Mit einem Debakel gegen den SV Sandhausen verabschiedet sich der Hamburger SV aus der Saison 2019/20. Die Mission Bundesliga-Aufstieg ist misslungen. Trainer und Präsident wollen die Situation gründlichst analysieren.
Dieter Hecking (Trainer des Hamburger SV) ...
... zum Spiel gegen den SV Sandhausen: "Heute hat man gesehen, dass wir unter einer sehr großen Anspannung gespielt haben. Ich war mir sicher, dass Bielefeld uns den Gefallen tut und Heidenheim schlägt. Aber dann dürfen wir natürlich nicht nach 20 Minuten zwei so leichte Gegentreffer kriegen - so bringst du dich selber weiter unter Druck. Das hat man auch gemerkt. Das konnte die Mannschaft das ganze Spiel über nicht ablegen. Diese Nervosität, sie haben viel zu unruhig gespielt, keinen Zugriff gefunden. Nach dem 1:2 habe ich die Galligkeit vermisst, die letzte Entschlossenheit das Tor zu erzwingen. Nach dem 1:3 war dann klar, dass uns heute der Stecker gezogen wurde."
... die Einflussmöglichkeiten auf die Mannschaft: "Ich habe versucht, den Jungs Rückhalt zu geben. Und ich glaube auch, dass sie alles versucht haben. Aber man hat heute, wie in den letzten Spielen auch, gesehen, dass wir in gewissen Situationen zu einfache Fehler gemacht haben, den Gegner zu einfache Toren bringen. Das hat sich durch die letzten Wochen durchgezogen. Das wünscht man sich als Trainer anders."
... zur Wahl einer Dreierkette: "Ich hätte mir gewünscht, dass es besser läuft. Wir waren darauf eingestellt, dass Sandhausen keinen großartigen Spielaufbau machen wird und viel mit langen Bällen agiert. Es war hinreichend bekannt, dass wir in den letzten Wochen große Probleme mit langen und hohen Bällen hatten. Deswegen habe ich Ewerton als zentralen Spieler gesehen - trotzdem waren beim ersten und zweiten Gegentor Stellungsfehler der beiden anderen Innenverteidiger zu sehen. Und ja, dann ist es in meiner Verantwortung zu sagen, dass es nicht gepasst hat."
... zu seiner Verantwortung für den Nichtaufstieg: "Ich bin der Letzte der sagt, ich habe keine Fehler gemacht. Wenn man die letzten Spiele sieht, dann ist es nicht immer zu entschuldigen, dass man in der Nachspielzeit ein Gegentor kassiert. Da scheinen wir nicht genug sensibilisiert gewesen zu sein, in den nächsten Wochen danach, es besser zu machen - und das haben wir nicht hinbekommen. Das liegt in meiner Verantwortung und dafür muss ich auch die Verantwortung tragen."
... zu seiner Zukunft beim HSV: "Wir haben ein ganz klares Commitment. Jonas (Boldt, Anmerk. d. Red.) und ich haben dazu bereits Stellung bezogen. Ich glaube, jetzt irgendwas aus der Emotion heraus zu sagen, wäre falsch. Wir werden jetzt ein, zwei Tage Abstand gewinnen müssen, um das ganze sacken zu lassen. Und dann werden wir es in Ruhe aufarbeiten und eine Entscheidung bekannt geben."
... über die Zukunft des Hamburger SV: "Der HSV ist weiterhin ein super Verein. Auch wenn es jetzt das zweite Mal schief gegangen ist. Den Schuh müssen wir uns anziehen. Lange hatten wir die besten Karten von allen. Wir haben es leichtfertig aus der Hand gegeben. Und da sind wir alle, die in der Verantwortung stehen in der Pflicht, dass sauber zu analysieren und nicht Schuldige zu suchen. Nicht die Mannschaft, nicht der Sportdirektor, nicht der Trainer - alle haben es nicht geschafft."
Marcell Jansen (Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des Hamburger SV)...
... zum Auftritt des HSV gegen Sandhausen: "Große Erklärungen zu suchen, nach so einem Spiel wie heute ist fehl am Platze. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. In den letzten Wochen haben wir uns in den Nachspielzeiten Punkte wegnehmen lassen, deswegen sind wir überhaupt in diese Situation gekommen. Es ist der letzte Spieltag, es ist ein ganz anderer Druck. Aber so eine Leistung ist nicht zu entschuldigen. Wir werden die Tage in die Analyse gehen."
... über den Druck auf die Spieler: "Es ist keine Entschuldigung und wir müssen auch nicht nach Ausreden suchen. Aber am Ende sind es Menschen. Die Beine waren schwerer, der Kopf war langsamer. Wir haben uns in der Corona-Zeit nicht belohnt. Wir haben viele Punkte weggegeben. Aber nichtsdestotrotz heißt es jetzt schnell zu analysieren und weiter zu gehen. Wir hatten im Sommer den Riesenumbruch. Es liefen in der Saison viele Dinge gut, aber in dieser besonderen Zeit fehlten uns die Fans, die in Heimspielen und Auswärtsspielen diese Mannschaft tragen. Unsere Fans sind das Herzzentrum, auf die wir in der nächsten Saison wieder hoffen."
... über Trainer Dieter Hecking: "Jonas Boldt und Dieter Hecking werden in die Analyse gehen - auch heute nach der brutalsten Enttäuschung - und sich dann dazu äußern. Es ist fehl am Platz in Populismus zu verfallen. Das Vertrauen in Jonas Boldt ist da und Dieter Hecking hat so viel Erfahrung. Sie werden die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Und dann werden wir es gemeinsam mit allen besprechen. Aber heute oder morgen ist jeder Gedanke fehl platziert."