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Premier League News: Analyse mit Liverpool, Manchester, Chelsea

Premier-League-Analyse: Darum schwächelt Liverpool

In der vergangenen Saison dominierte der FC Liverpool die Premier League und feierte nach 30 Jahren wieder den ersten Meistertitel. In der aktuellen Spielzeit steht die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp zwar auf Platz eins, aber die Reds haben sich bereits einige Patzer geleistet.

Besonders die Klubs aus Manchester haben aufgeholt - United könnte Liverpool schon nächste Woche Platz eins in der Tabelle der Premier League abjagen. Der zerstückelte Spielplan der Premier League sorgt dafür, dass Liverpools nächstes Heimspiel ausgerechnet das Duell mit dem Verfolger und Erzrivalen ist.

Sky Kommentator und Premier-League-Experte Florian Schmidt-Sommerfeld analysiert Liverpools Probleme, blickt auf die Klubs aus Manchester und London und spricht über das Überraschungsteam Southampton.

FC Liverpool: Platz 1, 33 Punkte, 17 Spiele

Die Auswärtsschwäche der Reds finde ich in dieser Form überraschend. Liverpool hat von seinen Auswärtsspielen nur zwei gewonnen. Insgesamt fällt die Bilanz im Vergleich zur Meistersaison deutlich ab. Selbst wenn Liverpool von jetzt ab alle Spiele gewinnen sollte, hätten sie drei Punkte weniger als in der vergangenen Saison.

Das Fehlen der Innenverteidiger macht sich gravierend bemerkbar. Mit van Dijk konnten die Reds viel mehr ins Risiko gehen. Er gewinnt halt in der Regel neun von zehn schwierigen Zweikämpfen. Aber nicht nur van Dijk fehlt. Auch sein Ersatzmann Gomez und Matip, der es in der Vergangenheit immer gut gemacht hat, wenn er nicht gerade von einer Verletzung ausgebremst wurde. Von van Dijk und Matip fehlt Liverpool im Moment auch die Kopfballstärke bei Standards. Sie haben mit Kopfballtoren schwierige Spiele auf Liverpools Seite gezogen.

Im Angriff ist klar zu sehen, dass Salah, Mane und Firmino total überspielt sind. Sie machen es zwar noch gut, aber man merkt ihnen ihre Müdigkeit an. Klopp hatte in Diogo Jota einen Top-Ersatz gekauft, der sich dann aber verletzte. Und im Mittelfeld fiel Thiago aus. Das werden sie nicht als Ausrede nehmen, aber mit der Verletzten-Misere kannst du eigentlich nicht Tabellenführer bleiben. Sie müssen hoffen, dass der Großteil der Spieler zur Rückrunde zurückkommen, was bei van Dijk aber nicht der Fall sein wird.

Manchester United: Platz 2, 33 Punkte, 16 Spiele

Gleich ihr erstes Spiel wurde wegen der Europa League verlegt, daher standen die Red Devils von Beginn an in der Tabelle etwas schlechter da. Dann haben sie ihr erstes Spiel gegen Tottenham zuhause krachend verloren. Solche Niederlagen sind allerdings in der Frühphase der Saison allen Spitzenteams passiert.

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Dass sie jetzt so gut dastehen, finde ich nicht überraschend. Sie knüpfen jetzt an die starke Rückrunde der letzten Saison an. Im vergangenen Winter haben sie Bruno Fernandes aus Portugal geholt. Man merkt, wie er das Spiel von United komplett umgekrempelt und an sich gezogen hat. Seitdem er auf der Zehn spielt, ist die Bilanz extrem gut. Mit ihm haben sie nur drei Spiele in der Premier League verloren.

Das Aus in der Champions League hat viel überlagert und Trainer Ole-Gunnar Solskjaer stand richtig in der Kritik. Davon hat man sich etwas zu sehr negativ blenden lassen. Man sieht jetzt, dass sie die gute Arbeit der vergangenen Rückrunde fortsetzen und dass United und sein Kader wieder auf dem Weg zu einer richtigen Spitzentruppe sind.

So lange United nicht in ein massives Verletzungsloch fällt, werden sie bis zum Ende vorn dabei sein und um die Meisterschaft spielen. Solskjaers Fußball wirkt zwar immer noch relativ pragmatisch, andererseits standen auch schon bei Sir Alex Ferguson ein Punch und späte Tore im Vordergrund. Unter Ferguson war es ein Automatismus, jedes Jahr einen Titel zu gewinnen. Und da wollen die Red Devils wieder hinkommen.

Leicester City: Platz 3, 32 Punkte, 17 Spiele

Die Foxes werden oben dranbleiben, aber es wird am Ende wieder nicht für die Champions League reichen. Liverpool und die beiden Manchester-Klubs werden sicher in den Top 3 landen, dahinter sehe ich Tottenham vor Leicester. Trainer Brendan Rogers hat eine ganz klare erste Elf, aber danach wird es sehr dünn. Man hat kaum Tiefe im Kader, das könnte ihnen zusammen mit der Belastung durch die Europa League vor die Füße fallen.

Tottenham Hotspur: Platz 4, 29 Punkte, 16 Spiele

Vor ein paar Wochen hätte ich Tottenham noch als Aspirant auf den Titel genannt, jetzt bin ich da eher skeptisch. Auch die Spurs haben kaum einen Gegner an die Wand gespielt und zuletzt die knappen Spiele verloren. Ich sehe sie immer noch als Geheimkandidaten, aber sie stehen eine Stufe unter Liverpool und den Manchester-Klubs und ich glaube, dass sie knapp hinter diesen Drei einlaufen werden.

Sollten sie aber an den letzten drei Spieltagen noch in Schlagdistanz sein, dann haben sie in Jose Mourinho den Trainer, mit dem sie Meister werden können. Mourinho steht für pragmatischen und ergebnisorientierten Fußball. Und er ist bekannt dafür, dass seine Teams hinten raus den besten Punch haben. Das war schon zu seinen Chelsea-Zeiten so.

Manchester City: Platz 5, 29 Punkte, 15 Spiele

Auch City ist vom ersten Spieltag an durch Verlegungen einem vermeintlichen Rückstand hinterhergelaufen, aber die Entwicklung war zuletzt - wie auch bei United - sehr positiv. Auch sie hatten zu Beginn einen Ausrutscher, als sie zuhause gegen Leicester fünf Tore kassiert haben. Die einzige andere Niederlage war gegen Tottenham.

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Manchester City greift nach seine achten Titel im englischen Ligapokal. Das Team von Teammanager Pep Guardiola gewann im Derby bei Manchester United. (Videolänge: 42 Sekunden)

In der Abwehr, in der vergangenen Saison die Achillesferse, haben sie sich durch den Transfer von Ruben Dias und den wiedererstarkten John Stones sehr verbessert. Was sie offensiv leisten, obwohl ihnen fast alles weggebrochen ist, finde ich sehr eindrucksvoll. Dass sie ohne Agüero Schwierigkeiten haben, war schon immer so. Dann ist auch noch sein Vertreter Gabriel Jesus mit Corona und Verletzungen ausgefallen, und trotzdem haben sie ohne Mittelstürmer relativ problemlos drei Tore bei Chelsea geschossen.

Peps und Citys großes Ziel ist die Champions League, die er mit Barcelona zweimal gewonnen hat. Er will sie aber endlich auch einmal ohne Messi gewinnen. Erst nach der Königsklasse kommt in seiner und Citys Prioritätenliste die Meisterschaft.

FC Southampton: Platz 6, 29 Punkte, 17 Spiele

Ralph Hasenhüttl hat großen Anteil am Erfolg der Saints. Die Vereinsführung war mutig, als sie vor eineinhalb Jahren trotz des 0:9-Debakels gegen Leicester weiter auf ihn gesetzt hat. In Höjbjerg ist ein wichtiger Spieler vor der Saison zu Tottenham gewechselt, aber in Oriol Romeu haben sie einen guten Ersatz aufgebaut. Wichtigster Spieler ist für mich James Ward-Prowse. Der Kapitän, der aus der eigenen Jugend stammt und keine Minute in der Meisterschaft verpasst hat.

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Southampton-Trainer Ralph Hasenhüttl über seine Tränen nach dem Sieg gegen Klopp und Liverpool. (Videolänge: 51 Sekunden)

Das System, das Hasenhüttl geschaffen hat, funktioniert perfekt. Er gibt so klare Vorgaben wie kaum ein anderer Trainer, jeder weiß, was er zu tun hat. Gegen Southampton spielt momentan keiner gerne.

FC Chelsea: Platz 9, 26 Punkte, 17 Spiele

Ich bin nicht massiv überrascht darüber, wo Chelsea jetzt steht. Sie haben zwei absolute Schlüsselspieler aus der Bundesliga geholt, Havertz hatte keine Vorbereitung, ich finde es total logisch, dass die Entwicklung der neuen Mannschaft dauert. Dazu hat ihnen die Verletzung von Ziyech ein bisschen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei Ziyech kann Chelsea die Hoffnung haben, die Lücke, die der Weggang von Eden Hazard hinterlassen hat, zu füllen. Bei so viel Umbau merkt man einfach, dass das Ganze noch ein bisschen Zeit braucht.

In England wird kritisiert, dass sie momentan schlechter dastehen als in der vergangenen Saison. Damals waren sie durch die Transfersperre gezwungen, auf die jungen Leih-Rückkehrer zu setzen. Aus denen hat Lampard ein sehr starkes Team geformt und als Trainer eine sehr gute Debüt-Saison in der Premier League absolviert.

Lampard ist nach wie vor extrem beliebt, aber er muss die Mannschaft möglichst schnell aus diesem Loch herausholen. Wir reden ja nicht von ein, zwei Unentschieden zu viel, sondern von zuletzt vier Niederlagen. Eine davon gegen Arsenal, das eigentlich am Boden lag.

Als mögliche Nachfolger wurden zuletzt Thomas Tuchel und auch Ralph Hasenhüttl genannt. Tuchel passt sportlich gesehen grundsätzlich überall hin. Ich glaube aber, dass Lampard noch Zeit bekommt. Hasenhüttl fände ich überraschend, denn Chelsea hat bei Trainern bisher immer auf große Namen gesetzt. Fußballerisch würde er aber passen.

FC Arsenal: Platz 11, 23 Punkte, 17 Spiele

Die Gunners sind eine Mannschaft der Extreme, mit acht Niederlagen haben sie so häufig verloren wie Fulham auf Platz 18. Sie hatten im November/Dezember einen fürchterlichen Anti-Lauf.

Dass sie sich ausgerechnet im Derby gegen Chelsea aus der Krise geschossen haben, war umso überraschender. Ich glaube, dass sich die Geduld mit Mikel Arteta auszahlen wird. Der Kader ist schwierig, es würde gar nichts helfen, den Trainer zu wechseln. Bei Arteta war immer ein ganz klarer Plan zu sehen, sie haben ihn nur nicht so umgesetzt bekommen.

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Arsenal-Trainer Mikel Arteta über die Zukunft von Mesut Özil. (Videolänge: 28 Sekunden)

Arsenal ist viel zu gut um abzusteigen. Ganz ehrlich: Ob sie als Achter oder als 14. die internationalen Wettbewerbe verpassen, ist fast schon egal. Ziel muss sein, sich in den nächsten Jahren wieder bereit für den Angriff auf die Champions League zu machen. Da sehe ich mit Arteta einen guten Plan und klare Schritte in diese Richtung.

Mesut Özil:

Die Geschichte wird bald zu Ende gehen. Zum Glück, muss man fast schon sagen. Natürlich, Arsenal hat ihm den aktuellen Vertrag vorgelegt, er hat ihn unterschrieben und auch das Recht, ihn auszusitzen. Das kommt zwar nicht so gut an, aber es gibt immer zwei Seiten. Für alle wäre es aber schöner, wenn man sich noch im Winter auf einen Wechsel einigen würde.

Zuletzt standen ja die USA und Istanbul im Raum. Vor einigen Wochen hieß es in England, er würde die Rückrunde noch aussitzen. Inzwischen wird ein Wechsel in die Türkei nach Sky Informationen immer konkreter.

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