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Fußball News: Matthäus-Kolumne über das DFB-Team & Thiago

Messi bleibt bei Barca - vielleicht bleibt Thiago auch bei Bayern

Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 
Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus.   © Sky

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. Dieses Mal geht es um das Abschneiden des DFB-Teams in der Nations League und Thiago.

Zwei Spiele, zwei Unentschieden und wieder kein Sieg in der Nations League. Obwohl das Team von Joachim Löw in beiden Partien wie so oft in Führung gegangen ist, hat sie es auch dieses Mal nicht geschafft, als Gewinner vom Platz zu gehen.

Als Erklärung wurde vom Bundestrainer unter anderem die körperliche Verfassung, die aktuell nicht optimalen Bedingungen und Ähnliches angeführt. Das mag vielleicht zutreffend sein und trotzdem empfinde ich die Aussagen teilweise als Ausreden und Floskeln.

Ein Wechsel in der Startelf war zu wenig

Den anderen Nationalmannschaften geht es schließlich ähnlich und trotzdem schaffen sie es, überzeugende Siege einzufahren. Spanien schlug die Ukraine mit 4:0, die Portugiesen haben gegen Kroatien 4:1 gewonnen, Belgien schlägt Dänemark und Frankreich Schweden. Nur wir haben im sechsten Spiel dieses Wettbewerbs immer noch keines gewonnen. Wir dürfen nicht vergessen, wer wir sind und was wir repräsentieren. Diese Partien sind für unser Standing und unser Image sehr wichtig.

Wenn ich an die Sätze nach dem Spiel denke, muss ich sagen, dass im Grunde alle Teams dieselben Voraussetzungen haben. Im Übrigen kam die Schweiz vom Auswärtsspiel aus der Ukraine angeflogen, während die deutsche Mannschaft nur einen Kurz-Trip hinter sich hatte. Die Corona-Einschränkungen sind in der Ukraine zudem noch viel schärfer und ausgeprägter als bei uns. Das kann also kein Grund für fehlende Performance sein.

Wenn man zum Entschluss kommt, dass die Spieler körperlich nicht bei einhundert Prozent sind und sein können, wieso verändere ich meine Startaufstellung nur auf einer Position, nämlich Ginter für Can. Fehlt das Vertrauen in den Rest des Kaders? Wieso gebe ich dem dynamischen Julian Brandt nicht eher eine Chance? Wenn die Frische also tatsächlich gefehlt haben sollte, dann hätte ein probates Mittel dagegen sein können, ausgeruhten Spielern in der zweiten Partie einen Starteinsatz zu gewähren.

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Spanien hat es richtig gemacht

Die spanischen Spieler haben ihre Saison übrigens viel später beendet und hatten noch genügend Luft, um in der letzten Sekunde den Ausgleichstreffer gegen uns zu erzielen. In der zweiten Partie gegen die Ukraine hat Luis Enrique die Startelf auf vielen Positionen verändert.

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Ich habe den Interviews entnommen, dass damit gehadert wurde, wir würden es nicht schaffen, einfach mal das 2:0 zu machen. Das ist nur die halbe Wahrheit. Richtig ist, dass sowohl die Schweiz als auch Spanien genügend Möglichkeiten hatte, weitaus früher ein Tor gegen uns zu erzielen. Die Gegner hätten durchaus in Führung gehen oder den Ausgleich erzielen können.

Im Oktober werden wir voll angreifen, sagte Löw. Wieso haben wir das nicht jetzt schon getan? Ich habe mich ehrlich gesagt über taktischen Maßnahmen, die Positionierung einiger Spieler und die Auswechslungen gewundert.

Auswechslungen nicht nachvollziehbar

Zwei spielentscheidende Wechsel gegen Spanien waren Ginter für Sane und Koch für Werner. Das Signal, dass man dadurch an den Gegner aussendet, ist ganz klar. Ab jetzt dürft ihr den Ball haben und wir haben zwei Akteure weniger auf dem Feld, die Tempo und Torgefahr ausstrahlen. Und genauso ist es gekommen. Die Spanier konnten viel mehr ins Risiko gehen, weil sie wussten, ohne Werner und Sane kann ihnen bei einem Ballverlust nicht mehr allzu viel passieren. Das Ergebnis ist nur eine Konsequenz daraus. Ich habe diese Wechsel nicht nachvollziehen können.

Ebenso wenig verstehe ich, warum Emre Can überall eingesetzt wurde, nur nicht auf seiner besten Position, nämlich im zentralen, defensiven Mittelfeld. Can sollte auf der Sechs oder auf der Acht spielen. Wenn ich ihn dort nicht bringen kann oder will, sollte er gar nicht spielen. Es ist so ähnlich wie der Fall von Thomas Müller. Trainer, die ihn nur bringen, um ihn als Außenspieler einzusetzen, tun damit niemandem einen gefallen.

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Warum spielt Can nicht auf seiner idealen Position?

Can hat in den beiden Spielen in der Dreierkette gespielt oder rechts im Mittelfeld. Dafür fehlt ihm jedoch die Geschwindigkeit. Er ist kein Spieler, der über das Tempo kommt. Can ist ein harter, körperlicher Spieler und ein toller Leader für das Zentrum des Geschehens. Natürlich kann er hinten aushelfen, wenn es sein muss, ideal ist dies aber auch nicht. Ebenso haben die ständigen Rochaden von Sane, Werner oder Draxler nicht wirklich geholfen.

Ich musste daran denken, wie Löw sensationell im Jahr 2017 mit einer B-Elf den Confed-Cup gewonnen hat. Ein großes Geheimnis dieses Erfolges war das klare und feste System dieser Mannschaft. Löw hatte damals ein fixes Gerüst und jeder Spieler hat permanent auf der perfekten Position gespielt. Werner auf der Neun, auf den Halbpositionen dahinter Draxler und Stindl. Hector, Rudy, Goretzka und Kimmich im Mittelfeld. Rüdiger, Mustafi und Ginter in der Dreierkette und ter Stegen im Tor.

Es war zwar nur die zweite Garde, aber mit einer klaren Marschrichtung, einer Struktur und einem System, das perfekt zu den Stärken der jeweiligen Spieler gepasst hat.

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Das DFB-Team enttäuscht gegen die Schweiz. Ein Kommentar von Sky Reporter Marc Behrenbeck (Videolänge: 35 Sekunden).

Gündogans Kritik an Brandt ist ein No-Go

Fitness-Floskeln und falsche Positionen waren nicht das Einzige, worüber ich mich gewundert habe. Auch die Aussagen von Ilkay Gündogan nach der Partie gegen die Schweiz waren äußerst überraschend.

So eine direkte und persönliche Kritik am Fehler eines Mitspielers habe ich beim DFB in den letzten Jahren nicht erlebt. Gündogan hat Brandt vor laufender Kamera an den Pranger gestellt. Zu meiner Zeit hätte das für Ilkay eine ordentliche Diskussion in der Kabine nach sich gezogen. Er hat natürlich Recht, dass der Fehler entscheidend war. Aber es ist am Ende doch ein Teamsport und vielleicht hätte der Fehler ja auch im Kollektiv und mit einer besseren Staffelung verhindert oder ausgebügelt werden können.

Im Übrigen kann ich mich nicht daran erinnern, dass Gündogan nach dem Aufstellungs-Fehler von Pep Guardiola im Champions-League-Spiel gegen Lyon irgendetwas kritisiert hätte. Dort war spätestens nach dem Schlusspfiff klar, dass sich Guardiola wieder mal in einem wichtigen Spiel vercoacht hatte, indem er De Bruyne seiner Stärken beraubt hatte. Er hat den Belgier nach außen beordert, anstatt ihn in der gewohnten Zentrale zu bringen. Ich begrüße mündige Spieler sehr. Aber dann sollen sie sich nicht nur das schwächste Glied vorknöpfen. Einen Mitspieler direkt nach Schlusspfiff so anzugehen war normalerweise immer ein No-Go in der Nationalmannschaft und das sollte auch weiterhin so bleiben.

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Thiagos Wechselwunsch ist wohl nicht mehr so ausgeprägt

Bleiben könnte offensichtlich auch Thiago bei den Bayern. So hört es sich zumindest an, wenn man den Spieler in den letzten Tagen gehört hat. Klar war, dass er dem FC Bayern kommuniziert hat, er suche eine neue Herausforderung. Offensichtlich ist dieser Wunsch nicht mehr so ausgeprägt wie noch vor ein paar Wochen. Das kann natürlich daran liegen, dass das Angebot von Liverpool oder anderen interessierten Vereinen nicht so ist, wie sich der Spieler oder der FC Bayern das vorstellen.

Entweder sind die Vereine nicht bereit, die Ablöse zu zahlen, die die Bayern wollen, oder die Wünsche des Spielers werden nicht erfüllt. In ein paar Tagen werden wir Klarheit haben und sehen, ob Thiago nicht doch noch beim Triple-Sieger bleibt. Hansi Flick würde das sicherlich begrüßen. Er ist bekanntlich ein großer Fan des Spaniers und hätte dann - Stand jetzt - mit Goretzka, Kimmich, Tolisso und Thiago weiterhin vier Spieler für zwei Positionen.

Messi bleibt bei Barcelona und vielleicht bleibt am Ende Thiago auch bei Bayern.

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