Wird Juan Bernat zum Spielverderber für die Bayern? Einst wurde der Ex-Münchner von Uli Hoeneß dafür kritisiert, "Scheißdreck" zu spielen - zwei Jahre später ist er zum torgefährlichen Stammspieler im Pariser Starensemble gereift. Eine wahnwitzige Wandlung, die dem FCB das Triple kosten könnte.
2018 ließ Uli Hoeneß kein gutes Haar an seinem ehemaligen Schützling Juan Bernat. Bei einer Pressekonferenz kritisierte der ehemalige Bayern-Boss den Linksverteidiger und behauptete: "Als wir in Sevilla gespielt haben (CL-Viertelfinale 2017/18, Anm. d. Red.), war er alleine dafür verantwortlich, dass wir fast ausgeschieden waren. Und an dem Tag ist entschieden worden, dass wir ihn abgeben, weil er uns fast die ganze Champions League gekostet hat."
Zwei Jahre später könnte diese Aussage pikanterweise zur bitteren Realität für den FC Bayern werden. Am Sonntag kommt es im Champions-League-Finale (ab 19 Uhr live auf Sky Sport 1 HD und UHD) zum Wiedersehen zwischen Bernat und seinem Ex-Klub.
Stammspieler im Elitekader von PSG
Für gerade einmal fünf Millionen Euro hatte ihn der FCB 2018 an Paris St. Germain verkauft - nach 113 Pflichtspielen, fünf Toren und zehn Vorlagen. Gehörte er bei den Münchnern nur zum Mittelmaß, ist er inzwischen beim französischen Starensemble um Neymar und Kylian Mbappe, die zusammen über 400 Millionen gekostet haben, zu einer festen Größe geworden. Zwar zählt er nicht zu den Glamourösesten im Kader, doch es ist sicherlich auch ihm zu verdanken, dass PSG am Sonntag die Chance hat, den Bayern das Triple streitig zu machen.
In der Champions League stand Bernat in neun von zehn Spielen in der Startelf, dank seiner zwei Tore gegen deutsche Teams gilt er nun als Bundesliga-Schreck. Im Halbfinale erzielte er das 3:0 gegen RB Leipzig, zuvor hatte er im Achtelfinal-Rückspiel gegen Borussia Dortmund getroffen und war zum "Man of the Match" gekürt worden. Als Stammspieler ist Bernat für PSG "ein sehr wichtiger Spieler", weil er "die Fähigkeit besitzt, Lösungen zu finden", sagte Trainer Thomas Tuchel unlängst. Bernat verfüge über eine "tolle Einstellung und eine große Mentalität."
Keine Chance gegen Alaba
Bei Bayern hatte der 1,70 Meter große Verteidiger in seinen vier Jahren stets einen schweren Stand, gegen seinen Konkurrenten Alaba konnte er sich nie dauerhaft durchsetzen. Wenn er zum Einsatz kam, zeigte er allenfalls durchschnittliche Leistungen. Zudem war er in seiner letzten Saison beim FCB von Verletzungsproblemen geplagt und kam lediglich auf zwölf Pflichtspiele.
Zehn Millionen Euro war Bernat den Bayern damals wert, als sie ihn 2014 vom FC Valencia holten. Es sagt viel darüber aus, dass der Rekordmeister den 27-Jährigen ohne Not und ohne einen adäquaten Ersatz in der Hinterhand zu haben, für die Hälfte an die internationale Konkurrenz verkaufte.
In Paris scheint Bernat angekommen zu sein. Im kommenden Jahr läuft sein Vertrag aus, Tuchel will ihn aber wohl unbedingt behalten. Die ersten beiden Offerten soll er abgelehnt haben. Hier bahnt sich - ähnlich wie in München um Alaba - ein Poker an.