nach der Datenauswertung für die Akquirierung der Spieler verantwortlich. Der Däne vermittelt dabei die Vision des Vereins und zeigt den Spielern anhand der Daten ihre Perspektiven auf. Dabei kauft Brentford hauptsächlich eben gescheiterte Spieler oder Talente, entwickelt diese und verkauft sie teuer weiter.

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Janelt überzeugt beim Aufsteiger

Ein Spieler, der laut Algorithmen perfekt ins System von Brentford-Trainer Thomas Frank passt, ist Vitaly Janelt. Der ehemalige Bochumer war beim VfL häufig nur Ersatzspieler, doch Benham und sein Team erkannten anhand der Daten, dass Janelt zu den Bienen passt.

Der gebürtige Hamburger bekam im Sommer 2020 ein Video sowie ein Powerpoint-Präsentation zugeschickt. Dabei wurde Janelt genau informiert, wie er dem damaligen Zweitligisten zum Aufstieg verhelfen sollte. Die aufgezeigte Perspektive überzeugte den zentralen Mittelfeldakteur. In seiner ersten Championship-Spielzeit war Janelt als Stammspieler dann maßgeblich am Aufstieg beteiligt.

In der Premier League überzeugte Janelt beim 3:3-Remis gegen den FC Liverpool unter anderem mit seinem ersten Tor im englischen Oberhaus. "Das war ein absolut verrücktes Spiel. Von solchen Momenten träumst du als kleines Kind", meinte der U21-Europameister nach dem Punktgewinn.

Vitaly Janelt überzeugt im Mittelfeld vom FC Brentford.
Image: Vitaly Janelt überzeugt im Mittelfeld vom FC Brentford.  © Imago

Klopp von Brentford begeistert

Das Spiel gegen die Reds ist nach Meinung des 23-Jährigen kein Ausrutscher nach oben. Der Aufsteiger will regelmäßig mit den Spitzenteams mithalten. "In unserem System weiß jeder, was er zu tun hat. Deswegen holen wir vielleicht auch Punkte in Spieler, wo der Gegner vorher der Favorit war. Wir treten als Team auf, jeder gibt alles und wir ziehen unseren Spielplan durch", so Janelt.

Auf der Tribüne schaute sich Bundestrainer Hansi Flick das Spiel im Community Stadion an und hatte dabei Janelt genau im Blick. Innerhalb von anderthalb Jahren hat sich der Mittelfeldakteur vom Reservisten in der 2. Bundesliga in den Fokus des DFB gespielt. Brentford sei Dank.

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Thomas Tuchel weiß, dass die Aufgabe gegen Brentford nicht einfach für Chelsea wird. (Video: 00:27 Sekunden)

"Der Fußball, den sie spielen, ist unglaublich. Sie zeigen, dass man auch mit wenig Geld etwas Besonderes schaffen kann", lobte auch Liverpools Trainer Jürgen Klopp die Leistungen der Bienen. Laut Janelt habe ihm der 54-Jährige nach dem direkten Duell persönlich zur starken Performance gratuliert: "Er war von uns und unserem Auftritt positiv überrascht." Die Stimmung im Team ist entsprechend gut.

Trainer Frank mit klarer Spielidee

Nach den Spielen gewährt Trainer Frank seinen Akteuren 24 Stunden frei. Damit sollen die Spieler für ihre Leistungen belohnt werden, gleichzeitig aber auch den Fokus für die kommenden Aufgaben beibehalten werden. Nach den 24 Stunden ist die jeweils letzte Partie dann abgehakt und kein Thema innerhalb der Mannschaft mehr. Alles im Verein hat System.

"Ich glaube fest an meine Spieler", sagte Frank jüngst. Dem 48-Jährigen gelingt es aus seinen Spielern oftmals, das Maximum rauszuholen. Der Däne ist voll ins Moneyball-Prinzip des Klubs integriert und analysiert die Daten aller Trainingseinheiten im Detail.

Im Spiel des Aufsteigers zahlt sich die akribische Arbeit aus, die Ergebnisse sprechen für sich. "Thomas möchte, dass wir immer eine Lösung finden. Egal, ob ein Gegner gegen uns Pressing steht oder tief steht. Jeder weiß, was er auf seiner Position zu tun hat", sagte Janelt im Kicker.

Trainer Thomas Frank hat beim FC Brentford an der Seitenlinie das Sagen.
Image: Trainer Thomas Frank hat beim FC Brentford an der Seitenlinie das Sagen.  © Imago

Brentford will auch Chelsea ärgern

Am Samstag (ab 18.30 Uhr live bei Sky) bekommen es die Bienen dann im Premier-League-Topspiel mit Tabellenführer FC Chelsea zu tun. Auch wenn der Champions-League-Sieger um Trainer Thomas Tuchel als haushoher Favorit ins Duell geht, dürfen die bisher gezeigten Leistungen von Brentford Warnung genug für die Blues sein.

Langfristig will der 1889 gegründete Verein sich dann im englischen Oberhaus etablieren. "Wir wissen, dass wir im Moment nicht zu den besten Mannschaften der Premier League gehören. Da wollen wir in der Zukunft aber dazugehören. Das ist der Plan"; machte Co-Direktor Giles deutlich.

Zuzutrauen ist das dem etwas anderen Aufsteiger mit seinen ungewohnten, aber erfolgreichen Ansätzen, allemal.

Mehr zum Autor Peer Kuni

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