Hertha BSC will in der kommenden Saison durchstarten und oben mitspielen. Diesen Versuch gab es auch schon unter Jürgen Klinsmann, der aber kläglich scheiterte und hinwarf. Mit Trainer Bruno Labbadia und namhaften Neuen soll es nun wirklich klappen.
Mission Big City Club 2.0 - so könnte man das Ziel für die nächste Zeit bei Hertha BSC formulieren. Eigentlich sollte diese Mission Jürgen Klinsmann als Trainer bewerkstelligen und die alte Dame in die richtigen Bahnen führen. Mit Hilfe des Investors Lars Windhorst investierte die Hertha im Wintertransferfenster 2020 stolze 77 Millionen Euro. Rekord, denn kein Verein in Europa gab mehr aus. Dennoch schmiss Klinsmann nur wenige Wochen später hin - und hinterließ in Berlin lediglich verbrannte Erde.
Nachdem Neu-Trainer Bruno Labbadia nach der Corona-Unterbrechung die Spielzeit mit Hertha noch auf einem versöhnlichen zehnten Tabellenplatz beendete, wurde das Team in diesem Sommer weiter umgebaut. Bis jetzt konnte Geschäftsführer Michael Preetz mit Freiburgs Torhüter Alexander Schwolow und Rechtsverteidiger Deyovaisio Zeefuik vom FC Groningen zwei große Baustellen schließen. Auch Lucas Tousart, der bereits im Winter für 25 Millionen Euro gekauft wurde, aber zurück an Lyon verliehen wurde, ist nun Teil der Mannschaft.
"Komplizierter Transfer-Sommer" für Preetz
Obwohl der angehende Big City Club einige Kaderverstärkungen verwirklichen konnte, ist es laut Preetz "für alle ein komplizierter Transfer-Sommer. Der findet unter erschwerten Bedingungen statt und ist bis jetzt ein sehr schleppendes Transferfenster." Dennoch ist die Hertha "weiter am Markt und am Beobachten," so Preetz in einer Medienrunde. PSG-Reservist Julian Draxler, der lange Zeit als Kandidat bei Hertha galt, spielt jedoch keine Rolle in den Planungen.
Aber auch ohne Draxler ist die Motivation bei der Hertha groß, denn vor allem die bereits verpflichteten Spieler wollen mehr als nur mitspielen. "Es ist mein großes Ziel, in die Europa League einzuziehen," so Tousart bei seiner Vorstellung. Auch Youngster Zeefuik hat klare Ambitionen: "Wir wollen unbedingt etwas gewinnen, wir wollen um etwas spielen. Ich habe die Ambition, etwas zu gewinnen, zum Beispiel die Europa League."
Nationalspieler Stark droht die Bank
Das Selbstvertrauen kommt nicht überraschend, denn der Kader kann sich durchaus sehen lassen. Schwolow ist ein klares Upgrade zu Rune Jarstein und auch die Defensive ist mit Spielern wie Jordan Torunarigha, Dedryck Boyata, Marvin Plattenhardt und eben Zeefuik überdurchschnittlich besetzt. Nationalspieler Niklas Stark droht die Bank.
Im zentralen Mittelfeld ruhen die Hoffnungen auf Tousart, aber hier sucht die Hertha noch. Schalkes Weston McKennie konnte nicht von einem Wechsel überzeugt werden - eine nochmalige Leihe von Liverpools Marko Grujic ist noch nicht vom Tisch. Zudem kann Labbadia auf Winterneuzugang Santiago Ascacibar setzen, der aber aktuell verletzt ist.
Cunha, Piatek & Co. - Hertha hat offensiv viel zu bieten
In der Offensive streiten sich mit Javairo Dilrosun, Rückkehrer Ondrej Duda, Vladimir Darida, Matheus Cunha, an dem PSG Interesse hatte, und Dodi Lukebakio gleich fünf Hochkaräter um drei Positionen um Einsatzzeit. Rekordeinkauf Krzysztof Piatek ist davor im Sturmzentrum gesetzt ist.
Preetz hält sich bei den Saisonzielen dennoch bedeckt. "Eine konkrete Zielsetzung werden wir mit den Spielern intern besprechen. So viel kann ich sagen: Ganz allgemein wollen wir uns verbessern zur letzten Saison. Wir wollen uns weiterentwickeln und auch unsere Spieler fördern."
Hertha und Labbadia mit gemeinsamer Linie
Der Sport-Geschäftsführer hofft vor allem auf eine ruhigere Saison, die durch sportliche Erfolge besticht. Mit dem erfahrenen Trainer Bruno Labbadia, der Anfang April vorgestellt wurde, ist Preetz sowohl bei den langfristigen und kurzfristigen Zielen überein gekommen. "Wir haben schnell eine gemeinsame Sprache und Linie gefunden," begründete Preetz die Wahl Labbadias auf der Mitgliederversammlung.
Die gemeinsame Sprache fanden Trainer und Neuzugang Alexander Schwolow auch sofort. Der Neuzugang aus Freiburg erklärte seinen Wechsel in die Hauptstadt wie folgt: "Ich habe mit Bruno Labbadia eineinhalb Stunden gesprochen und wir waren direkt auf einer Wellenlänge. Das hat direkt gepasst." Zuvor sah es lange Zeit nach einem Schwolow-Transfer in Richtung Schalke 04 aus.
Hertha steigt früh ins Training ein
Auf kaum einen gemeinsamen Nenner kamen zum Ende der Beschäftigungsphase Ex-Trainer Jürgen Klinsmann und die Hertha selbst. Allerdings ist der stillose Abgang des 56-Jährigen beim Klub aus der Hauptstadt kein Thema mehr. Der volle Fokus liegt nun auf der am 18. September beginnenden Bundesliga-Saison.
Wenig überraschend war Hertha daher einer der ersten Vereine, die frühzeitig wieder ins Training eingestiegen sind und "intensiv" trainiert haben. "Wir haben einen großen Schwerpunkt auf den athletischen Bereich, die Körperlichkeit und Fitness gelegt," verriet Preetz. Dies soll und wird die Basis für die kommende Saison sein.
Testspiel-Härtetest gegen PSV Eindhoven
Das erste Testspiel gegen Drittligist Viktoria Köln gewannen die Herthaner mit 2:0, gegen Ajax Amsterdam folgte vor einigen Tagen aber eine 0:1-Pleite. Der zweite Härtetest folgt am 29. August, wenn es in einem Doppeltest gegen den PSV Eindhoven geht. Kurz vor dem Bundesliga-Start dürfen sich die Berliner im Nordduell mit dem Hamburger SV duellieren (5. September).
Die ersten wichtigen Kader-Bausteine für eine erfolgreichere Saison sind mit den Winter- und Sommerneuzugängen getätigt. Auch der Trainer und die Führungsetage scheinen an einem Strang zu ziehen. Wenn jetzt auch noch die Ergebnisse stimmen, ist Hertha BSC auf dem besten Weg zum Big City Club 2.0 - mal wieder.